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Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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Schwein es sich bequem gemacht hatte.
    »Es macht nichts als Ärger. Es wird die Burg zum Einsturz bringen – sie unterhöhlen – oder wer weiß was veranstalten. Ihm ist nicht zu trauen.«
    »So ein Blödsinn! Wie soll man einem Schwein trauen oder nicht trauen?«
    »Der eine tut’s eben, und der andere nicht. Ich jedenfalls nicht.«
    »Aus welchem Grund hast du deine Meinung geändert, wie schon so oft?«
    »Ich brauche keinen Grund, um meine Meinung zu ändern. Ich hab sie eben geändert. Und es bleibt dabei. Außerdem hat das Schwein meine Turmstube vollgepisst.«
    »Was wollte es ausgerechnet in deiner Turmstube?«
    »Pissen.«
    »Ich meine, wie ist es da hinaufgekommen?«
    »Einfach so. Der Raum hat schließlich keine Tür.«
    »Und wieso hast du es nicht fortgejagt?«
    »Ich war am Arbeiten – ich – ich hab’s einfach nicht gesehen – erst, als es pisste.« (Was sie ihrem Mann verschwieg war, dass vor dem schweinischen Akt Taddy auf seinem Weg treppauf durch ihr Arbeitszimmer gegangen war.)
    »Ich mag das Schwein.«
    »Und ich – ich nicht.«
    »Damit wäre die Sache ja klar.«
    »Gut. Das Schwein geht.«
    »Nein. Das Schwein bleibt.«
    Herausfordernd neigte Kitty den Kopf nach rechts. »Was ich sage, rührt dich wohl gar nicht?«
    »Du hast deine Meinung gesagt, und ich meine. Das Schwein bleibt. Schließlich hat es uns zusammengebracht.«
    Das stimmte. Das Schwein hatte sich in zweierlei Hinsicht als Segen erwiesen. Zum einen hatte es die jahrhunderte alte Fehde zwischen ihren beiden Familien, den McClouds und den Sweeneys, beendet. Und zum anderen hatte es Kittys an der Steilküste gelegenen Grund und Boden aufgewühlt und dabei das Skelett des allseits begehrten Verführers Declan Tovey ans Licht befördert, der dort unter den Kohlbeeten vergraben lag, offensichtlich Opfer eines Mordes. Das wiederum hatte zu einer despektierlichen irischen Totenwache geführt, während der der Stammsitz der McClouds unter den Stürmen und Wasserwogen ein- und schließlich ins Meer hinabstürzte und das bis zum heutigen Tag nicht wahrhaft beerdigte Skelett des sagenumwobenen Mr. Tovey mit sich riss. Das Schwein war aus unerklärlichen Gründen ihrem gerade aus New York eingetroffenen Neffen bis an Kittys Haustür gefolgt. Ein Missgeschick am Straßenrand hatte nur wenige Kilometer von ihrem Haus entfernt die Fahrspur mit einer ganzen Rotte ähnlicher Artgenossen bevölkert.
    Zu jedermanns Erleichterung ruhte der unwiderstehliche Declan nun auf dem Meeresgrund, und zu Kittys noch größerer Erleichterung hatte das hartnäckige Schwein eine Heimstatt bei Lolly gefunden, die, wie es der Himmel wollte, zu den letzten erfolgreichen Schweinehirten im modernen Irland gehörte. Und die durch eine weit überraschenderegöttliche Fügung nun mit Kittys amerikanischem Neffen Aaron, ebenfalls einem McCloud, verheiratet war.
    Im Großen und Ganzen gesehen hatte das Schwein also mehr Gutes bewirkt, als Schaden angerichtet. Kitty hatte Kieran geheiratet, und sie bewohnten jetzt die Burg. Aber damals war nicht heute, und nur Kitty wusste um die Gründe ihrer neuerlich feindseligen Haltung gegenüber dem Schwein.
    Kieran war über die Maßen erstaunt, als Kitty die Hände unter dem Kinn rang. Noch nie hatte er sie in so einer Bittstellerhaltung gesehen, geschweige denn in der Haltung zu einem Gebet. Selbst bei ihrer Hochzeit, am Altar vor Pater Colavin, der sie dermaßen überreichlich mit Segenssprüchen bedachte, dass sie sie selbst in einem langen Leben nie würden aufbrauchen können, war ihr Zugeständnis an die heilige Zeremonie auf ein angedeutetes Kreuzen der Finger in Magenhöhe begrenzt geblieben. Jetzt aber hatte sie die Hände fest ineinander verschlungen und hielt sie beängstigend nahe am Herzen. »Bitte, es kann nicht bleiben«, sagte sie. »Es – es bringt Unglück.«
    »Bloß, weil du mit deiner Schreiberei Probleme hast, kannst du doch nicht die Schuld auf das Schwein schieben.«
    »Es hat nichts mit meinem Schreiben zu tun.«
    »Ach nein? Und es hat auch nichts mit deinem Schreiben zu tun, wenn du in Ecken starrst oder dich nach hinten umschaust, als würde dir jemand folgen?«
    »Wovon redest du da?«
    »Über dich und dein Gebaren, wenn du sitzt und über diese dämlichen Tullivers brütest, über die du etwas zu schreiben versuchst.«
    »Es hat nichts mit den Tullivers zu tun.«
    Kieran reckte Kopf und Schultern in die Höhe und trateinen Schritt zurück, als könnte er so seine Frau aus einer besseren

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