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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Obhut ihrer Götter übergeben hatte. Zudem, weil Valerius eben nicht schlief, sondern wach war, wusste er auch, dass Amminios tot war, und er wagte es, sich ganz auf den lächelnden Halbgeist, der dort vor ihm stand, einzulassen. Er wischte das verwirrte rote Haar des Geistes beiseite und ersetzte es durch Haar von der Farbe goldenen Korns, ließ die bernsteinfarbenen Augen sich in die Farbe der Wolken verwandeln und machte die Nase ein wenig kleiner. Nur das Lächeln des Geistes vermochte Valerius nicht zu verändern; das Lächeln, und das Gefühl des Verrats, das mit diesem Lächeln einherging. In seinen Träumen besaßen die Geister keine Stimmen. In dem Feuerspiegel jedoch sagte jene Stimme, die Valerius mehr hasste als jede andere in der Welt: » Wir hätten fast gewonnen. Überleg einmal, wie viel anders die Welt nun wäre, wenn niemand lebend aus dem Kampf im Reiherfuß-Tal entkommen wäre.«
    » Ich dachte, es wäre auch keiner entkommen.«
    » Das solltest du ja auch glauben. Hättest du dich denn auch dann noch den Legionen angeschlossen, wenn du gewusst hättest, dass deine Schwester lebt?«
    Valerius befand sich nun in der Höhle seines Gottes. Hier durften ihm die Bilder, die der Gott ihm sandte, Fragen stellen, die sich ihm kein anderer Mensch, egal ob lebend oder tot, zu stellen getraut hätte, und er, Valerius, der sich dem Gott verschworen hatte, schuldete diesem nun eine Antwort.
    »Nein.«
    » Aha. Und dann hättest du dich auch nicht Mithras zugewandt. Hast du dadurch also einen Verlust erlitten?«
    Valerius befand sich an einem der Orte, in denen der Gott wohnte. Was sollte er nun sagen? »Ich habe keinen Verlust erlitten.«
    Amminios war nun nicht mehr länger Amminios, noch nicht einmal Caradoc. Wo er gewesen war, kniete mitten auf dem spiegelglatten See nun der Gott und hatte die Arme um den Hals eines Hundes geschlungen. Weich schmiegte sich der Umhang um seine Schultern, sog das Feuer förmlich in sich auf und gab es - noch heller - schließlich wieder frei. Irgendwo, an einem anderen Ort, wühlte ein Bulle mit seinen Hörnern die Erde auf, und eine Schlange trank Blut, das noch gar nicht vergossen worden war. Valerius konnte spüren, dass der Gott ihn bereits erblickt hatte, denn sein Blick brannte sich förmlich in ihn ein; Valerius’ Wesen schien sich Schicht um Schicht zu lösen und immer mehr zu öffnen vor diesem Blick, der bis in die Ewigkeit vorzudringen schien.
    »Es wäre mir lieber gewesen, ich hätte gewusst, dass sie noch lebte«, antwortete Valerius. »Selbst wenn ich bei dem Versuch, zu ihr zu gelangen, gestorben wäre, wäre das immer noch besser gewesen.«
    Der Jüngling in dem Umhang fuhr gedankenverloren mit seinen langen Fingern an der Schnauze des Tieres entlang. Dann lächelte er: » Du bist plötzlich sehr ehrlich.«
    » Ich würde dich nicht anlügen.«
    » Nur dich selbst.«
    » Manchmal muss man das.«
    » Vielleicht. Hasst du ihn denn genug, um ihn mit deiner eigenen Hand zu töten?«
    » Wen?«
    » Caradoc. Derjenige, von dessen Tod du selbst in der Gegenwart deines Gottes noch träumst.«
    » Er hat mich betrogen. Er hat uns alle betrogen. Und darum möchte ich ihn tot sehen, egal, um welchen Preis.«
    » Nur darum?«
    » Reicht das nicht?«
    » Vielleicht. Wenn sein Tod auch den deinen bedeutete, würdest du es dann immer noch tun?«
    » Ja.« Valerius hatte geantwortet, ehe er sich die Zeit genommen hatte nachzudenken. Nun aber, da er sich diesen Gedanken noch mal durch den Kopf gehen ließ, stellte er fest, dass seine Antwort der Wahrheit entsprach.
    » Und wenn der Preis stattdessen das Leben von jemandem wäre, den du liebst, was dann?«
    Valerius hatte gedacht, dass er niemals wieder so etwas wie panische Angst verspüren könnte, doch er hatte sich geirrt. »Corvus?«
    Das Schweigen eines Gottes ist eine höchst einschüchterne Sache.
    »Longinus?«
    » Vielleicht. Du liebst mehr, als du dir eingestehst. Denk darüber nach, ehe du tötest. Oder entscheide dich, nicht zu töten.«
    Der Hund war verschwunden, war mit dem Spiegel verschmolzen. Der kniende Gott wurde unschärfer und verschwommener, bis schließlich alles, was noch von ihm zurückblieb, das Flackern einer Flamme war, die langsam auf dem Wasser starb. Zum Schluss aber ertönte aus der Dunkelheit noch einmal seine Stimme: » Was verleiht deinem Leben noch seine Glut, Valerius, wenn die Flamme der Rache verloschen ist?«
    » Sie ist alles, was ich habe.«
    Der Gott lachte. Hallend wurde das Echo

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