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Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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einen kleinen Ausgleich zu schaffen für eine Tragödie, die man eigentlich mit nichts ausgleichen konnte – und Kitty hatte kraftvoll zurückgeschlagen, woraufhin Kieran rein aus Gewohnheit gegen seine ihm Widerpart bietende Frau auftrumpfte und dem Ball einen solchen Drall verlieh, dass er die Netzkante berührte, auf Kittys Seite fiel, einen Rückschlag aber unmöglich machte. Von da an blieb es bei einem fünf zu drei für Kieran, ein ehrenvolles Gewinnen für den Sieger wie auch eine ehrenvolle Niederlage für die Verliererin.
    Ohne sich groß zu ereifern – denn der Wettstreit zwang Kitty, ihr Temperament zu zügeln –, schilderte sie während des Spiels auch die Niedertracht von Lord Shaftoe und wie sich die Gesetzgebung als sein Komplize erwies, um sie von der Burg zu vertreiben. Kieran seinerseits bediente den Ball, den er wie seine Frau trotz aller Ablenkung nicht aus dem Auge ließ, und hielt sich dabei mit ungläubigem Staunen, mit Verwünschungen oder Flüchen nicht zurück. Beide waren es zufrieden, dass Kieran, was den Spielstand anging, vorn lag. Das mäßigte ihren Zorn und bremste etwaige Wutausbrüche, in die sie sich sonst hineingesteigert hätten, so aber ließen sie nicht ab von Schläger und Ball und redeten sich hartnäckig ein, dass nichts, aber auch gar nichts ihnen den Spaß am Spiel verderben oder sie von dem ehelichen Schlagabtausch und dem das Spiel begleitenden Zwiegespräch abhalten könnte.
     
    Rasch rückte der Tag für das Festmahl näher. Achtsam hielt Kitty den Ball in der linken Hand. Er durfte keine Delle bekommen, es wäre das Aus für ihr Tennisspiel gewesen. Es war der letzte intakte Ball. Beide, sie und auch Kieran, hatten vergessen, für Nachschub zu sorgen.
    Sie würden einfach spielen wie immer, solange der Ball mitmachte. Wenn sie bis Spielende oder bis zum Zerschmettern des Balles ihr Gesprächsthema nicht erschöpfend behandelt hatten, mussten sie eben mit der Küche vorliebnehmen, wo für alle Fälle ein Schachbrett bereitstand. Kitty hatte den Anschlag. Kieran gab den Ball zurück, und das Spiel begann.
    »Hast du dir die Sache mit dem Schwein überlegt?«, fragte er.
    »Was gibt es da zu überlegen?«
    »Dass du meiner Vorstellung zustimmst.«
    Ping-pong, ping, pong-pong-ping
sprang der Ball über dasNetz hin und her. Kieran und Kitty führten einen Tanz auf, dessen Choreographie der jeweils andere festlegte, veranstalteten einen choreographisch abgestimmten Tanz, einen Schritt zurück und wieder vor. Sie verrenkten sich dabei mal nach rechts, mal nach links, beugten sich über den Tisch, dann wieder zurück, bewegten die Hand mit dem Schläger schnell und geschickt, als gehörte sie einem der Hindu-Götter. Als Kieran fünf Punkte verbuchen konnte, Kitty hingegen nur einen, sagte sie: »Du meinst, dass wir es verspeisen sollten?«
    »Fett genug ist es.«
    »Ums Fettsein geht es nicht.«
    »Ein mageres Schwein können wir den Leuten nicht vorsetzen.«
    »Es gibt auch andere Schweine. Lolly hat mehr als genug davon; oft denke ich, sie ist in Wirklichkeit eine Circe, und Aaron sollte sich in Acht nehmen vor ihr. Obwohl von der Sorte auch jede andere meinen Neffen mit Leichtigkeit in ein Schwein verwandeln könnte.«
    Es stand jetzt zwölf zu sieben für Kitty. Als Kieran auf bestem Wege war, auf dreizehn zu elf aufzuschließen, sagte er: »Ich glaube, sie hat das Vernünftigste gemacht, was sie tun konnte. Was ihr zum Vorteil gereichen dürfte.«
    »Nämlich?«
    »Ich bin gestern bei ihnen vorbeigefahren, und plötzlich stand mitten auf der Straße Aaron vor mir und trieb die Schweine vor sich her; wohin er mit denen wollte, weiß ich auch nicht.«
    »Aaron?«
    »Aaron.«
    »Lolly hätte ihn in einen Schweinehirt verwandelt? Na ja, was sein schriftstellerisches Talent betrifft, so ist das geradezu ein Aufstieg für ihn.« Kitty war etwas nach hinten zur Wand zurückgewichen, um für den kraftvollen Schlaggewappnet zu sein, der den Ball mit der Geschwindigkeit eines Kolibri zu ihrem Mann hinüberbefördern sollte. Kieran aber stand nur leicht nach vorn gebeugt und sorgte mit einer raffinierten Drehung des Schlägers dafür, dass der Ball knapp über dem Netz auf der anderen Seite aufsetzte. Er klackte wie der Kot einer tief fliegenden Möwe auf die Tischplatte. »Es kommt aber noch besser«, sagte er.
    »Erzähl.«
    Kieran wartete den nächsten Ballwechsel ab, ehe er weitersprach. »Lolly betätigt sich jetzt als Schriftstellerin. Sie schreibt einen Roman.«
    Kitty

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