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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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unseren Sold.«
    »Dann sollten wir besser ganz vorsichtig beginnen.«
    Longinus war zwar nicht Corvus, dennoch war es ein überwältigendes Gefühl, und es wurde eine schöne Nacht.

XIV
    Die Höhle des Gottes lag ein Stück weit einen Berg hinauf, der steiler war als jeder andere, den Valerius bisher erklettert hatte. Noch vor Sonnenaufgang, zu jener Stunde, in der die Nacht am dunkelsten ist, machte sich Valerius gemeinsam mit Longinus an den Aufstieg. Sie hatten keine Fackeln mitgenommen, fanden ihren Weg allein im schwachen Schimmer der Sterne und anhand des thrakischen Geschicks, sich selbst in fast vollkommener Dunkelheit noch orientieren zu können. Sie erklommen die Pfade aber nur sehr langsam, so wie es Jäger getan hätten oder Späher, die die feindlichen Linien auskundschafteten, und achteten darauf, dass man sie weder beobachtete, noch ihnen folgte.
    Man hatte Valerius zwar nicht genau gesagt, welche Strafe darauf stand, wenn er die Lage der Höhle verriet, doch in einer Schlacht konnte ein Mann aus vielerlei Gründen sterben, und den Gott eines anderen zu entweihen war nicht der geringste unter ihnen. Valerius und Longinus hatten, bevor sie den Krankenflügel verließen, kurz darüber gesprochen. »Willst du wirklich, dass ich mitkomme?«, hatte Longinus gefragt.
    Valerius war gerade dabei, sich anzukleiden, und hielt einen Augenblick inne: »Das will ich, aber wenn du lieber hier bleiben möchtest, nehme ich dir das nicht übel.«
    »Ich weiß.«
    Keiner von beiden hinterfragte die Gründe des anderen, zu der Höhle zu wandern; vier Jahre lang hatten sie gegen keinen stärkeren Feind als lediglich unzureichend bewaffnete Männer und Frauen kämpfen müssen, hatten Kinder und schwangere Mütter niedergemetzelt und Großmütter, deren einzige und wirkungsvollste Waffe ein Fluch aus ihrem zahnlosen Munde war. Nun aber, da sie sich ihrer ersten echten Schlacht seit dem Desaster an der Lachsfalle gegenübersahen, waren Valerius und Longinus nicht die einzigen beiden von den Legionssoldaten und den Soldaten der Hilfstruppe, die einen heiligen Ort aufsuchten, von dem aus sie den Sonnenaufgang beobachten konnten. Viele Männer waren in den vergangenen Tagen hinausgewandert, ein jeder wollte noch einmal Frieden schließen mit seinem Gott, entweder allein oder in der Gesellschaft jenes Mannes, der ihm am meisten bedeutete.
    Beide waren sie kampferprobte Männer, und ein jeder von ihnen war in einem Volk aufgewachsen, in dem die Fähigkeit, sich lautlos über fremdes Land zu bewegen, höher geschätzt wurde als so manch anderes Talent. Sie kletterten also durch Farndickicht, über Felsen hinweg, schlichen über Heidekraut und durchwateten kleine Bergbäche, doch selbst der beste der feindlichen Späher hätte einige Mühe gehabt, sie ausfindig zu machen.
    Der Eingang der Höhle war schmal und hoch und lag etwa einen Speerwurf von einem Fluss entfernt, der über den Rand einer Klippe sprudelnd in die Tiefe stürzte. Das Donnern des Wasserfalls betäubte den Verstand fast in dem gleichen Ausmaß, wie er einem die Sicht nahm. Über den östlichen Horizont kletterte jedoch allmählich das Licht, genug, um die Haselnussbäume zu erkennen, die ihre Nüsse vor dem Eingang der Höhle hinabbaumeln ließen, und die Honigtöpfe und kleinen Korngarben, die man dort als Opfergaben zurückgelassen hatte. Nicht wenige Männer waren in den letzten Tagen gekommen, um ihre Geschenke unmittelbar ihrem Gott darzubringen.
    »Drinnen ist es aber dunkler als hier draußen«, bemerkte Longinus. »Dorthin gelangt das Licht nicht.«
    »Ich habe eine von Theophilus’ Talgkerzen mitgebracht. Wenn wir außer Sichtweite sind, können wir sie anzünden.«
    »Du willst also, dass ich mit hineinkomme?«
    »Solange uns der Gott nichts anderes zu verstehen gibt.«
    Unmittelbar vor dem Höhleneingang lag ein scharfkantiger Findling. Über ihn musste man erst einmal hinwegklettern, um den Eingang zu erreichen, und dieser war noch nicht einmal schulterbreit, so dass sie sich nun, nachdem sie den Wächter der Grotte passiert hatten, seitwärts durch die ersten paar Meter des langen Korridors schoben. Dann bog der Pfad nach links ab, wurde breiter, und schließlich konnten sie sogar geradeaus und Seite an Seite gehen. Gleich darauf jedoch neigte sich der Boden vor ihnen in die Tiefe, und die Decke der Höhle senkte sich, so dass Valerius und Longinus sich zunächst ducken mussten, dann in die Hocke gingen und sich zuletzt nur noch kriechend und flach

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