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Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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Schuhe schiebt, die er nicht getan hat, das lasse ich nicht zu – pflügen oder killen oder was auch immer. Er hatte keinen Grund.«
    »Ach.«
    Seine Tante kam nicht sogleich dazu, weiterzusprechen, denn Aaron musste niesen. »Gesundheit!«, tönte es von den beiden Frauen wie aus einem Munde.
    Der fromme Wunsch verklang, und Kitty starrte Lolly zornig an. »Nenn mir einen Grund«, forderte sie Lolly auf.
    Aaron nieste erneut, und man wünschte ihm abermals Gesundheit. Lolly strich die Stofffetzen von dem, was einst das Hemd des Toten gewesen war, glatt. »Du kennst den Grund genauso gut wie ich«, sagte sie.
    Wieder nieste Aaron, diesmal klang das »Gesundheit« eher wie ein Fluch, wie eine Warnung, dass Gottes Gnade nun erschöpft sei und dass man weiteres Bitten um seinen Segen entweder überhören oder schlichtweg als egoistische und unersättliche Aufdringlichkeit abtun würde. Um den Körper gewissermaßen abzulenken, verlegte sich Aaron wieder auf den Schüttelfrost und das Zittern. Dadurch geriet die Haut erneut mit den nassen Sachen in Kontakt, die vom Salz hart und von dem Algenzeug ganz steif geworden waren. Er war schon ziemlich wund gescheuert, bald würde nicht mal mehr rohes Fleisch da sein. Und trotzdem konnte er sich schlecht davonmachen. Wie er es heute schon einmal bei seiner Tante erlebt hatte, war jetzt Lolly McKeever im Begriff, sich tiefgründiger mit dem Mord an Declan Tovey auseinanderzusetzen, und er war überzeugt, dass sie es mit Inbrunst tun würde.
    »Eifersüchtig. Er war eifersüchtig.«
    Lolly sagte es, mehr sagte sie nicht. Beide, Aaron und Kitty, warteten. Schließlich versuchte Kitty eine Erklärung herauszukitzeln. »Eifersüchtig?«
    Lolly brachte den Totenkopf wieder in die ursprüngliche Lage und rückte das Kissen etwas dichter dorthin, wo Declan Tovey einst ein Ohr gehabt hatte. »Hmm«, das war alles. Sie legte den Handrücken auf den Wangenknochen, als wollte sie prüfen, ob sich die Stelle fiebrig anfühlte.
    Kitty, mit ihrer Geduld am Ende, sagte: »Eifersüchtig. Wieso eifersüchtig? Auf was? Auf wen? Und wieso?«
    Lolly glitt mit den Fingerspitzen über die Stirn. »Ich habe gesagt, was zu sagen war.«
    Kitty holte tief Luft, diesmal durch die Nase. Aaron war überzeugt, dass sie beim Ausatmen Rauch und Feuer speien würde. Nichts dergleichen geschah, sondern sie wählte folgende Worte: »Kieran Sweeney hatte keinerlei Grund und schon gar kein Recht, auf irgendetwas, was mit meiner Person zu tun hat, eifersüchtig zu sein. Und das ist alles, was es im Zusammenhang mit Kieran Sweeney zu sagen gibt.«
    Es war eine herbe Feststellung, und doch lag ein wehmütiger Schatten auf ihrem Gesicht, in ihren Augen und um die bleichen Lippen.
    Aaron war nicht auf seine Kosten gekommen. Lolly McKeever hatte lediglich an einem Kissen gezupft und sacht einen Wangenknochen berührt. Seine Tante wiederum hatte gewisse Anhaltspunkte für den Vorfall gegeben, die gegen Sweeney sprachen – sein heimliches Werben um sie, ihr heimliches Sehnen, dass es Erfolg haben würde –, aber damit hatte sie längst nicht allen Verdacht von sich weisen können. Irgendetwas war zwischen ihr und Tovey gewesen, soviel stand fest. Und auch zwischen Tovey und Lolly. Aber keine von beiden war bereit zu sprechen. Er könnte Fragen stellen. Doch er war sich nicht sicher, ob er die Antwort, die man ihm geben würde, hören wollte. Gern hätte er wieder gezittert, hätte sich gern in die Zeit zurückgesetzt gefühlt, bevor sich die neuerlichen Komplikationen herauskristallisiert hatten, aber zu mehr als einem Kopf- und Armzucken brachte er es nicht.
    »Du kannst schweigen, solange du willst, das ändert nichts an der Wahrheit von dem, was ich gesagt habe.« Kitty sagte das leicht dahin, und doch schwang ein ernster Ton mit.
    Lolly heftete ihren Blick auf die Hand, die das Laken hielt. »Hast du für den armen Mann hier wirklich kein besseres Tuch? Schließlich handelt es sich um seine Leiche.« Sie ließ das Laken los, und Declan Toveys Hand rutschte auf seine Leiste.
    »Ich weiß, dass er tot ist«, sagte Kitty. »Und nun ist auch klar, wer ihn getötet hat.«
    Lolly nahm die Hand und schob sie etwas höher Richtung Magen, so dass sie in der Nähe der Taille zu liegen kam, griff dann nach dem anderen Arm und sorgte mit dessen Lage für untadelige Symmetrie. Sie gab dem Toten die Haltung eines zufriedenen Mannes, der ein gutes Mahl genossen hat. »Kieran Sweeny war vollkommen von der Rolle«, verkündete Lolly.

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