Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)
Kieran? Was findest du …«
Aaron fiel ihr ins Wort. »Lolly, mein Herzblatt, wenn du den Leser überzeugen willst, dass deine Hauptcharaktere Idioten sind und völlig schwachsinnig, aber keine mit Verstand begabten Wesen, dann mach nur weiter so. Prima Idee. Sich in einen Geist zu verlieben! Also ich muss schon sagen! Du solltest deinen Gestalten etwas mehr Respekt entgegenbringen. Aber schließlich bist du die Verfasserin. Ich bin nur ein Schweinehirt. Mach, was du willst, bloß sag nachher nicht, man hätte dich nicht gewarnt. Wenn du deine Charaktere der Demenz anheimfallen lassen …«
»Einigen wir uns nun endlich auf ein Schwein, oder was?« Diesmal griff Kitty ein und fragte das in dem gleichgültigenTon, den sie für den Rest ihres Besuchs hier beizubehalten gedachte. Kieran schwieg.
Aaron war dankbar für das Stichwort und rief:» Das Schwein! Das Schwein! Ja, das Schwein!«
»Aber«, beharrte Lolly, »was wird mit der Burg …?«
»Hör auf! Ums Schwein geht’s. Ums Schwein. Bring deinen Truck her, Kieran«, sagte Aaron. »Wir laden das da auf. Schielt ein bisschen, aber die Augen isst sowieso keiner. Hol den Truck, Kieran, mach, dass du fortkommst.« Er klatschte dem Schwein auf den Rücken, um seine Auswahl zu besiegeln. Das Schwein gab keinen Mucks von sich, und auch Kitty und Kieran schwiegen.
»Na schön. Vergesst nur meinen Roman«, sagte Lolly. »Ich werde mir selber was ausdenken.« Damit ging sie ins Haus und warf die Tür hinter sich zu.
Einen langen Moment schaute Kitty Kieran an, und Kieran schaute Kitty an. Kitty senkte den Kopf und blickte angelegentlich auf den groben Boden zu ihren Füßen. Als sie aufschaute, hatte Kieran den Kopf leicht zur Seite geneigt, betrachtete aber immer noch seine Frau. Noch einmal sahen sie einander stumm an. Aarons Blicke wanderten von Kitty zu Kieran und von Kieran zu Kitty, er war verwundert, doch immer noch ungehalten. »Gott sei Dank, ich muss nie wieder auch nur ein einziges Wort schreiben.«
Kieran fuhr seinen Truck auf den Schweinehof, und ohne Schwierigkeiten gelang es ihm und Aaron, das ausgewählte Schwein dazu zu bringen, auf die Rampe und auf die Ladefläche zu trotten. Kieran setzte sich hinters Steuerrad, Kitty kletterte auf den Beifahrersitz. Der Lastwagen fuhr los. Das Schwein, dem nicht bewusst war, welches auserlesene Schicksal ihm bevorstand, reckte Kopf und Rüssel in die Höhe, schnupperte in die Nachmittagsluft und fand sie angenehm.
Zum Abendessen gab es eine Bouillabaisse, Spargel in Vinaigrette-Soße und Aprikosentarte, dazu einige Gläser frisch gemolkener Milch. Nachdem er sich mit Kitty über das schließlich gewählte Schwein ausgetauscht hatte, fragte Kieran: »Was hältst du eigentlich von Lollys Roman?«
»Bitte, doch nicht, wenn ich noch esse.«
»Befriedigend ist die Antwort nicht.«
»Man sollte Lolly nicht ermutigen. Auch nicht entmutigen. Ihr steht jedes Recht zu, sich unmöglich zu machen, wenn sie das unbedingt will. Soll sie doch tun, wozu sie sich getrieben fühlt. Das wäre, was sie zuallererst lernen muss. Schreibe, wenn du wirklich schreiben willst – und nimm dann die Konsequenzen auf dich. Anders geht das nicht.« Sie drückte die Gabel in die Tarte, spießte ein ansehnliches Stück auf und steckte es sich in den Mund.
Entgegen seiner sonstigen Art nahm Kieran nur kleine Bissen. Schließlich fragte Kitty: »Und was meinst du zu dem Ganzen?«
Kieran betrachtete nachdenklich den Bissen auf seiner Gabel. »Was verstehe ich schon von der Schriftstellerei?« Er führte die Gabel näher zum Mund und brachte sie wieder in die Ausgangsposition. »Ich … ich bin einer Meinung mit Aaron.« Er konzentrierte sich auf das Kuchenstückchen und fragte wie nebenbei: »Du nicht auch?«, vollendete dann endlich die Handbewegung und fing an zu kauen.
»Einer Meinung, worüber?« Auch Kitty begann dem, was sie aß, ungeteilte Aufmerksamkeit zu widmen. Sie nahm kleinere und immer kleinere Bissen und kaute langsamer und langsamer.
»Über den Mann und die Frau. Die sich in Geister verlieben.«
»Ach, das meinst du.« Kitty kaute. Der volle Mund hinderte sie am weiteren Sprechen.
»Ja. Das.«
Als sie untergeschluckt hatte, meinte Kitty: »Ich vermute, Aaron hat recht. Die … die Frau und der Mann … die müssen so gut wie schwachsinnig sein, wenn sie … wenn sie …« Sie schob noch ein Stück von der Tarte in den Mund und begann bedächtig zu kauen, womit sie weiteren Redens enthoben war.
»… wenn sie sich
Weitere Kostenlose Bücher