Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
Vom Netzwerk:
Messerhefts schloss - bereit, augenblicklich zuzustechen oder die Klinge zu schleudern. Mit einem stillen Stoßgebet an seinen Gott fragte er schließlich: »Wem dient Ihr?«
    »Dem Kaiser«, lautete Severus’ Antwort. »Bis ins Grab und sogar noch darüber hinaus.« Severus sagte zwar nicht, von wessen Grab er da gerade sprach, doch andererseits war es ja auch nicht der Tod des Zenturio, von dem die Gerüchte in Camulodunum jeden Tag aufs Neue zu berichten wussten, und auch nicht der Tod der Kaiserin, von der behauptet wurde, dass sie von ihrem Boudoir aus schon jetzt sowohl den Palast als auch das gesamte Kaiserreich regierte.
    »Gut. Das Gleiche gilt auch für mich«, stellte Valerius fest und langte unauffällig nach unten, wie um seinen Stiefelschaft zurechtzuziehen, wobei er jedoch in Wahrheit und augenscheinlich unbemerkt sein Messer zwischen den Holzbohlen des Kais hindurchgleiten ließ. Sein leises Aufklatschen auf der Wasseroberfläche verlor sich im Rauschen der Brandung. »Jetzt ist die See wieder vollständig aus mir entwichen«, verkündete Valerius daraufhin. »Nun bin ich bereit, wieder auf ein Pferd zu steigen. Sollten wir nicht besser aufbrechen?«
    Severus nickte. »Unverzüglich«, stimmte er zu. Sein Blick aber ruhte noch einen kurzen Moment auf jener Stelle des Anlegers, durch die gerade das Messer ins Wasser geglitten war.
    Sie ritten schnell und folgten der Via Ostiensis, bis sie das Haupttor von Rom erreichten, wo zwei Männer der Stadtwache sie so anstandslos passieren ließen, als ob sie sie bereits erwartet hätten. In der Stadt selbst folgten sie dann eher den etwas ruhigeren Gassen und vermieden damit die Hauptverkehrsstraßen und deren Versammlungen von betrunkenen Jugendlichen und vor allem jene Vielzahl von wachsamen Augen, deren Besitzer den einen oder anderen Zenturio womöglich namentlich kannten und Fragen darüber stellen konnten, wer denn dieser Mann sei, der ihn da begleitete.
    Während seines letzten, wenig erfolgreichen Besuchs in Rom hatte Valerius einen halben Monat lang Zeit gehabt, die Stadt zu erkunden, und war anschließend zu der Ansicht gelangt, dass er sie nun wohl kenne. Als er jetzt abermals durch ihre Straßen ritt, stellte er fest, dass sich Rom nur wenig verändert hatte - und war darüber recht erstaunt, denn die Gerüchte in Britannien wollten wissen, dass Rom ebenso wie sein Kaiser angeblich dem Ruin entgegensiechte. So war es Valerius auch nicht schwer gefallen, sich noch einmal der Anfänge des angeblichen schleichenden Verfalls zu erinnern, sich die Bilder der von Sklaven überfüllten Straßen, das grelle Sonnenlicht und den unablässigen Lärm ins Gedächtnis zurückzurufen. Das etwas ruhigere Rom bei Nacht, fernab von den Tavernen und Bordellen, hatte Valerius jedoch vollkommen vergessen; jenes Rom, in dem die Bewohner bei Einbruch der Dunkelheit zu Bett gingen, mit den ersten Sonnenstrahlen wieder aufstanden und die Zeit dazwischen in friedlichem Schlummer verbrachten. Als Valerius jetzt neben Severus herritt, wurden ihm schlagartig wieder die beruhigende Stille und die vom Sternenlicht erleuchteten Straßen bewusst, in denen das einzige Geräusch der Hufschlag ihrer beiden Pferde war und der einzige Duft jener der Nacht, vermischt mit dem Geruch alter Häuser. Das alles hatte so gar nichts gemein mit der quälenden Übelkeit und dem überall gegenwärtigen Salzgeruch der Seereise.
    Valerius bemerkte den kaiserlichen Palast erst in jenem Augenblick, als Severus vor einer der Pforten in dessen langer, hoher Mauer anhielt. In diesem Moment schien ihm der Palast plötzlich erheblich kleiner und weniger eindrucksvoll zu sein, als er ihn noch von seinem letzten Besuch her in Erinnerung hatte, und im gedämpften Licht der Sterne schimmerte das goldene Dach auch nicht heller als die sonst üblichen lasierten Ziegel; selbst die Außenmauer hätte die einer beliebigen anderen, anonymen Villa sein können. Etwas steif - schließlich hatte er drei Tage lang nicht mehr im Sattel gesessen - stieg Valerius von seinem Pferd ab. Auch sein Gepäck kam ihm nun, als er es abknotete und sich über die Schulter warf, plötzlich schwerer vor, als er es in Erinnerung gehabt hatte.
    Severus ergriff die Zügel von Valerius’ Pferd. »Geht zu der Tür dort hinten rechts und klopft zweimal. Wartet so lange, bis jemand kommt. Auch wenn das eine Weile dauern kann.«
    Valerius wartete, dachte schließlich aber, man hätte ihn wohl doch einfach vergessen, und wandte sich bereits

Weitere Kostenlose Bücher