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Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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»Nun komm schon, wollen doch sehen, ob es dich erkennt oder nicht. Wo bleibst du?« Lolly schüttelte traurig den Kopf, wandte sich um und stapfte durch das Gras.
    Kitty stand beim Schwein, das mit der Schnauze eine Grassode nach der anderen in die Höhe warf und mit Grunzen seiner Enttäuschung Ausdruck gab, wenn seine Mühen umsonst waren und nichts Gescheites zum Vorschein kam. »Ihm gefällt es hier«, meinte Lolly und blieb neben Kitty stehen. Kitty trat einen Schritt zur Seite, nicht weil sie Lollys unmittelbare Nähe meiden wollte, sondern damit sich beide direkt vors Schwein stellen konnten. »So, nun kann es dich genau ansehen«, sagte sie.
    Das Schwein veränderte seine Position und bot den beiden sein Hinterteil zur Ansicht. Die Frauen umrundeten es und bezogen mit der Steilküste im Rücken Stellung. Wieder machte das Schwein kehrt, wieder bekamen sie nur die Pobacken zu sehen, die dünnen Beine endeten staksig, als steckten sie in hochhackigen Schuhen, und das Korkenzieherschwänzchen wedelte fröhlich. Die Frauen gingen anders herum. Das Schwein tat es ihnen gleich. Die Frauen bewegten sich ein weiteres Mal und kamen der Klippe bedrohlichnäher. Auch das Schwein bewegte sich und präsentierte den unnachgiebigen Frauen herausfordernd seine prallen Schinken.
    Erneut wanderten Aarons Gedanken zu Phila Rambeaux, nahmen den weiten Weg über den Ozean. Er spürte seine Knochen in den Körper zurückkehren, merkte, wie die Gelenke sich wieder ineinanderfügten und empfand einen die Umwandlung begleitenden Schmerz im Becken und in den Rippen. Gleich darauf waren die Gedanken verschwunden. Sie hatten bewirkt, dass die Knochen, die jetzt ihren eigentlichen Aufgaben nachzugehen hatten, wieder an ihrem angestammten Platz waren. Das Zittern ließ nach und verschwand schließlich völlig. Aaron bewegte den Unterkiefer und stellte mit Erleichterung fest, dass er ihn in der Gewalt hatte. Er würde sogar sprechen können, sollte ein solches Ansinnen gestellt werden.
    Kitty und Lolly, nunmehr nur noch einen halben Meter vom Rand der Klippe entfernt, an den das Schwein sie offensichtlich gedrängt hatte, bewunderten den Allerwertesten des Tieres und schienen jetzt bereit, davon abzulassen, es unbedingt von vorn betrachten zu müssen. Mit kurzen, keineswegs synchronen Kopfbewegungen, ein wenig nach rechts, ein wenig nach links, ähnlich zwei Metronomen, jedes auf seinen eigenen Takt bedacht, beäugten die Frauen das Anschauungsobjekt gedankenschwer und skeptisch. Kitty, den Blick auf den Schweinehintern geheftet, war die Erste, die sprach. »Siehst du? Es kennt dich.«
    »Seine Schinken sind die reinsten Satteltaschen. Viel zu mager.«
    »Zu mager, wofür?«
    »Viel zu mager, als dass es mein Schwein sein könnte.«
    »Du bist einfach zu wählerisch.«
    »Das möchte wohl sein.«
    »Du Ärmste. Sieh dir das an. Du hast das Tier so beschämt, dass es sich nicht einmal mehr von vorne zeigt.«
    Aaron schaute zum Schwein. Abgesehen von einem gelegentlichen Zucken mit den Ohren und einem einsamen Schwanzwackeln stand es reglos da. Die Schnauze hielt es gespannt auf Aaron gerichtet, als wüsste es mit dem Geruch, den er ausströmte, nicht recht etwas anzufangen. Wieder zuckte es mit den Ohren und gab damit den Frauen den Anstoß, in ihrer Urteilsfindung fortzufahren.
    Lolly McKeever wandte sich um und blickte in die Ferne über das Meer. Eine Brise wehte ihr durchs Haar und ließ es sanft auf die Schultern zurückfallen. Sie steckte die Hände in die Gesäßtaschen ihrer Jeans, so dass sich das Hemd über ihren Brüsten spannte. Gewiss geschah das nicht um Aarons willen. Dessen war er sich sicher. Lolly hatte ihn längst abgeschrieben, und er konnte sich nicht vorstellen, dass irgendetwas an ihm ihr Urteil revidieren könnte. Das kühne Vorrecken ihres Busens galt einzig und allein dem Meer, war eine würdige Begrüßung für die vom Sturm Gebeutelten und die Schiffbrüchigen, die am Gestade ausharrten, war ihnen ein üppiger Segen.
    Kitty warf einen kurzen Blick auf Lolly. Sie schürzte die Lippen und kniff die Augen zusammen. »Du nimmst also nicht das Schwein mit«, sagte sie.
    »Ich nehme nur, was mir gehört.«
    »Das heißt, ich muss es behalten?«
    »Wenn du mich fragst, ja, behalte es.«
    »Das heißt, ich soll Schweinehirtin werden wie du?«
    »Wenn du so hoch hinauswillst, kann ich es dir nicht verwehren. Jetzt muss ich aber heim. Ich werde gebraucht.«
    »Du gehst?«
    »Ich gehe.« Sie rückte etwas dichter an Kitty

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