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Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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lachte schallend los. Wenn Kieran geglaubt hatte, er würde sie mit dieser Nachricht verblüffen, irrte er, auch ließ sie sich in ihrem Spiel nicht stören. All die Jahre ihrer Freundschaft mit Lolly McKeever, ihrer Busenfreundin, hatte sich Kitty amüsierte Kommentare von ihr anhören müssen, weil es der Frau einfach nicht in den Kopf wollte, dass man beim Schreiben in Schwierigkeiten geraten könnte. »Wovon redest du da? Einen Roman kann doch jeder schreiben. Ich würde mich selbst dransetzen, wenn ich die Zeit hätte. Einen Roman schreiben? Wer sollte das nicht wollen oder können?«
    Kitty war dann immer zwischen Mitleid und Verachtung hin und her gerissen gewesen (vom Ersteren war ihr weniger, vom Zweiten weit mehr gegeben) und hatte – nur mit Rücksicht auf Lolly und um der Bedauernswerten das Überleben auf Erden zu ermöglichen – schlicht und ergreifend geantwortet: »Natürlich. Deine Schweine sind weitaus wichtiger.« Und nun hatte der zum Schweinehirt beförderte Aaron ihr endlich die so heißersehnte Möglichkeit zum Schreiben gegeben.
    Kitty hatte lediglich auf etwas mehr Abstand vom Tisch geachtet und Kierans Neuigkeit mit den Worten »Ich kann es kaum erwarten«, abgetan.
    Noch ehe sie die nächste Angabe machte, sagte Kieran: »Aaron gibt zu, dass er erleichtert ist, nicht länger schreiben zu müssen. Er würde mit Freuden diese Last an seine Frau weitergeben.«
    Kitty brachte den Ball auf seine Flugbahn. Er schoss über den Tisch hinaus, an ihrem Mann vorbei und hinten gegen die Wand. Kieran holte ihn, und sie schlussfolgerte derweil: »Das heißt, für unser großartiges Fest zum Abschied von der Burg wird Aaron das Schwein auswählen.«
    »Ich weiß nicht, weshalb das nötig sein sollte, eins von ihren Schweinen auszuwählen, meine ich.« Mit einer kühnen Drehung des Handgelenks schmetterte er den Ball zu ihr hinüber und auf die Kante des Tisches. »Schließlich haben wir den Vorzugskandidaten schon bei uns wohnen. Und dabei bleibt alles unter uns, sozusagen in der Familie.«
    Wie zum Protest auf die bloße Erwägung einer solchen Möglichkeit kam von draußen durch das Fenster ein markerschütternder Schrei, der in ein Kreischen überging, dann wieder mehr in ein Quieken. Kieran lieferte einen Netzball. Kitty ließ den Ball liegen, wo er landete. »Das Schwein«, sagte sie nur.
    »Kaum dass wir von ihm sprechen, scheint es schon jemand zu schlachten.«
    Kitty ging zum Fenster.
    Kieran nahm den Ball auf. »Wir können nicht jedes Mal das Spiel unterbrechen, wenn es dem Schwein gefällt, sich lautstark zu äußern.« Als Kitty nichts erwiderte, fragte er: »Ist da jemand, der es scharf ansieht? Das kann es auf den Tod nicht ertragen.«
    »Eine der Kühe scheint mit den Haxen in einem Loch festzustecken.«
    »Es hört sich aber nicht nach Kuhgebrüll an.« Er ging zum Fenster.
    Weiter draußen auf einem Feld hinter der Steinmauerwar tatsächlich eine Kuh mit den Hinterbeinen in ein Loch geraten, und sie vermochte nicht, sich selbst zu befreien, so sehr sie es auch versuchte. Offensichtlich hatte sich das Schwein ihrer Sache angenommen. Das Borstenvieh stand neben der Kuh, die Schnauze himmelwärts gewandt, und flehte in Tönen, die keine Gottheit überhören konnte, um sofortige Erlösung vom Übel. Die missliche Lage, in der sich seine Gefährtin befand, schmerzte augenscheinlich mehr als das Messer des Schlächters oder der Gertenhieb des Hirten, oder forderte es mit vehementer Empörung sein Dinner ein?
    Die Kuh hatte sich in ihr Schicksal ergeben; als wäre sie mit dieser Art körperlicher Übungen wohl vertraut, versuchte sie in regelmäßigen Abständen, die Beine freizubekommen, legte auch kurze Verschnaufpausen ein, um dann die Bewegungsabläufe wieder aufzunehmen, als gelte es, ihre Geschicklichkeit unter Beweis zu stellen. Man hatte den Eindruck, sie tat es im Einklang mit dem Schwein. Das Schwein quiekte, die Kuh arbeitete mit den Hinterbeinen. Die beiden Tiere hatten bei diesem komischen Schauspiel eine Partnerschaft geschlossen: Der Kuh fiel der Tanzpart zu, und sie führte ihn, so gut sie konnte, aus, und das Schwein sorgte für die musikalische Begleitung.
    Mit einiger Mühe überwanden Kitty und Kieran die Steinmauer. Als sie am Ort des Geschehens ankamen, war noch alles wie gehabt. Die Kuh übte sich weiterhin in ihren Bewegungen, angetrieben von dem unablässigen Quieken und Grunzen des Schweins; der sich wiederholende Ablauf von rhythmischen Bewegungen und Tönen

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