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Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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Warnungen, diabolisches Gelächter – es waren alles Ausbrüche, die von ihrem Willen zeugten, dem Roman ihre Prägung zu geben. Mitten in einer Mahlzeit stieß sie unversehensWörter oder Sätze aus wie »Gerechtigkeit« oder »Das hat er verdient … Sie wird glücklich werden. Du wirst sehen, ich mache sie glücklich!«
    Nun waren sie wieder zu Hause, und sie war entschlossen, sich George Eliot, alias Mary Ann Evans, gefügig zu machen.
    Während Kieran seinen unruhevollen Gedanken nachhing, war er beim Melken bei der siebenten Kuh angelangt – dreiundzwanzig waren es insgesamt. Ein seit kurzem öfter auftauchendes Ziehen machte sich unterm Brustbein bemerkbar. Binnen kurzem würde es weiter ausstrahlen, nach oben, nach unten, nach allen Seiten, würde den Brustraum ausfüllen und bis zum Magen reichen. Erfahrungsgemäß breitete es sich diffus im ganzen Körper aus und erzeugte in ihm ein Verlangen, das sich nur stillen ließ, wenn er seine Frau in die Arme nahm, sie fest an sich drückte und sie so vor aller Verletzbarkeit schützte. Er wiederum empfand dann eine Selbstbestätigung, eine Verwirklichung all dessen, das sein wahres Wesen ausmachte, so, wie es gewesen war, wie es jetzt war und wie es immerfort sein sollte. Nur in dieser Ganzheit fand er zu seinem Selbstverständnis. Wäre ihm das genommen, wäre er nicht er.
    In Gedanken versunken sah er zu, wie die warme süße Milch in den Eimer spritzte, und Dankbarkeit erfüllte seine Brust. Seine Erregung hielt dennoch an, schwand nicht, im Gegenteil, nahm eher zu. Sie war der Nährboden für seine Liebe. Sein ganzes Leben lang hatte er beim Anblick dieser Frau nur Zorn empfunden, und genau dieser Zorn war es, der seine Liebe zu ihr überhaupt ermöglicht hatte. Sein Groll barg das Wissen um ihre Verletzbarkeit. Wenn seine Wut am größten war, erwachte tief in seinem Innern das Bedürfnis, sie vor jedwedem Unheil zu bewahren. Er hatte Mitleid mit ihr, weil sie ungeschützt war; inmittenseines Wütens sah er ihre Entschlossenheit, ihren Trotz. Nur er konnte sie beschützen, nur er allein konnte seine eigene Boshaftigkeit bezwingen. Und mit diesem Wissen hatte er sein mit Hass gewappnetes Herz öffnen und sein wahres Ich erkennen können. Zu seiner Verwunderung hatte sie in ihre Ehe all das mitgebracht, was seine Liebe erst ermöglichte. Sie konnte ihn auch jetzt wie ehedem rasend machen. Nur hatte er erkannt, dass es ohne das nicht ging. Sein Grimm war der Nährstoff seiner Liebe, ohne ihn waren sein Sehnen und Verlangen gefährdet, drohten zu versiegen. Sie musste ihn einfach herausfordern, ständig ausprobieren, wie weit sie es treiben konnte, bis sein Geduldsfaden riss. Und auch dessen war er sich bewusst: Sie würde es stets darauf ankommen lassen. Ihr hartnäckiger Charakter ließ sie nie im Stich, wie Cupidos Pfeile traf sie mit ihren Ausfällen stets ins Schwarze. Ein zielgerichteter Blick, ein Achselzucken, ein Murren, ein Heben des Kopfes: Jeder Pfeil saß – und in jeder dieser Gesten fand seine Liebe erneut Bestätigung.
     
    Er war mit dem Melken fertig. Kieran streute erst Kalk, dann Stroh auf die mit dem Schlauch abgespritzten Steinplatten und wanderte so die lange Reihe der Kühe ab – die Welt war für ihn wieder in Ordnung. Auf diese Art Befriedigung konnte er sich verlassen, und um dieses Gefühl nie zu verlieren, gönnte er sich immer eine Pause, um das Ergebnis seiner Mühen wohlgefällig zu betrachten.
    Das Schwein hatte eine ihm genehme Kuh gefunden und sich ins Stroh gelegt, und zwar so, dass deren Atem genau auf seinen Bauch strömte und es in den vollen Genuss der Wärme kam, wie sie nur von einer Kuh ausgehen kann. Auch Sly, dem für heute keine Hütehundeigenschaften mehr abverlangt wurden, hatte sich auf dem Steinfußboden ausgestreckt und wartete mehr oder weniger geduldigauf die Aufforderung seines Herrn, ihm in die Spülküche zu folgen – eine Namensgebung, die der Raum seiner Lage in einer Burg verdankte –, wo der gute Mann ihm ein eigens zubereitetes feines Fresschen servieren würde.
    Gerade als Kieran einen letzten Arm voll Stroh ausstreute, betrat Kitty mit für sie ungewöhnlich sachten Schritten die Halle. Sobald sie in Hörweite war, erklärte sie: »Ich habe beschlossen, wir wollen das Schwein nicht.«
    »Um Himmels willen, lass es, wo es ist.«
    »Es geht dahin zurück, wo es hingehört.«
    »Sieh doch mal her. Es fühlt sich hier entschieden wohl und zu Hause.« Er deutete mit dem Kopf in die Richtung, wo das

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