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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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uns ihr anderes Kind, um ihren Platz einzunehmen, und beraubt dich damit der Chance zu kämpfen?« Gwyddhien hob ihre Brauen hoch genug, um ihre Feststellung wie eine Frage wirken zu lassen, ohne aber die Tatsachen in Frage stellen zu wollen.
    »Cunomar?« Dubornos verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Nein. Breaca hätte ihn gern davon abgehalten, aber Caradoc hatte ihm bereits versprochen, dass er uns begleiten dürfte. Er fühlte sich, glaube ich, schuldig, dass er so viel Zeit mit Breaca und dem Neugeborenen verbracht hatte. Darum hatte er Cygfa für die Schlacht seine Klinge mit dem Schwanengriff gegeben. Er musste Cunomar also etwas von gleichem Wert geben, und das Einzige, was da noch zählte, war die Erlaubnis, sich ihm heute anzuschließen. Der Junge zerrt bereits wie ein Jährling an seinen Zügeln. Er will rennen, noch ehe seine Knochen sich gefestigt haben.«
    »Er hat Angst, dass der Krieg vorbei ist, ohne dass er sich etwas Ehre hat verdienen können, die der seiner Eltern würdig wäre. Ich würde an seiner Stelle genauso empfinden«
    »Vielleicht. Du aber, glaube ich, hättest auf deine Eltern gehört.«
    Gwyddhien schaute Dubornos einen Augenblick an, dann nickte sie. »So wie du es in seinem Alter getan hast. Oder warst du noch älter?«
    Im Vorfeld der Schlacht streckte die Vergangenheit wieder ihre Fühler in die Gegenwart aus. Der Atem blieb Dubornos beinahe in der Kehle stecken. Am liebsten hätte er sich jetzt umgewandt, doch Gwyddhien hatte ihn an der Schulter gepackt und hielt ihn fest, so dass er sie anblicken musste. Wenn er wollte, konnte er nun Mitgefühl, vielleicht sogar Mitleid in ihrem Blick lesen. Beides aber war ihm ganz und gar nicht willkommen.
    »Airmid hat dich mit dieser Nachricht zu mir geschickt«, sagte Gwyddhien. »Das sollte Beweis genug sein, dass sie dir deine Vergangenheit nicht mehr vorhält.« Dann, als Dubornos noch immer nichts erwiderte, fügte sie hinzu: »Du solltest vielleicht einmal mit ihr darüber reden.«
    »So wie sie mit dir darüber gesprochen hat.«
    Gwyddhien aber zuckte lediglich mit den Schultern. »Natürlich. Hattest du denn gedacht, dass sie das nicht tun würde? Du bist der Erste der Sänger auf Mona, sie ist eine der stärksten Träumerinnen, und doch sprecht ihr beide nur miteinander, wenn es sich gar nicht mehr vermeiden lässt. Die Distanz zwischen euch beiden war bereits von dem Tage an, als du zum ersten Mal die Insel betreten hast, offensichtlich. Erst kurz vor der Invasion habe ich sie nach der Ursache gefragt, damals, als es wichtig wurde zu wissen, auf wen wir uns wirklich verlassen konnten. Und sie hat dich als einen von denen genannt, denen sie am meisten vertraute. Nachdem ich aber gesehen habe, wie du dich in ihrer Gegenwart verhalten hast, habe ich sie eben gefragt. Dennoch bestand nie die Gefahr, dass ich darum schlechter von dir denken könnte als zuvor.«
    »Und warum nicht? Ich nämlich denke durchaus schlechter von mir.«
    »Ich weiß. Darum sprechen wir ja jetzt auch darüber. Wir alle machen in unserer Jugend Dinge, für die wir uns später schämen. Der Unterschied besteht nur darin, dass der Rest von uns der Dummheit des Kindes irgendwann einmal verzeihen kann und wir dann beginnen, an die Ehre des Erwachsenen, zu dem wir geworden sind, zu glauben. Du warst doch erst fünfzehn Jahre alt, als Amminios’ Adler Breaca und dein Volk im Tal des Reiher-Flusses in den Hinterhalt getrieben hatten. Du hattest doch kaum deine langen Nächte der Einsamkeit hinter dich gebracht und hattest noch keine Schlacht miterlebt. An diesem Tage sind selbst jene Krieger gestorben, die mehr Kriegerfedern besaßen als irgendein anderer. Breacas Vater war einer der ersten Krieger der Eceni, doch selbst ihn haben sie niedergemetzelt, wie man ein Schaf schlachtet. Dein Vater wurde verwundet, Tagos verlor einen Arm, und Bán wurde getötet und seine Leiche verschleppt; Breaca hatte Glück, dass sie all dem lebend entkam. Und ebenso, wie sie uns alle führen, hatten auch dich damals die Götter geführt. Wenn du dich also nicht totgestellt hättest, wärst du höchstwahrscheinlich gemeinsam mit den anderen gestorben.«
    »Aber wenigsten wäre ich in Ehren gestorben.«
    Gwyddhien schaute an Dubornos vorbei hinab in das Tal, dorthin, wo kalt und weiß der Fluss strömte. Sie kaute in der gleichen Art auf ihrer Unterlippe, wie Airmid es tat, wenn sie über etwas nachdachte. Schließlich entgegnete sie: »Es täte dir vielleicht ganz gut, dich einmal

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