Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)
los mit
Johnny Will You Marry Me
. Kitty kam nicht dazu, ihren ersten Schluck zu nehmen, denn schon tanzte sie den Hoppy, all die Schritte aus ihren Mädchentagen fielen ihr ein, als steckte ihr Gedächtnis in den Füßen. Partnerwechsel, Schlängeln durch die Reihen der Tänzer, vor und zurück, Aufstampfen auf die Planken des Tanzbodens, den sie eigens hatte zimmern lassen, all das nahm Kitty gefangen, so dass sie nicht in der Lage war, die unbewegte Miene beizubehalten, die der Tanz verlangte. Auch lenkte sie der Gedanke ab, die Hausbesetzer, egal, wer sie wirklich waren, könnten auf der Tanzfläche erscheinen, früher oder später würde sie dann ihren Arm in Taddys einhaken, wenn auch nur für ein paar Schritte, bevor das Hin und Her des Tanzes sie wieder ihrem frisch angetrauten Gatten zuführte. Die Wunschvorstellung erfüllte sich nicht, dennoch war sie nicht enttäuscht, zu sehr war sie darauf bedacht, keinen Schritt zu verpassen und somit nicht wieder in den Gedankenfluss zu geraten, den anzustoßen sich Maude McCloskey bemüht hatte.
Die Seherin verhalf sich zu weiteren Tullamore Dews.
Kapitel 3
Kieran musste sich große Mühe geben, seine Verärgerung über Kitty nicht an den Kühen auszulassen. Sie hatten ihm nichts Böses angetan. Sie waren nicht von einem Zimmer ins andere gerannt, hatten nicht auf Geräusche gelauscht, die nur sie hören konnten, hatten nicht nach schemenhaften Schatten gesucht, hatten nicht forschend in die eine, dann in die nächste Ecke gespäht. Auch hatten sie nicht, als über das seltsame Gebaren befragt, wie Kitty geantwortet: »Oh, habe ich das wirklich getan? Tut mir leid, ich bin manchmal ein bisschen verwirrt. Du verstehst das bestimmt.«
Unter unerklärlichem Verwirrtsein litten die Kühe nicht. Gleich bei der ersten Aufforderung hatten sie sich von der Weide am Fluss nach oben begeben. Er hatte sie ohne weiteres in die Große Halle treiben können, sie hatten die Steinplatten auf dem Fußboden hingenommen und sich sogar hübsch nebeneinander ihren Stellplatz gesucht, mit dem Kopf zur Wand.
Sie waren das, was man von einer Kuh erwartete, solange er sich bewusst war, dass er mit keinerlei Gefühlsregungen oder irgendeiner Anteilnahme rechnen durfte. Wenn Kitty McCloud es beliebte, seine Geduld auf die Probe zu stellen, wenn Mrs. McCloud – sie hatte trotz der Eheschließung ihren Geburtsnamen beibehalten –, wenn es Mrs. McCloud gefiel, sich in unberechenbarem Gehabe zu üben, wenn seine Liebste und Teuerste es für nötig befand, ihn völlig von ihrem dichterischen Tun auszuschließen, die Tiere durften dafür nicht büßen.
Kieran wusste um die Quelle ihres inneren Aufruhrs. Aber etwas verstehen hieß noch lange nicht, es zu akzeptieren.Wiederum hatte er wissentlich eine Schriftstellerin geheiratet, eine mit sich selbst beschäftigte Gattung Mensch, abgeschieden von den anderen, die sich aus dieser Welt zurückzog und mit Gewalt in eine andere eindrang.
Auch hatte sie ihn glauben gemacht, dass sie Grund genug für das ihre Mitmenschen nervende Verhalten hatte. Trotz des obersten Gesetzes, das für jeden Schriftsteller gilt, hatte seine Frau auf ihrer Hochzeitsreise nach Ballinskelligs und auf die vor der Küste gelegene Insel Skellig Michael einige ihrer Geheimnisse preisgegeben. Sie hatte keine andere Wahl gehabt. Die Loslösung von ihrem Computer – von dem sie durch die Hochzeitsreise gewaltsam getrennt worden war, andernfalls hätten sie gar nicht fahren können – empfand sie als so großen Verlust, dass sie diesen Kummer einfach mit jemandem teilen musste.
Er wiederum hatte ihr bekannt, dass er ohne seine Kühe nicht leben konnte. Nur hatte er zugeben müssen, dass er in eine vertraute und wohlgeordnete Welt zurückkehren würde. Sie hingegen erwartete ein heilloses Durcheinander, das geradezu an Chaos grenzte. Sie hatte, wie sie selbst gestand, es mit einer Herausforderung aufgenommen, die sie fast in den Abgrund stürzte. Sie hatte sich, wenn auch zögerlich, entschieden, George Eliots
Die Mühle am Floss
(durch die er sich nie bis zum Ende hatte durchkämpfen können) zu überarbeiten. Flüche wie »Dämliche Maggie! Heilige Einfalt! Du dummes Stück!« konnten die schönsten Momente ihres Beisammenseins stören. »Verrückter Tom Tulliver! Angsthase, ich werd dir schon Beine machen!« Ausdrücke wie diese konnten ihrer beschwingten Fahrt nach Ballinskelligs zu einem Tanzabend im dortigen Pub »Tig Rosie« die gute Laune nehmen. Verwünschungen,
Weitere Kostenlose Bücher