Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)
Muss einer der Hausbesetzer sein, die mich zum Besten halten wollen.«
»Wie ich dich kenne, würde ich ihm das nicht raten. Trotz deiner Beschreibung finde ich ihn nicht, beim besten Willen nicht.«
»Was zu essen brauchte der, einen ganzen Teller voll, würde ihm ein bisschen Farbe ins Gesicht bringen. Und ein Paar Schuhe für die schmuddligen Füße. Und ein hübsches Mädchen, das ihn aufmuntert, so traurig, wie der aussieht. Und nächstes Mal, wenn er was anzieht, sollte er nicht das grobe Wollzeug nehmen, die Jacke hat ihm den Hals schon ganz aufgescheuert. Schadet ihm gar nichts, wenn er sich so zum Affen macht.«
Langsam wandte sich Maude Kitty zu und richtete sich kerzengerade auf, ein sicheres Anzeichen, dass sie sich anschickte, noch mehr Unheil zu verkünden. Aber ehe die Seherin zu Wort kam, lachte Kitty kurz auf. »Nein. Warte mal. Tatsächlich. Er hat das Mädchen gefunden, das er gesucht hat. Und sie ist gekleidet wie er. Nein, nicht ganz so. Aber höchst seltsame Sachen hat sie an, darüber einen weiten braunen Umhang mit Kapuze. Langes Haar bis auf die Schultern. Die passt richtig zu ihm. Aber schau nur: Sie ist genauso traurig wie er. Das ist mir vielleicht ein Paar! Und der Umhang hat sich gerächt, das grobe Wollzeug hat auch ihr den Hals zerkratzt, bis aufs Blut sogar. Viel Spaß haben die nicht, wie die aussehen. Eine Scheibe Braten täte ihr ebenso gut wie ihm, und etwas mehr in die Sonne zu gehen, würde ihr auch nicht schaden. Nun sieh dir das an! Sie fasst seine Hand, er streichelt ihr die Wange, so was von bleich habe ich noch nie gesehen. Jetzt blicken beide hierher, direkt zu mir. Wollen wohl herausfinden, was ich von ihrem Scherz halte.«
Kitty lächelte und nickte, bewegte den Kopf energisch auf und ab. »Ja, ich habe euch bemerkt. Ein hübsches Paar seid ihr, wollt wohl euren Spott mit mir treiben und mit meiner Hochzeit und meiner Burg.« Sie sagte das nicht laut, sprach mehr zu Maude, auch wenn sie die Hausbesetzer meinte. »Vergnügt euch. Seid willkommen zum Fest. Und seid bedankt, dass ihr mich daran erinnert, was ich nunbin. Bestimmt kein Lord Shaftoe – soll der in der Hölle schmoren –, sondern Burgwartin und eine ebenso berechtigte Erbin wie jeder, der Kerry-Blut in den Adern hat. Ihr steht auf der Erde von Kerry, und die Tage der Shaftoes sind dahin. Esst. Tanzt. Trinkt. Das Fest sei euer, so gut wie es meins ist …«
Sie hielt inne, wandte rasch den Kopf und begann unter der Schar der Gäste zu suchen. »Na, so etwas. Jetzt habe ich sie aus den Augen verloren. Komisch.« Immer noch lächelnd blickte sie Maude an, erwartete eigentlich, dass die das auch sonderbar fand. Doch die Seherin trat zwei Schritte zurück, mit halboffenem Mund starrte sie Kitty an.
»Entschuldige, Maude. Ich sollte dir doch ins linke Auge schauen und irgendetwas schwören, habe es ganz vergessen. Du brauchst mich gar nicht so anzusehen, als hättest du eine noch schlimmere Prophezeiung in petto als die vorige.«
Da Maude schwieg, hielt Kitty es für das Beste weiterzureden, bis die alte Schlange ihre Zungenfertigkeit zurückgewonnen hatte und sie für jedermann hörbar nutzte. »Machen wir also, was du willst. Ich schaue dir geradewegs ins linke Auge. Du sagst mir, was ich sagen soll, ich sage es, und dann haben wir es hinter uns.«
Maudes Kinnlade schnappte mehrmals auf und zu. Schließlich brachte sie etwas über die Lippen, aber nur leise und unzusammenhängend. »Er heißt Taddy«, hauchte sie. »Sie heißt Brid.«
Kitty gab einen Schnaufer von sich, was sie oft tat, wenn ihr das Lachen im Hals steckenblieb. »Taddy und Brid, meinst du? Die beiden, die wegen der Pulververschwörung gehängt wurden? Jetzt hast du vollends den Verstand verloren und treibst genauso deinen Spott mit mir wie sie.«
Maude schluckte zweimal, drehte sich ohne ein weiteresWort um und schoss zu dem Tisch, auf dem die Getränke standen. In rascher Folge half sie sich zwei gutgefüllte Gläser Tullamore Dew ein.
Ehe Kitty noch einmal die Menge nach der vermeintlichen Brid und ihrem Taddy absuchen konnte, stand Kieran vor ihr und hielt ihr einen Krug Stout hin. »Wie wär’s damit? Hättest du Lust?«
»Und ob ich Lust habe! Sonst wäre ich doch nicht hier.«
Wie auf ein Stichwort griffen Annie Fitzgerald zur Fiedel und Jamie Kerwin zur Flöte, Cathy Clarke schlug die ersten Takte auf dem Bodhran, der irischen Trommel, und auch Charlie Dillon mit seiner Gitarre ließ sich nicht lumpen; gemeinsam legten sie
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