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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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großen Ruhm unter den Träumern eingebracht hatte und der ihm im Kampf eine Hilfe war. Cunomar hatte auch genau beobachtet, wie der klein gewachsene Mann weißen Kalk mit Lehmerde aus dem Fluss vermischte und die breiige Paste in seinem Haar verrieb, damit es steil vom Kopf abstand und ihn größer und grimmiger erscheinen ließ, und wie er sich dann mit derselben Mischung breite Ringe um die Augen und Linien in Form eines Totenschädels auf die Wangen malte, um seine Feinde vor dem drohenden Tod zu warnen. Das Ergebnis war wahrhaft Furcht erregend, und es überraschte Cunomar keineswegs, dass die Feinde den Kriegerinnen und Kriegern der Bärin reihenweise zum Opfer fielen. Das einzig Verwunderliche war, dass die Feinde trotz ihrer empfindlichen Verluste ständig wieder kamen, um erneut anzugreifen, und noch immer nicht gelernt hatten, das Land, das nicht das ihre war, für immer zu verlassen und wieder dorthin zurückzukehren, wo sie hergekommen waren.
    Bald aber würden sie es begreifen, das sagten alle, und auch die Zeichen deuteten alle darauf hin. Es war ein Versprechen, das bereits den ganzen Sommer hindurch Tag für Tag in den Unterredungen all jener Krieger mitgeklungen hatte, die sich auf den Krieg vorbereiteten. Doch auch die Träumer wussten um die Verheißung, und sogar der Färberwaid verkündete sie nun auf eine Art und Weise, die man einfach nicht mehr ignorieren konnte. Nach einer Weile, als der Gestank des Waids nicht mehr ganz so durchdringend schien, erkannte Cunomar, dass der andere, ebenfalls deutlich wahrnehmbare Geruch der des Wiesels war, welches Ardacos in seinen Visionen erschienen war. Der Bärenkrieger hatte diesen Duft in seine Paste mit untergemischt, damit er ihn noch stärker machte.
    Doch auch ohne das hätte Cunomar gewusst, dass die nun kommende Schlacht größer sein würde als alle anderen, welche jemals zuvor stattgefunden hatten. Voller Stolz hatte er seine Mutter zu all jenen sprechen hören, die sich auf dem Berghang versammelt hatten.
    Es war ein kalter Tagesanbruch gewesen, und Nemain, die Göttin des Mondes, war gerade in ihr Bett in den Bergen gesunken. Breaca hatte auf dem Rücken ihrer Stute gestanden und zu den versammelten Truppen der Krieger und Träumer gesprochen; sie hatte sie alle Bodiceae, Siegesboten, genannt und vor ihnen geschworen, dass sie so lange kämpfen würde, wie es notwendig war, um das Land von den Invasoren zu befreien.
    In jenem Augenblick hatte sie wahrhaftig wie eine Göttin gewirkt; der Morgennebel hatte sich geteilt, und die ersten schräg einfallenden Strahlen der aufgehenden Sonne hatten sie von hinten angeleuchtet und mit ihrem Schlachtross verschmelzen lassen, so dass die beiden eins wurden, ein Wesen, das noch größer und beeindruckender schien als jedes von ihnen für sich allein. Das frühmorgendliche Licht hatte ihrem Haar einen goldenen Schimmer verliehen und den glänzenden Bronzeton in ein feuriges Kupferrot verwandelt, es hatte den Kriegerzopf an ihrer Schläfe ebenso plastisch hervortreten lassen und die einzelne Silberfeder, die in den Zopf hineingeflochten war, Symbol für die vielen Feinde, die durch ihr Schwert gestorben waren. Der Schlangenspeer auf ihrem Schild hatte feucht geglänzt, so als ob er frisch mit Römerblut aufgemalt worden wäre, und der graue Umhang von Mona hatte hinter ihr im Wind geflattert. Am Schluss ihrer Ansprache hatte sie ihr Schwert hoch in die Luft erhoben und den Sieg versprochen, und in der riesigen Schar derer, die sich an diesem Morgen versammelt hatten, gab es nicht einen, der bezweifelte, dass sie diesen Sieg erringen könnten.
    Sie hatten Breaca zwar nicht zugejubelt, weil der Feind zu nahe war und die Gefahr bestanden hatte, dass er durch die Beifallsrufe alarmiert werden könnte, aber Cunomar hatte gesehen, wie tausend Waffen im Sonnenlicht aufblitzten, als die Kriegerinnen und Krieger ihre Speere und Schwerter zum Gruß erhoben. Er war vor Stolz schier geplatzt, so wie es ihm bei solchen Gelegenheiten immer erging, doch diesmal hatte er - vielleicht, weil er inzwischen schon ein bisschen älter war und mehr verstand - den scharfen, schmerzhaften Stich einer neuen Furcht verspürt. Es war eine Furcht, die nichts mit der Möglichkeit zu tun hatte, dass seine Mutter bei den Gefechten den Tod finden könnte, und auch nichts mit der unmittelbaren Nähe des Krieges. Stattdessen wurzelte sie in der schrecklichen Möglichkeit - ja sogar der Wahrscheinlichkeit -, dass die Kämpfe vorbei sein

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