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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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das Blut in seinen Ohren. Doch Theophilus, das konnte Valerius noch erkennen, lächelte, und das war ein gutes Zeichen, denn im Angesicht eines Todgeweihten pflegte Theophilus selten zu lächeln.
    Als Valerius seine Umwelt wieder etwas deutlicher hören konnte, begann Theophilus: »Ihr ändert Euch wohl nie, was? Anderthalb Tage lang bin ich von einem Pferd aufs andere gewechselt, und das nur, um hier zu Euch zu gelangen. Und merkwürdigerweise hatte ich auch noch geglaubt, Ihr würdet Euch dafür bei mir bedanken oder Euch zumindest einmal anhören, was ich Euch zu sagen habe.«
    »Danke.« Endlich bekam Valerius wieder etwas Luft, wenngleich nur unter Schmerzen. Er stützte sich auf einen Ellenbogen. »Wollt Ihr mir damit etwa sagen, dass wir uns nicht in Camulodunum befinden?«
    »Richtig, wir sind nicht in Camulodunum, sondern befinden uns in der Festung der Zwanzigsten Legion im Schatten von Caratacus’ Bergen. Und wir sind Gäste des Legats und Scapulas, der, wenn ich es recht verstanden habe, eine nicht unerhebliche Summe Gold auf Eure baldige Genesung ausgesetzt hat. Und, was für Euch wahrscheinlich von noch größerer Bedeutung sein dürfte, er hält die Armee so lange zurück, bis Ihr wieder zu ihnen stoßt. Obwohl das natürlich nicht die offizielle Begründung für die Verzögerung ist. Offiziell warten sie darauf, dass Caratacus sich endlich dafür entscheidet, über welchen Gebirgspass er ziehen will, damit sie dort den Hinterhalt vorbereiten können. Ich gehe aber mal davon aus, dass wir an dem Tag, an dem Ihr wieder auf Euer Krähen-Pferd steigen könnt, auch feststellen dürfen, dass Caratacus sich nun für einen Weg entschieden hat. Die Männer zumindest glauben, dass Ihr ihnen Glück bringt, und selbst die Gallier werden besser kämpfen, wenn Ihr an ihrer Seite steht, egal, wie viel Geld sie durch Eure Anwesenheit hier auch verloren haben mögen. Kein Kommandeur marschiert los und lässt ausgerechnet seinen Glücksbringer hinter sich zurück. Nicht, wenn er es irgendwie vermeiden kann.«
    Die Farbe des Lichts verriet Valerius, dass es schon Abend sein musste. Nicht mehr länger auf der Suche nach seinem Gott, erkundete er stattdessen seine Gliedmaßen und das Ausmaß der Schmerzen in jedem von ihnen. Er atmete zunächst einmal tief ein, dann mit Nachdruck wieder aus, doch beides war zu ertragen. Nachdem er so ein wenig herumexperimentiert hatte, stellte er fest, dass ihm, wenn er nur langsam genug atmete, die Welt auch nicht mehr wie durch einen Tunnel erschien. Wir reiten aus, um Caratacus zu töten. Vorsichtig schob Valerius seine Beine zur Bettkante.
    »Ich kann wieder reiten. Wir sollten aufbrechen. Je länger wir warten, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass sie auch die Krieger der anderen Stämme noch mit auf ihre Seite ziehen.«
    »Nein. Das heißt, möglicherweise, ja, Ihr werdet nun mit Sicherheit noch besser kämpfen, als Ihr ohnehin schon gekämpft hättet. Aber, nein, Ihr seid noch nicht kräftig genug, um schon wieder loszureiten.«
    »Ich mag ja vielleicht ein paar blaue Flecken haben, Theophilus, aber ich habe keine gebrochenen Rippen. Und auch mit einem leicht zerschundenen Rücken kann man immer noch reiten. Sobald der Kampf beginnt, werde ich das sowieso nicht mehr merken, das kann ich Euch versprechen.«
    »Ich bin überzeugt, dass Ihr das dann nicht mehr merken werdet. Ich höre niemals auf, darüber zu staunen, welche Verletzungen Männer in einer Schlacht zu ertragen vermögen. Ihr aber befindet Euch hier in den Privatgemächern des Legats, und das nicht nur aus Sorge um Euren Rücken.«
    Der Arzt zog sich einen Stuhl an Valerius’ Bett heran. In den Fältchen um Theophilus’ Augen und in der rissigen, geröteten Haut an seiner Nase zeichnete sich das Maß seiner Erschöpfung ab. An einer Kordel um seinen Hals baumelte der aus Apfelholz geschnitzte Äskulapstab; den goldenen hatte er schon bald, nachdem man ihn ihm überreicht hatte, wieder verloren. Einen Augenblick lang strich er nachdenklich über den Stab, dann beugte er sich zum Fußende des Bettes und ergriff einen Becher. »Trink das.«
    »Nicht, wenn es Opium ist. Das will ich nicht.«
    »Und ich würde es dir auch nicht geben. Wo deine Seele gewesen ist, wäre Opium höchstens noch ein weiteres Hindernis gewesen, keine Hilfe.«
    »Aber das hier soll helfen?« Der Sud roch nach Wegerich und Wiesenkerbel. Valerius probierte einen kleinen Schluck, doch seine Zunge zog sich davon förmlich zusammen. Das

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