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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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jetzt, als Cwmfens Leben in Gefahr war, hatte Dubornos seine vorsichtige, förmliche Haltung wieder abgelegt - jedoch auf eine höchst ungeschickte Art und Weise. Anzudeuten, dass die Straßen Roms für sie gefährlicher seien als für Cunomar, war so taktlos, wie man nur irgend sein konnte. Cygfa war eine kampferprobte Kriegerin, die schon den Tod von acht Feinden für sich beanspruchen konnte. Außerdem war sie diejenige unter ihnen gewesen, die in den letzten beiden Jahren stets hart dafür gearbeitet hatte, um in einem ebenso guten Trainingszustand zu bleiben wie zu jener Zeit, als sie alle noch frei gewesen waren. Für Cygfa waren die Straßen Roms somit weitaus weniger gefährlich als für Cunomar, der noch nicht einen einzigen feindlichen Krieger getötet hatte. Jede andere Andeutung war eine schlichte Beleidigung. Cygfa stand regungslos im Flur der Wohnung, und ihnen allen war in diesem Augenblick nur allzu deutlich bewusst, dass der einzige Grund, weshalb sie Dubornos nicht geschlagen hatte, der war, dass ihre Mutter ihn brauchte.
    Im Schein der Lampen suchte Cunomar verzweifelt ihre Augen und bat sie, als ihre Blicke sich endlich trafen, schweigend darum, dass sie die Beleidigung doch bitte einfach übergehen möge und tun sollte, worum Dubornos sie bat. Denn wenn dieser wollte, dass sie sich auf den Weg machten, hatte das einen Grund, und es brachte ihnen überhaupt nichts ein, seine Logik zu hinterfragen. Die neu entstandene Freundschaft zwischen Cygfa und Cunomar zeigte aber ihre Wirkung. Zuvor hätte Cygfa ihn noch schlichtweg ignoriert, nun jedoch erkannte Cunomar hocherfreut, wie Cygfas feindselige Haltung zu schwanken begann und sie es sich schließlich offenbar anders überlegte. Mit einem Nicken fragte sie schließlich: »Was wirst du tun?«
    Dubornos war zwischenzeitlich schon wieder halb in den Raum eingetreten. »Beten«, entgegnete er. »Und sehen, ob ich herausfinden kann, von wo die Blutung ausgeht, und sie dann stillen.«
    »Die Wunde ist tief drinnen. Sie kann es fühlen. Frag sie. Sie ist noch unter uns.« Damit wandte Cygfa sich ab und drückte Cunomars Arm. »Ich hole meinen Umhang. Und du solltest besser auch deinen holen. Jetzt ist es zwar noch nicht so kalt, aber später, wenn wir erst einmal beim Palast angekommen sind, bestimmt.«
    Es konnte die halbe Nacht dauern, bis sie dort angelangt wären, das wussten sie beide, und dann war es möglich, dass sie vielleicht niemanden fanden, der bereit war, Xenophon zu wecken. Cunomar, der jetzt noch nicht gehen mochte, fragte: »Könntest du ihn nicht bitte für mich holen? Er liegt auf meinem Bett. Ich hatte ihn als zusätzliche Decke benutzt.« Seine Stimme brach und klang plötzlich dunkel und barsch und noch tiefer als die seines Vaters. Cunomar hustete einmal und spürte, wie ihm die Hitze in die Wangen stieg. Wieder drückte Cygfa seinen Arm und entschwand anschließend in die Dunkelheit.
    Jetzt, da er allein war, richtete Cunomar seine ganze Aufmerksamkeit auf Caradoc. Cwmfen war nicht seine Mutter, und obwohl er traurig wäre, wenn sie stürbe, würde seine Trauer doch zum Großteil dem Umstand entspringen, dass er wusste, wie viel sie seinem Vater bedeutete. Caradoc hatte das Gebärzimmer noch immer nicht verlassen. Er war nackt bis zur Taille, und wie träge Rinnsale schlängelten sich die alten Kampfnarben über seine Brust, seinen Rücken und die Arme. Er hielt seinen jüngsten Sohn an seine gesunde Schulter gedrückt und hatte die Lippen auf den Scheitel des Kindes gepresst. Die Hände, die den Kleinen hielten, waren verkrampft, und Caradocs Finger hatten sich - wie immer, wenn er abends erschöpft war - bereits wieder gekrümmt, doch hielten sie den Jungen noch immer so vorsichtig wie schon bei seiner Geburt, und daran würde sich, dessen war Cunomar sich sicher, auch für den Rest seines Lebens nichts mehr ändern. Das Kind war gestillt worden und lag nun ganz ruhig da, sein Atem wie eine sanfte Erinnerung an das Leben - in einem Raum, in dem sich schon so offensichtlich der Tod versteckte.
    Dubornos hatte sich inzwischen neben das Bett gekniet. Cwmfen öffnete die Augen, konnte sie jedoch nicht lange offen halten. Der Sänger fühlte ihren Puls und ihre Stirn. Selbst von der Tür aus konnte Cunomar erkennen, dass Cwmfens Stirn schweißbenetzt war.
    »Sie hat Fieber«, bemerkte Caradoc tonlos.
    »Das ist aber nicht so schlimm, wie es aussieht«, entgegnete Dubornos. »Das ist zur Hälfte auf die Erschöpfung nach der Geburt

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