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Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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nimmer.
    »Stimmt«, sagte Lolly, »man fühlt sich ziemlich allein. Es ist völlig anders, als wenn man immer die Schweine um sich hat.«
    »Da hast du’s«, sagte Kitty. »Man muss Opfer bringen.«
    »Das kannst du laut sagen.«
    Kieran kam auf das eigentliche Thema zurück. »Das Schießpulver befindet sich, wie gesagt, in den Steinplatten. Du musst es lediglich zum Explodieren bringen.«
    »Aber wie soll ich das machen? Ich meine, wer jagt es hoch? Und wie?«
    »Kieran «, mahnte Kitty und lächelte wie jemand, dessen Geduld bald erschöpft ist. »Sind wir nicht hier, um ein Schwein zu holen?«
    »Genau!« Aaron streckte den Arm aus und zeigte zuerst auf ein Schwein, dann auf ein anderes, war sich selbst nicht mehr sicher, welches er anfangs ausgewählt hatte. Lolly jedoch – Lolly, die Schriftstellerin – war noch nicht bereit, sich den Prioritäten des Tages unterzuordnen. Es schien ihr zu früh, ihr Vorrecht als Schriftstellerin fahrenzulassen, nämlich eine Situation völlig zu beherrschen und ihr die Wendung zu geben, die gegenwärtig in ihr Konzept passte. »Jetzt habe ich es«, verkündete sie selbstsicher, »ich lasse die Geister das Ding drehen. Das wäre doch fesselnd.«
    Sie machte eine Pause. Kitty öffnete bereits den Mund, doch ehe Worte daraus entschlüpfen konnten, fuhr Lolly fort: »Bloß … Geister können eigentlich nichts in Bewegung setzen. Wie kann ein Geist, der ja in Wirklichkeit keinen Körper hat, etwas von hier nach da schaffen?«
    Kitty schloss die Lippen. Sollte ihr Mann doch sagen, was er wollte. War sie nicht sein gutes, liebendes Eheweib?Dann könnten sie sich endlich ihrer eigentlichen Aufgabe widmen, ein dämliches Schwein auszuwählen für einen dämlichen Braten auf einem dämlichen Bratspieß für ihre dämliche Party für die dämlichen Nachbarn.
    So kam Kieran wieder zum Zuge. »Dann vergiss das mit den Geistern. Lass den Mann und die Frau es machen.«
    »Ihre eigene Burg sprengen?«
    »Haben sie etwa kein Mitleid mit den Geistern, die für alle Ewigkeit ruhelos umherwandern müssen?«, fragte Kieran.
    »Das schon, gewissermaßen ja. Aber die Burg gehört ihnen. Ich weiß, Kitty, du hast deine verloren an Du-weißt-schon-wen. Jedenfalls könntest du sie in die Luft jagen, wenn du Geister hättest. Bloß, das wäre ein Verbrechen, und du würdest im Gefängnis landen, vermute ich mal. Aber schließlich und endlich, wenn ich einen Du-weißt-wen hätte, dann könnte ich … Nur habe ich keinen Platz mehr, um noch so einen Wie-heißt-er-doch? unterzubringen.«
    »Shaftoe.« Kitty sagte es geradezu tonlos, als wollte sie dem Wort den letzten Lebenshauch nehmen und es zu einer Worthülse machen, die ihre Bedeutung verloren hatte.
    »Richtig«, sagte Lolly. »Aber für neue Gestalten habe ich wirklich keinen Platz mehr. Es sei denn, ich streiche den Teil, in dem sich herausstellt, dass die Frau, die Ehefrau, einen ehemaligen Liebhaber ermordet und in ihrem Garten vergräbt. Oder vielleicht die Rückblende, wo die Vorfahren des Mannes – des Ehemannes –, um ihre Haut zu retten, mithelfen, einen Priester gefangen zu nehmen, ehe er auf die Great-Blasket-Insel fliehen kann. Doch diese Teile liegen mir sehr am Herzen. Außerdem hilft das zu erklären, dass die beiden Neuvermählten wirklich blutdürstige Bestien sind. Kein Schriftsteller kann sich von so einem Material trennen. Wie denkst du darüber?«
    »Ich habe aufgehört zu denken«, erwiderte Kitty.
    Lolly richtete den Blick auf Aaron. »Und du, wie denkst du darüber? Du warst schließlich selbst Schriftsteller.«
    »Ich denke, wir sollten uns endlich ein Schwein aussuchen. Das da, okay?«
    »Ich sehe schon, ich muss mich selber irgendwie entscheiden. Keiner hilft mir. Ich stehe allein da. Muss mich daran gewöhnen. An die Einsamkeit. Aber so ist das nun mal. Zerbrecht euch nicht weiter den Kopf meinetwegen. Ich werde schon zurechtkommen. Allein eben.« Sie ging auf den Vorhof zu, blieb aber unvermittelt stehen und wandte sich um. »Ich hab’s! Der Mann sprengt die Burg, weil sein schlimmes Weib sich in den jungen Mann verliebt hat, in den Geist. Was haltet ihr davon?«
    Kitty und Kieran starrten sie lediglich an. Nur Aaron bequemte sich zu einer Antwort. »Ja. Ja. Gut so. Mach es so. Und was uns betrifft, wir nehmen das Schwein da, das da …«
    »Oder vielleicht«, sagte Lolly, »die Frau macht das, weil ihr egozentrischer Mann sich in den Mädchengeist verliebt hat. Was hältst du für besser, Kitty? Was meinst du,

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