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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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überdecken.
    Zwar war keines dieser Bilder eindeutig, doch sie enthielten genug Anhaltspunkte, damit die Träumer selbst in den Wirren einer Schlacht jene verlorenen Seelen ausfindig machen konnten, die sie suchten. Diesen konnten sie dann Angst oder Verzweiflung einflößen oder etwas verlangsamte Reflexe, die es den Kriegern erlauben würden, diesen Männern den tödlichen Schlag zu versetzen. Das war das Beste, was sie auszurichten vermochten.
    Als schließlich der letzte der drei Männer an der Reihe war, der Dekurio, welcher auf dem gescheckten Pferd ritt, legte Dubornos auch seinen eigenen, ganz ähnlich wie die anderen geschnürten Zweig ins Feuer. Er hatte vier Tage gebraucht, um ihn anzulegen, hatte in dieser Zeit ganz allein geschlafen und in Erinnerungen gelebt, die er viel lieber vergessen hätte, hatte die Muster, die er zunächst noch in einem Nebel aus Kummer und Wut verborgen gehalten hatte, immer weiter fokussiert, bis sie ein klares Bild ergaben. Dieses Bild schließlich hatte Dubornos mit eigenem Blut und Tränen an den grünen, mit Beeren behängten Zweig des Weißdorns gebunden.
    Wenn es einen Weg gegeben hätte, den Zweig zu binden, ohne sich dabei in seine eigenen Erinnerungen zu vertiefen, so hätte Dubornos diesen Weg mit Sicherheit gewählt, egal, welchen Preis er dafür hätte zahlen müssen. Nachdem die Festung niedergebrannt und es offensichtlich war, dass Scapula seine Armee gegen die Eceni aussenden würde, hatte Dubornos den Bau der ersten Lachsfalle koordiniert und war davon ausgegangen, dass der damit verbundene Plan aufgehen würde. Doch zu Hunderten waren die Männer und Frauen der Eceni und Coritani schließlich dahinter gestorben, wenngleich ihre Feinde dafür einen hohen Preis hatten zahlen müssen, denn die Krieger hatten mit einer Wildheit versucht, die Reservetruppe, die gegen sie losgeschickt worden war, niederzumetzeln, wie sie in der Geschichte der Stämme noch niemals vorgekommen war. Später, als Dubornos die Verluste betrauerte, hatte seine Seele jedoch zugleich auch über den Sieg gejubelt, den sie errungen hatten, während die Hand voll römischer Überlebender der Schlacht zurück zur Festung ritten, die Leichen ihrer gefallenen Offiziere quer über ihre Sättel gelegt. Unvergessen blieb aber der Hass, den er auf den rangniederen Offizier auf dem gescheckten Pferd empfunden hatte, das ebenso leidenschaftlich tötete wie jeder Krieger. Dieser Mann hatte die in der Lachsfalle liegende Gefahr erkannt und die Pferde genau über diese Barrikade gejagt, um damit seine überlebenden Kameraden zu retten.
    Noch lange, ehe er den Mann erblickt hatte, hatte Dubornos damals schon das Pferd entdeckt, und als die Hilfssoldaten ihre Tiere zurückließen, um zu Fuß weiterzukämpfen, schien es, als bestände eine gute Chance, das Pferd einzufangen und in die Zuchtherde zu integrieren. Als Dubornos sah, wie das Pferd sich unter seinen Reiter fügte, bedauerte er den Verlust dieses Tieres nur noch mehr. Erst ganz zuletzt, als die grausamen Liquidationen der Dorfbewohner begannen, wurden die Beweggründe und Charaktereigenschaften des Reiters und seines Pferdes klar erkennbar, und Dubornos konnte die abgrundtiefe Bösartigkeit der beiden ausmachen. Seine jetzigen Visionszweige spiegelten diese Erkenntnis wider. Dubornos hatte Pferd und Reiter dicht aneinander gebunden und beide als böse gebrandmarkt.
    Der Sänger beugte sich nun etwas vor und legte den letzten Zweig in die Glut des Feuers. Vertrocknete Beeren schrumpelten noch mehr zusammen und platzten schließlich auf. Um Dubornos’ Unterarm züngelten die Flammen, er aber spürte keinerlei Hitze. Das Feuer fraß sowohl Zweig als auch Haare auf und entsandte die daran geknüpften Erinnerungen zu den Göttern und den wartenden Träumern. Es gab nur wenig, das dem Bösen, das Dubornos von diesem Reiter ausgehen spürte, noch gegenüberstand, doch selbst diese Details verheimlichte er nicht und ließ die Träumer auch an den positiven Eigenschaften des Mannes teilhaben.
    Er ist groß und schlank und hat schwarzes Haar. Und er reitet auf einem gescheckten Pferd, das genauso tötet, wie auch er tötet. Mit seinen eigenen Händen hat er die Kinder umgebracht.
    Seufzend nahmen zweihundert Träumer Dubornos’ Worte in sich auf und verliehen ihnen Leben. Die Luft auf der Felsspitze erzitterte vor Hitze, und die versammelten Träumer von Mona und aus dem Westen taten einen gemeinsamen Atemzug und begannen damit, ihren Geist auf die Rache

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