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Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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in Geister verlieben«, beendete Kieran den Satz.
    Ohne zu schlucken, noch beim Kauen, bestätigte Kitty ziemlich leise: »Ja. Schwachsinnig.«
    »Natürlich«, pflichtete ihr Kieran bei, »schwachsinnig. Völlig schwachsinnig müssen die sein, was sonst.« Er legte die Gabel hin. »Und dass jeder von ihnen die Burg in die Luft sprengen will, aus purer Eifersucht …«
    »Das ist ohne Sinn und Verstand«, stellte Kitty fest. »Die … die müssen verrückt sein. Total irrsinnig.«
    »Stimmt. Bescheuert müssen die sein. Völlig bescheuert.«
    Sie schauten sich kurz an, tranken den letzten Schluck Milch aus und beendeten so ihr Dinner.
    Kitty begab sich an ihren Computer, damit ihr Gatte den Abwasch machen konnte in aller Ruhe, die auch sie in ihrer Turmstube suchte. Da sie von ihrer Unterhaltung und dem raschen Blick, den sie ausgetauscht hatten, noch etwas aufgewühlt war, wollte sie den Tullivers, sowohl Maggie wie auch Tom, einen freien Abend gönnen und ihre Verbesserungen ruhen lassen. Sie würde nur die E-Mail-Eingänge prüfen, vielleicht eine Treppe höher steigen, sich still an den Webstuhl setzen und sich ihren Gedanken überlassen.
    Da sie nun erfahren hatte, dass sie, Kitty McCloud, und ihr Gatte, Kieran Sweeney, von denen abstammten, die eigentlich hätten gehängt werden müssen, war sie nicht sicher,ob sie es überhaupt wollte, dass Brid und Taddy sie je wieder zu Gesicht bekamen. Und doch, seit ihr Peter diese unwillkommene Offenbarung gemacht hatte, wollte sie allzu gern erfahren, wie sie sich in deren Gegenwart fühlen würde – in welcher Weise sie auf die ihr soeben enthüllte Mittäterschaft an deren Geschicken reagieren würde. Würde sie es überhaupt ertragen, sie wiederzusehen? Würde sie letztendlich das Grauen, das Entsetzen verspüren, das die Erscheinung eines Gespenstes einem normalerweise bereitete? Würde sie sie um Vergebung bitten? Würde sie sich ihnen gegenüber in einer Art erniedrigen, von der sie selbst noch nichts wusste? Ihre Erwägungen brachten sie nicht weiter; resolut schüttelte sie sie ab und kam zu der einzig möglichen Schlussfolgerung. Sie hatte sie nicht verraten, auch ihr Mann nicht. Sie waren schuldlos. Es war ein Vorfall in der Geschichte, für den weder sie noch Kieran sich zu verantworten hatten. Und wenn Brid oder Taddy die geringste abweisende Geste machten oder ihnen einen vorwurfsvollen Blick zuwarfen, aus dem sich schließen ließ, sie seien anderer Meinung, dann … Hier gebot sich Kitty Einhalt.
    Doch noch hatte sie sich mit dieser anderen neuen Erkenntnis herumzuplagen – oder, besser gesagt, mit einer Erkenntnis, die ihr längst bewusst war und nun erneut Bestätigung gefunden hatte. Sie war in Taddy verliebt. Kieran war in Brid verliebt. Ein Blick hatte genügt, das einander wissen zu lassen. Zum ersten Mal ging Kitty auf, dass es vielleicht ihr Glück war, dass sie die Burg verlassen mussten, so niederschmetternd das auch sein würde – eine verlorene Liebe. Die Liebe zu einem Geist war nicht das Einzige, doch leider Schwerwiegendste, was sie krank, wenn nicht gar wahnsinnig machte.
    Ihre E-Mails zu lesen, obwohl ihr das meist lästig war, könnte ihr helfen, die Gemütsruhe wiederzugewinnen.Möglicherweise brachte ihr die Durchsicht der banalen und unwichtigen Sachen den Gleichmut wieder, den sie einstmals besessen hatte – vor ihrem Aufstieg zu Glanz und Fluch der Burg Kissane.
     
    Kieran löffelte den Rest der Bouillabaisse aus dem Kochtopf. Kitty kam in die Küche und hielt etwas in der Hand, das wie ein Computer-Ausdruck aussah. Nie hatte sie ihn an ihrer Arbeit teilhaben lassen, hatte nie seinen Rat gesucht, nie auf seine Reaktion gewartet. Aber vielleicht hatten die Ereignisse des Tages sich nachteilig auf ihre Überzeugung ausgewirkt, immer völlig in der Hand zu haben, was sie tat oder woran sie arbeitete. Er würde ihr helfen, wenn es ihm möglich war.
    Wortlos hielt sie ihm das Blatt hin. Reglos wartete sie, während er las. Als er damit fertig war, schaute er einen Augenblick in die Spüle, reichte ihr dann das Papier zurück. Sie blickten einander in die Augen, abermals nur flüchtig. Kitty machte kehrt und verließ den Raum. Als sie gegangen war, fuhr Kieran mit dem Finger über den Topfboden und leckte den letzten Rest von der Bouillabaisse aus. Er schob den Topf ins warme Abwaschwasser. Der Computer-Ausdruck von Kittys Rechtsanwältin in Cork besagte, die von Shaftoe vorgelegten Papiere waren als Fälschungen erkannt worden. Die

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