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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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hier war ja noch wesentlicher bitterer als Opium. Aber der Geschmack erinnerte ihn an irgendetwas aus seiner Jugend. Damals hatte er davon einen ganzen Tag und eine ganze Nacht geschlafen. »Und überhaupt, was soll das hier ausrichten, was nicht auch ein bisschen Ruhe bewirken könnte?«
    »Vielleicht hält es dich davon ab, im Schlaf zu sprechen.«
    »Aha.« Das war ihm schon ziemlich lange nicht mehr passiert. »Auf Lateinisch?«
    »Manchmal. Manchmal auch auf Thrakisch. Meistens aber war es keine von beiden Sprachen. Doch selbst wenn du Latein sprichst, erzählst du zuweilen von deinem Gott oder sprichst zu ihm. Und das sind Dinge, die die Männer besser nicht hören sollten.«
    »Nein. Danke.« Wegen seines Geschicks im Umgang mit dem Bullen mochte man ihn ja vielleicht für einen Glückspilz halten, aber von einem Offizier, der im Schlaf mit seinem Gott zürnte oder sich gar gegen ihn auflehnte, konnten die Männer ein anderes Bild haben. Ein solcher Dekurio wäre eine Belastung, der nur allzu leicht im Kampfgetümmel umkäme - ohne dass später noch jemand sagen könnte, wer den tödlichen Hieb ausgeführt hatte.
    Valerius trank also auch den Rest des Gebräus und spürte, wie der bittere Geschmack seine Zunge und die Innenseiten seiner Wangen zusammenzog. Der Nachgeschmack erinnerte ihn an Holunder und war ihm recht angenehm. Langsam lichtete sich auch der Nebel in seinem Gehirn und ließ einige unzusammenhängende Erinnerungen zurück wie Felsbrocken auf dem Grund eines ruhigen Sees: Longinus und seine wilde Verzweiflung, ein Junge, der um seinen toten Hund trauerte, Corvus.
    Corvus, der seinen Namen in einer Sprache gerufen hatte, die beide Männer eigentlich schon längst wieder vergessen haben sollten.
    »Wer hat mich denn hierher gebracht?«, fragte Valerius. »So weit weg von den Männern?«
    Er musste länger geschwiegen haben, als ihm bewusst gewesen war, Theophilus nämlich war schon halb eingeschlafen, hatte sich im Sitzen auf einen Ellenbogen gestützt und blickte starr auf einen unsichtbaren Punkt, während sein Atem rasselnd durch die verstopften Nebenhöhlen pfiff. Langsam drehte er den Kopf, ähnlich einer Eule, und wie eine Eule blinzelte er anschließend auch einmal. »So wie ich es verstanden habe«, begann er schließlich, »hat der Präfekt der Gallischen Kavallerie den Befehl gegeben, dass Ihr hierher gebracht werden solltet. Es heißt aber, dass er sich zuvor noch einmal mit dem Legat und dem Statthalter besprochen habe. Hier hereingetragen hat Euch dann Longinus Sdapeze, und er war auch derjenige, der die ganze Zeit über bei Euch gesessen hat. Ich möchte also wohl behaupten, dass er darum auch alles, was Ihr im Schlaf erzählt hat, mitangehört hat, und Ihr habt nicht nur von Eurem Gott gesprochen. Der Schlaf macht Euch sehr mitteilsam. Ihr sprecht dann zu denen, die Euch am meisten am Herzen liegen. Das sind allerdings nicht immer jene, denen wiederum Ihr am meisten am Herzen liegt. Als ich hier ankam, habe ich Euren Freund allerdings schlafen geschickt. Sonst säße er wahrscheinlich noch immer hier.«
    Euer Freund . Welchen Preis sie beide dafür wohl noch zu zahlen hätten? »Dann muss ich mich wohl bei ihm bedanken.«
    »Das solltet Ihr. Zumindest aber solltet Ihr Euch an den Zeitplan halten, auf den er Euer beider Sold gewettet hat.«
    »Unser beider... oh, verfluchte Hölle! Dann vermute ich mal, er hat gegen die Gallier gewettet? Ja, das hatte ich mir schon gedacht. Was hat er denn gesagt, was ich tun würde?«
    »Die Gallier glauben, dass es noch einen guten Monat dauert, ehe Ihr wieder reiten könnt. Euer thrakischer Freund aber meint, dass Ihr bereits am ersten Tag des neuen Monats wieder auf Eurem Pferd sitzt.« Theophilus wischte sich einmal mit der Hand über das Gesicht, um die bleierne Müdigkeit zu vertreiben. »Ihr habt also noch drei Tage, um wieder zu genesen. Ich möchte Euch dringend raten, dass Ihr Euren Gott einmal darum bittet, Euch etwas Frieden zu schenken, und dann sollten wir Euch - ganz unter uns gesagt - schon wieder auf die Beine bekommen, damit Ihr gegen Eure Nemesis kämpfen könnt.«
     
    Nicht Mithras störte Valerius’ Ruhe, sondern dessen Fernbleiben. Noch eine Nacht und einen Tag lag Valerius grübelnd auf seinen Kissen, immer auf der Suche nach jener Ebene seines Bewusstseins, auf der er die Berührung seines Gottes hatte verspüren können. Der Schlaf kam und ging, allerdings sprach Valerius währenddessen nun weniger, so sagte zumindest

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