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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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daran zu erinnern, in wie vielen Schlachten du dir seit damals eine außergewöhnlich hohe Ehre erkämpft hast, wie viele Leben du gerettet hast, wie viele andere in den schlimmsten aller Zeiten auf deine Stärke vertraut haben und auf deinen Beistand. Du warst für so viele der Fels in der Brandung. Wenn die Götter gewollt hätten, dass du damals hättest sterben sollen, wärst du sicherlich schon lange tot. Wenn du dir selbst also schon nichts wert bist, sollte dir zumindest diese Tatsache etwas wert sein, die Tatsache, dass sie dich eben nicht sterben sehen wollten. Du trägst deine Scham mit in die Schlacht, und das verändert den Mann, der du bist. Eines Tages wird sie deine Reaktionen verlangsamen, und dann ist der Feind schneller. Mir wäre es lieber, wenn das nicht passierte. Und Airmid desgleichen.«
    Von all dem, was Gwyddhien gerade gesagt hatte, brannten ihre letzten Worte am heftigsten. Noch ehe der Sänger etwas erwidern konnte, erschallte ganz in der Nähe ein Horn, und rhythmisch begannen Bärenklauen auf einen hohlen Totenkopf zu schlagen. Von einem der anderen Feuer ertönte der Schrei des Falken, ein Geräusch, unter dem sich die Herzen der Feinde mit einer Eisschicht überziehen sollten. Durch die überall umherhuschenden Krieger, die in Kolonnen der Berg hinabritten oder -liefen, erwachte der Morgen nun endgültig. Dubornos hatte das Gefühl, man hätte ihn von seinen Kampfgenossen abgesondert, wie eine leere Hülse, seine Zunge aus lauter Scham wegen seiner Vergangenheit fest gegen seinen Gaumen geklebt.
    Gwyddhien hob ihr noch immer in seiner Scheide steckendes Schwert auf und legte sich den Trageriemen um den Hals. Von ihrem Sattelknauf hingen ein Schild und ein Speer hinab. Jeder von ihnen war mit einem in grüner Farbe aufgetragenen Frosch bemalt, dem Zeichen von Airmids Traum. Noch einmal berührte Gwyddhien Dubornos’ Schulter; er sollte diesen Druck noch den halben Tag über spüren.
    »Du hast den Weg der größten Ehre gewählt«, sagte sie. »Dafür ehren wir dich alle.«
    »Ich tue nur, was ich tun muss.«
    »Ich weiß. Aber das macht es nicht leichter.« In Gedanken war die Kriegerin bereits den Hügel hinab- und auf den Fluss zugelaufen und ging im Geiste noch einmal die vielen verschiedenen Schlachtpläne durch. Mit offensichtlicher Anstrengung richtete sie ihre Aufmerksamkeit noch einmal auf Dubornos. »Wir werden die rechte Flanke bilden. Wenn du Hilfe brauchst, um das Kind zu beschützen, lass es mich wissen. Ich werde dir dann, wen auch immer ich entbehren kann, hinüberschicken. Denk daran.«
    »Danke. Das werde ich.«
     
    Cunomar war der Einzige hier in den Bergen, der noch nicht das Kampfalter besaß, und seine Altersgenossen hatten es alle ausnahmslos akzeptiert, dass sie zu Hause bleiben mussten. Cunomar hatte sich am Feuer seines Vaters zusammengekauert. Neben ihm lag als unwilliger Beschützer Hail. Die Seele des Hundes war auf Mona bei Breaca und dem Neugeborenen geblieben. Anders als bei Cunomars Geburt hatte sich bei Graines sofort ein unverbrüchliches Band zwischen ihr und dem Hund ergeben; nun trauerte er über ihr Fehlen, wie auch der Junge, nur dass Letzterer aus anderen Gründen murrte.
    In der unmittelbaren Umgebung der beiden beendeten einige Krieger die letzten Vorbereitungen für den Krieg, doch Cunomar schaute wie versteinert weiter geradeaus. Es war Cygfa, deren Gegenwart ihn am meisten störte. Seine Halbschwester näherte sich ihren langen Nächten der Einsamkeit. Seit Monaten schon wurde ihre erste Blutung erwartet, und man ging weitestgehend davon aus, dass sie, wenn sie erst einmal eine Erwachsene war, eine Kriegerin würde, die es sogar mit ihrem Vater aufnehmen konnte. Seit ihrer Kindheit hatte sie mit dem Volk ihrer Mutter, den Ordovizern, geübt, und die Krieger der Streitaxt waren im ganzen Land als die grimmigsten Kämpfer des Westens bekannt. Später dann war Cygfa zu ihrem Vater auf Mona gestoßen und hatte dort in der Kriegerschule gelernt und unter der Aufsicht jener Männer und Frauen, die als die besten von jedem Stamm galten, ihre Schwert- und Speerbewegungen geübt. Als der Zeitpunkt der Schlacht gekommen war und Cygfa sich noch immer keinen Speer hatte verdienen können, hatten die Älteren darin übereingestimmt, dass Cygfa versuchen solle, sich hier im Kampf ihren ersten Speer zu verdienen, wie auch Breaca es getan hatte. Ihre Mutter, Cwmfen, kämpfte in Caradocs Ehrengarde, und Cygfa war die Erlaubnis zuteil geworden, an ihrer

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