Das Schwert der Keltin
Cunomars Halbschwester zur Welt gekommen war, woraufhin der Name der Hündin in Swan’s Neck umgeändert worden war, bis sie schließlich einfach nur noch Neck gerufen wurde. Sie war die herausragendste unter den Zuchthündinnen seiner Mutter; von ihr stammte auch Stone ab, der große, gerade erst ausgewachsene junge Jagdhund, der als Nächster erschien und der neben dem grauen Schlachtross herrennen und den Kriegern dabei helfen würde, den Feind zu besiegen. Doch es war der dreibeinige Hail, auf den Cunomars Mutter wartete, auf den sie immer warten würde - der große, weiß gescheckte Kampfhund, Vater von Stone und unzähligen anderen, der früher einmal Breacas Bruder, Bán, gehört hatte und der aus diesem Grunde jetzt und für alle Zeit das am innigsten geliebte von allen ihren Tieren war.
Über Bán, den gefallenen Bruder der Bodicea, erzählten die Sänger mehr Geschichten als über jeden anderen Helden, ganz gleich, ob lebend oder tot. Für jemanden, der bereits in sehr jungen Jahren den Tod gefunden hatte, noch ehe er jemals seine drei langen Nächte in der Einsamkeit absolviert hatte, war die Litanei von Báns Leistungen und Heldentaten Ehrfurcht gebietend lang. Als Hasenjäger, Pferdeträumer und Heiler war er zum Träumer bestimmt gewesen, ausgestattet mit Fähigkeiten, wie man sie seit der Zeit der Ahnen nicht mehr erlebt hatte. In seiner ersten Schlacht hatte er darüber hinaus erkennen lassen, dass er auch zum Krieger geboren war; als Halbwüchsiger, der noch nicht das Mannesalter erreicht hatte, hatte er damals, so berichteten die Sänger, erbittert gegen den Gegner gekämpft und mindestens zwanzig feindliche Krieger getötet, bis sie ihn schließlich durch einen Trick dazu brachten, in seiner Wachsamkeit nachzulassen, und ihn hinterrücks niedermetzelten. Diese Tragödie wurde noch um einiges schrecklicher durch die Tatsache, dass es Amminios gewesen war, leiblicher Bruder von Caradoc, der den jungen Helden hintergangen und ermordet hatte. Die Sänger hoben dies stets mit großem Nachdruck hervor; wäre der Verräter ein unbekannter Krieger aus einem anderen Land gewesen, dann wäre die Geschichte nicht annähernd so erschütternd gewesen.
Von Hail, dem Jagdhund des jungen Helden, sangen sie in demselben respektvollen Ton, und oft erwähnten sie ihn im gleichen Atemzug mit Bán, wenn sie von dem unvergleichlichen Mut des Tieres im Kampf berichteten und von seiner überragenden Tüchtigkeit bei der Jagd. Von frühester Kindheit an, als er noch zu jung gewesen war, um die Worte voll und ganz zu erfassen, hatte Cunomar der Stimme seiner Mutter gelauscht, wenn sie ihn in den Schlaf sang, so dass er auch heute noch manche Nacht hindurch von einem von den Göttern auserkorenen Jungen träumte, der mit der Mühelosigkeit eines erwachsenen Mannes tötete, und von seinem dreibeinigen Kampfhund, der jetzt der Bodicea gehörte und sich für immer einen festen Platz in ihrem Herzen erobert hatte.
Cunomar hatte versucht, Hail ebenso zu lieben, wie seine Mutter es tat, doch es war ihm nicht gelungen. Im Frühling, als ein Jagdhundwelpe geboren worden war, der das gleiche weiße Ohr und das gleiche, mit weißen Sprenkeln übersäte Fell aufwies wie sein Erzeuger, hatte Cunomar gehofft, die tiefe Zuneigung, die seine Mutter bisher für Hail empfunden hatte, würde sich nun vielleicht verlagern, so dass der neue Jagdhund den alten von seinem Platz verdrängen würde, aber dem war nicht so gewesen. Der Welpe war Rain genannt worden, weil es nur einen Hail gab und jemals geben konnte; und obwohl Breaca den jungen Rüden zärtlich liebte und einen großen Teil ihrer Zeit damit verbracht hatte, ihn abzurichten, war doch Hail noch immer derjenige, der am Morgen einer Schlacht an ihrer Seite lief, und es war Hail, vor dem sie jetzt kauerte, in dessen rauem Fell sie ihre Finger vergrub, und auf den sie einsprach, als ob der Hund ein Krieger wäre und jedes Wort verstehen könnte.
Der Hund knurrte tief in seiner Kehle, und als Breaca ihn schließlich wieder losließ, seufzte er und drehte sich um, um steifbeinig zu Cunomar zu trotten. Hail war einfach zu groß, das war ein Teil des Problems. Der massige Kopf ragte über dem des Jungen auf, so dass er aufblicken musste, um dem Hund in die Augen zu sehen. Cunomar bildete sich ein, so etwas wie Verachtung in dem Blick des Tieres zu lesen, so als ob es ihn mit denjenigen vergliche, die im Kampf ihr Leben geopfert hatten, und zu dem Schluss käme, dass er nicht ihr Format
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