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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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genau vor ihrer Tür stehen. Cygfa, die mehr Mut besaß, als Cunomar sich auch nur vorzustellen vermochte, öffnete die Tür.
    »Guten Abend.« Philonikos, Xenophons Schüler, blieb zögernd auf dem Treppenabsatz stehen. Dubornos hatte schon immer gesagt, dass Philonikos der auf die Erde hinabgestiegene Hermes war; nur dass dieser Hermes wohl nicht ausreichend zu essen bekam. Philonikos’ Haar war von einem staubigen Braun, das schon fast ins Goldene überging, doch war es viel zu glatt, um schön zu sein, und auch seine Gesichtszüge wirkten verkniffen und hohlwangig, als ob seine Mutter ihn von frühester Kindheit an habe hungern lassen und dieser Mangel an Essen ihn offenbar auch noch nach seiner Zeit in der Obhut seiner Mutter verfolgte. Philonikos’ lange Künstlerfinger waren um die Gelenke herum bereits angeschwollen - die Folge jener vielen Stunden, in denen er in seinem Mörser Pasten angerührt hatte.
    Xenophon hatte den Jungen damals dabei entdeckt, wie dieser in der kaiserlichen Bibliothek saß und die medizinischen Aufzeichnungen von Largus, dem ehemaligen Leibarzt des Kaisers, studierte; was an sich ein Akt der Verleumdung war und zugleich eine erstaunliche Altklugheit offenbarte. Kurz darauf hatten Xenophon und Philonikos eine Vereinbarung getroffen: Philonikos hörte auf, Schriften jener Lehrer zu studieren, die Xenophon für vollkommen wertlos verwarf, und im Gegenzug dafür würde Letzterer ihn für eine medizinische Ausbildung in Betracht ziehen. Die Phase der Bedenkzeit aber war eine bloße Farce gewesen, denn es hatten niemals irgendwelche Zweifel an der Brauchbarkeit des Jungen oder an seinen Fähigkeiten bestanden. Philonikos war sogar geradezu besessen von seiner Sorge um die Kranken und darüber hinaus recht talentiert bei seinen Diagnosen und in der Wahl seiner Heilmittel. Über fast achtzehn Monate hatte Cunomar ihn nun schon mit einem Gefühl, das durchaus in Richtung Neid ging, dabei beobachtet, wie dieser Bursche beständig hinter Xenophon herlief - beinahe so wie ein Hund demjenigen folgte, der ihn fütterte -, immer aufmerksam zuhörte, nur selten etwas sagte und darüber hinaus auch noch einen Beruf erlernte, der ihn, wie schon seinen Lehrer, bis ins hohe Alter reich und gesund erhalten würde. Und plötzlich stand dieser Bursche hier in der Tür, was eigentlich nur auf Anweisung Xenophons hin geschehen sein konnte.
    Philonikos aber war das reinste Gespenst, unfähig, eine Türschwelle ohne vorherige Einladung zu übertreten. Seine Augen waren groß und von blässlicher Farbe, ähnlich denen eines Affen, und sein Schatten fiel wie eine Hand voll Zweige über die Holzdielen des Flurs, der von einem halben Dutzend Lampen erleuchtet wurde. Von allen Erwachsenen war Dubornos derjenige, der noch am meisten mit Philonikos zu tun hatte. Der Sänger stand auf und wischte sich hastig das Blut von den Händen. Er sprach in jenem alten Griechisch, mit dem der Bursche noch am besten zurechtkam.
    »Philonikos, sei willkommen und tritt bitte ein. Xenophon sagte mir zwar, dass er kein Träumer sei, aber mir scheint, dass er sich da wohl unnötig bescheiden gegeben hat.«
    Xenophons Schüler lungerte noch immer hinter der Türschwelle, sein Blick aber schweifte bereits von Cwmfen, die auf dem Bett eingeschlafen war, zu dem stillen Säugling an Caradocs Schulter hinüber. »Ist sie krank?«, fragte Philonikos. »Ist das Kind unter Komplikationen zur Welt gekommen?«
    Cunomar drängte sich an ihm vorbei wieder in das Gebärzimmer hinein. »Ich habe ihn noch nicht nach dem Mutterkorn gefragt«, sagte er rasch. »Soll ich?«
    Mutterkornextrakt, so schien es, hatte in der postnatalen Phase einer Frau nur eine einzige Verwendung, denn Philonikos war plötzlich wie verwandelt. »Blutet sie?« Mit zwei Schritten eilte er durch den Raum, kniete sich genau dort nieder, wo Dubornos gerade eben noch gesessen hatte, und blinzelte in dem nur mangelhaften Licht.
    »Es ist aber nicht allzu schlimm. Wenn sie nicht auch noch Milchfieber bekommt, wird sie es überleben, aber wir sollten sie verbinden, um sicherzugehen, dass die Blutung nicht noch einmal von neuem beginnt«, urteilte er. »Ich kann aber nicht zurück zum Palast. Sie haben ihn verriegelt. Largus hat zwar bestimmt auch noch Mutterkorn, aber er ist drüben in der Aventine, wir würden also nicht mehr rechtzeitig bei ihm ankommen. Wir brauchen jetzt kaltes Wasser und Leinenstreifen. Das muss reichen.«
    Philonikos nahm sich ein sauberes Laken, das für

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