Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
Vom Netzwerk:
könnten, noch bevor er alt genug war, um daran teilzunehmen.
    Als Cunomar anschließend beobachtete, wie sich die Kriegerinnen und Krieger wieder zu zerstreuen begannen, hatte er im Stillen gebetet: zu Nemain und zu Briga, Nemains Mutter, und außerdem noch zu der Seele der Bärin, und er hatte sie alle inständig angefleht, dass der Krieg, in den er hineingeboren worden war, nicht enden möge, bevor er das Alter erreicht hatte, in dem er eine Waffe tragen durfte und für sich selbst und seine Eltern Ehre erringen konnte.
    Cunomar schob sich rückwärts gegen die Brust seiner Mutter, bis die metallenen Glieder ihres Kettenhemds kalt gegen seinen Nacken drückten und er den prickelnden Nervenkitzel der Gefahr spürte. Grinsend blickte er sich um, um zu sehen, mit wem er dieses erregende Gefühl teilen könnte. Airmid, die hoch gewachsene, dunkelhaarige Träumerin, die seiner Mutter so innig zugetan war, stand auf einem Felsen zur Linken, doch sie war tief in der Traumwelt versunken, ihr Gesicht vollkommen reglos, ihr Blick auf einen Horizont geheftet, den nur sie sehen konnte. Efnis, ein Träumer der Eceni, und Luain mac Calma, der häufig nach Irland und Gallien reiste, standen in Airmids Nähe, aber die beiden Männer waren ähnlich geistesabwesend. Und selbst wenn sie das nicht gewesen wären, so war jeder der beiden doch zu unnahbar und zu einschüchternd, um die morgendliche Freude eines Kindes zu teilen.
    Wesentlich vielversprechender und nur ein paar Schritte von ihm entfernt auf seiner Rechten war da schon Cygfa, Cunomars Halbschwester. Sie saß, ganz ähnlich wie er, rittlings auf dem Hals eines großen kastanienbraunen Pferdes, das früher einmal einem Offizier der feindlichen Kavallerie gehörte hatte und jetzt das Schlachtross ihres gemeinsamen Vaters war. Caradoc selbst hatte sich abgewandt und sprach gerade mit einer Frau, die auf seiner Schwertseite stand, doch mit seinem Schildarm hielt er seine Tochter umfangen - zwar nur locker, denn sie war acht Jahre alt und konnte schon recht gut ohne fremde Hilfe mit dem Pferd zurechtkommen, aber doch deutlich erkennbar, damit jeder sehen konnte, dass Caradoc, Anführer und Kriegsherr dreier Stämme, seine Tochter in der Zeit vor der Schlacht ehrte.
    Cygfa trug einen Torques aus geflochtenen Goldsträngen um den Hals, ein Geschenk von einem Häuptling der Durotriger, der einer der Verbündeten von Cunomars Eltern war. Es war aber nicht der goldene Halsreif, sondern der gestohlene Legionärsdolch in seiner silbernen, mit Emailleeinlegearbeiten verzierten Scheide, der an Cygfas Hüfte baumelte, den Cunomar am stärksten begehrte. Als sie sich jetzt unvermittelt umdrehte, sah sie Cunomar und grinste ihn an. Er erwiderte ihren Blick mit theatralisch finsterer Miene. In letzter Zeit hatte er zu begreifen begonnen, dass Cygfa mehr als doppelt so alt war wie er und daher lange vor ihm Kriegerin werden würde, doch was er überhaupt nicht akzeptieren konnte, war, dass sie eine von den Feinden erbeutete Waffe mit sich herumtragen durfte, er aber nicht. In seinem Ärger über diese Ungerechtigkeit vergaß Cunomar abrupt, was brave Kinder taten oder auch nicht taten, hob den Kopf und rutschte auf dem Hals des Pferdes herum, um seine Mutter an ihrem Umhang zu ziehen.
    »Mama, wenn die Feinde alle bezwungen sind, darf ich dann auch endlich ein...«
    Ihre Finger schlossen sich um seine Schulter, und einen freudigen Moment lang glaubte Cunomar, sie hätte ihn gehört und wollte ihm gerade versprechen, dass das Schwert des feindlichen Heerführers ihm gehören würde, wenn sie aus der Schlacht zurückkehrte. Dann sah er hinauf in ihr Gesicht und folgte der Richtung ihres Blickes hinunter in das Tal zu der Stelle, wo der sich teilende Nebel gerade eine Gestalt freigab und dann noch eine zweite, beide von Kopf bis Fuß mit einem eisengrauen Gemisch aus Färberwaid und Bärenfett bedeckt, ihr Haar mit Kalk versteift und ihre Augen von aufgemalten weißen Ringen umkränzt. Sie trugen gemeinsam etwas Schweres und legten es am Fuß des Hügels nieder. Die kleinere der beiden Gestalten rannte daraufhin allein weiter.
    Cunomar ließ den Umhang seiner Mutter los und zeigte auf die rennende Gestalt. »Ardacos«, sagte er laut und deutlich. »Er hat den Feind getötet.«
    »Wir können nur darum beten.«
    Ardacos war einer der engsten Freunde seiner Mutter. Er wusste, dass sie um ihn bangte und dass sie versuchte, sich ihre Besorgnis nicht anmerken zu lassen. Breaca sprach zu ihrer Stute,

Weitere Kostenlose Bücher