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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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und sie bewegten sich ein paar Schritte den Hügel hinunter. Die graue Stute war schon alt, doch wenn der beißende Geruch des Färberwaids die Luft würzte, wurde sie schlagartig wieder munter und quicklebendig. Sie trabte leichtfüßig vorwärts, so als ob sie bereit wäre, sofort loszugaloppieren. An einer kleinen Felsnase, abgeschirmt durch eine Ansammlung von struppigen Ebereschen und Weißdornbüschen, hielten sie an. Ardacos kam in großen Sätzen den Abhang heraufgeeilt.
    »Es ist vollbracht!« Atemlos entbot der kleine Mann zuerst Cunomar und dann seiner Mutter den Kriegergruß. Die faltige Haut seines Gesichts war seltsam steif und erstarrt unter der weißen Schicht aus Tonerde, doch in seinen Augen brannte das Feuer des Triumphs und nur ein geringes Maß an Schmerz. Als Antwort auf Breacas unausgesprochene Frage erklärte er: »Sie waren zu acht, allesamt von Wein benebelt und voller Furcht vor der Nacht. Nur einer von ihnen hat tapfer gekämpft. Wir haben zwar Mab verloren, aber das Signalfeuer ist unser.«
    »Und die anderen? Haben wir die ganze Kette?« Cunomar hörte in der Stimme seiner Mutter eine nervöse Anspannung mitschwingen, bei der sich ihm der Magen umdrehte und sein Mund plötzlich staubtrocken wurde.
    »Die haben wir, ja«, erwiderte Ardacos. »Die Träumer und die Götter waren gut zu uns, und der Nebel lichtete sich, als wir klare Sicht brauchten. Wir hoben eine Fackel in die Höhe und sahen binnen eines kurzen Augenblicks, wie das Licht erwidert wurde, zum Zeichen dafür, dass die Kette vollständig ist. Wir haben jetzt jedes Signalfeuer von hier bis zur Küste. Wenn das Schiff des Statthalters aus dem Hafen ausläuft, werden wir unverzüglich davon erfahren. Und ganz gleich, welch guter Feldherr sein Nachfolger sein mag, wenn er in den Hafen segelt, wird er trotzdem feststellen müssen, dass das Land in Flammen steht und seine Armeen auf der Flucht sind. Und es ist der Römer ureigenes Werk, welches all dies möglich gemacht hat. Wir werden sie mit ihren eigenen Waffen schlagen, werden jede ihrer Waffen gegen sie verwenden, so wie wir auch ihre Pferde, ihre Rüstungen und ihre Schwerter gegen sie einsetzen.« Der kleine Mann grinste breit, wobei der Ring aus Farbe um seinen Mund Risse bekam. »Zu diesem Zwecke habe ich für den zukünftigen Krieger ein Geschenk mitgebracht.«
    Er meinte Cunomar. Der Junge hörte Ardacos’ Worte, und sein Herz tat einen freudigen Hüpfer. Ardacos gab seinem Gefährten am Fuß des Hügels ein Zeichen, und der andere Krieger kam auf sie zu. Noch ehe dieser die Kuppe des Abhangs erreicht hatte, konnte Cunomar schon erkennen, was der Krieger da herbeibrachte. Er glaubte, vor Freude weinen zu müssen, und fragte sich, ob es richtig wäre, am Vorabend der Schlacht in Tränen auszubrechen. Doch noch bevor er zu einer Entscheidung kommen konnte, war Ardacos bereits vor der grauen Stute seiner Mutter auf die Knie gesunken und hielt ihm mit beiden Händen ein Legionärsschwert hin.
    Auf feierliche Art und Weise und in dem getragenen Tonfall eines Sängers oder eines Ältesten in der Ratsversammlung erklärte er: »Für Cunomar, Sohn von Breaca und Caradoc, Cousin und Namensvetter von Cunomar von den Feuern, der sein Leben opferte, damit wir anderen überleben konnten, bringe ich hiermit die Waffe des tapfersten unter denjenigen Feinden, die wir in dieser Nacht besiegt haben.«
    Ihrer Scheide beraubt, lag die Schwertklinge nackt auf Ardacos’ Handflächen, ein prachtvolles Gebilde aus Silber, klebrig schwarz verschmiert. Cunomar fühlte die Hände seiner Mutter an seiner Taille, und im nächsten Moment wurde er von dem Rücken der Stute auf den Boden gehoben und seine Mutter stand hinter ihm, eine Hand auf seiner Schulter.
    Noch bevor sie ihm soufflieren konnte, richtete sich der Junge zu seiner vollen Größe auf und erwiderte, die Konventionen befolgend, die er während der sommerlichen Ratsversammlungen beobachtet hatte: »Cunomar, Sohn der Bodicea und von Caradoc, Häuptling dreier Stämme, dankt Ardacos von den Kaledoniern, Krieger der Bärin und der Ehrengarde von Mona, für sein großzügiges Geschenk und gelobt hiermit...«
    Plötzlich wusste Cunomar nicht mehr weiter. Er hatte keine Ahnung, was er geloben sollte, denn die Waffe beanspruchte seine gesamte Aufmerksamkeit. Sie war kleiner als das Kampfschwert seiner Mutter, und er war fest davon überzeugt, dass er sie hochheben konnte. Mit beiden Händen umfasste er das Schwertheft und zog daran. Das

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