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Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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Steuern waren niemals gezahlt worden. Seine Lordschaft hatte keinerlei Anrecht auf die Burg Kissane. Sie gehörte laut Verfügung des Gerichts Kieran Sweeney und seiner Ehefrau Caitlin McCloud. Kieran ließ den Topf los, der sofort hoch schwamm. Er beförderte ihn in die Seifenlauge zurück und hielt ihn dort so lange, bis das warme Wasser in die hochgekrempelten Manschetten seiner Ärmel kroch.

Kapitel 12
     
    Es war ein herrlicher Tag für das Fest. Auf dem Feld, einen Kilometer westlich von der Burg gelegen und etwas weiter weg vom Crohan-Berg, war alles wunderschön hergerichtet. Das für das Festgelage auserwählte Schwein drehte sich über der Kohlenglut am Spieß. Am hinteren Ende der Tanzfläche lagen die Instrumente der Musikanten bereit. Man hatte den Tanzboden eigens aus Brettern und etwas erhöht zusammengezimmert, damit das Klatschen und Stampfen der Tänzer, ohne das es bei Tänzen in Kerry nicht ging, selbst die Schläge und Wirbel der Trommel übertönte. An Fässern mit Guinness mangelte es nicht, und Tullamore Dew stand zur Genüge da, es reichte für alle, die es danach dürstete, selbst wenn sie es nur brauchten, um in Stimmung zu kommen. Lollys Vorschlag, Hotdogs und Hamburger anzubieten, hatten sie verworfen aus Furcht, die Gäste könnten angesichts derart unwiderstehlicher Verlockungen kein Schwein essen wollen. Auch auf Pizza hatte man aus ähnlichen Erwägungen verzichtet. Stattdessen hatten sämtliche Kohlköpfe und Kartoffeln aus Kittys Garten für Calcannon daran glauben müssen, Zusammengekochtes nach Kierans Geheimrezept. Brennnesselsuppe – eine Spezialität von Kitty – köchelte leise vor sich hin. Und selbstverständlich fehlte es nicht an Brot und Butter – von Kieran hausgemacht –, die Butter hatte er noch seiner eigenen Herde zu verdanken, die er erst vor zwei Tagen zu seinem Bruder Jack in die Nähe von Blarney gebracht hatte. Die beiden hatten es so miteinander vereinbart, bevor es plötzlich hieß, dass die Burg doch nicht Lord Shaftoe übereignet wurde.
    Auch süße Köstlichkeiten gab es jede Menge: Apple Brown Betty, wofür man die Apfelbäume geplündert hatte, Obsttörtchen mit Beeren, die am Straßenrand wuchsen. Der Festtagsschmaus anlässlich der Entscheidung, dass die Burg im Besitz der Einheimischen von Kerry blieb, konnte beginnen. Selbst an Coca Cola für die Minderjährigen hatte man gedacht, nachdem Lollys Vorschlag, Milch hinzustellen, als zu alltäglich (und bekömmlich) für den Anlass vom Tisch gewischt worden war.
    Kieran würde sich um das Schwein kümmern, während Kitty die Aufgabe zufiel, sich als Gastgeberin unter die Gäste zu mischen und sie zum Zulangen aufzufordern. Da die inzwischen besser gestellten jungen Iren es nicht mehr nötig hatten, sich als Aushilfskräfte etwas hinzuzuverdienen, hatte man junge Amerikaner zum Servieren von Speis und Trank angeheuert – drei Männer, einen aus der Yale University, einen aus der Columbia University und einen aus der Marquette University, sowie drei Frauen – zwei vom Bard College und eine vom Barnard College. Als Teil ihrer Entlohnung sollten sie nach Herzenslust essen und trinken und sich als Gäste der Nation betrachten.
    Kitty wanderte zwischen den Gästen umher. Es kostete sie einige Anstrengung, denn sie war darauf bedacht, dass sie mit keiner Handlung, keinem Blick, keiner Bewegung ihre Unruhe verriet, die sie wegen des Höhepunktes, den sie für das festliche Ereignis vorbereitet hatte, insgeheim verspürte. Schon etwas früher hatte sich ihrer ein ungutes Gefühl bemächtigt, als sie in Kierans Verhalten eine gewisse Verstörung bemerkte. Zunächst hatte sie befürchtet, er hätte wegen der Umtriebe seiner Frau Verdacht geschöpft. Dann glaubte sie, dass auch er heimliche Pläne ähnlich der ihrigen schmiedete, verwarf aber den Gedanken. Niemals würde er auf eine so drastische Tat verfallen, ohne sein geliebtes Weib einzuweihen und zu konsultieren.Schon setzte sich in ihr die Vorstellung fest, dass nur sie zu einem Komplott dieser Art fähig war, ihm dagegen alle Voraussetzungen für etwas so Extravagantes fehlten und er folglich nicht mit ihr rivalisieren konnte, doch alsbald revidierte sie auch diese, wie sie selbst meinte, absurde Ansicht. Nie würde Kieran … sie wollte den Gedanken gar nicht zu Ende denken. Zweimal kam er wieder hoch. Zweimal wurde er verworfen – jedes Mal mit größerem Nachdruck.
    Sie hatte Maude McCloskey betont freundlich willkommen geheißen und ihr erneut für

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