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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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zurückzuführen.« Möglicherweise entsprach dies sogar der Wahrheit. Am Ende des Bettes stand ein Eimer Wasser, über dessen Rand ein Tuch gehängt worden war. Der Sänger legte die feuchte Kompresse nun auf Cwmfens Stirn. Wasser tröpfelte in ihr Haar, verdünnte den Schweiß. Unbeweglich, wie aus Stein gemeißelt, stand Caradoc neben dem Bett, als Dubornos zu ihm aufblickte und sagte: »Das hier ist nicht deine Schuld.«
    »Nein? Ich denke, man könnte mir zumindest die Hälfte der Schuld zuschreiben.« Kein Funken von Humor lag mehr in Caradocs Worten, gänzlich fehlte die sonst enthaltene Ironie. Auch Cunomar entging nicht die Veränderung in Caradocs Ton, und sein Herz schmerzte vor Kummer.
    Nun trat Dubornos ans Fußende des Bettes. Die Laken, die nach der Geburt hereingebracht worden waren, um Cwmfen damit zu bedecken, waren längst blutdurchtränkt und wieder beiseite geschoben worden. Der Sänger kniete sich nieder und suchte nach der Quelle des unaufhörlichen Rinnsals von Blut. Immerhin war es noch kein richtiger Blutstrom, das war schon mal gut. Draußen marschierte irgendwo ein bewaffnetes Kommando durch die schmalen Straßen. Das Aufstampfen der zwei Dutzend Füße ließ die Wände ihrer Wohnung geradezu erzittern. Auch dies war etwas, an das Cunomar sich noch immer nicht gewöhnt hatte und auch nie würde gewöhnen können: die nächtlichen Verhaftungen der Unschuldigen, ihr simples Verschwinden. In letzter Zeit waren diese Festnahmen noch regelmäßiger geworden. Vielleicht sogar aus gutem Grund, denn Claudius wurde zunehmend paranoider, und folglich mussten immer mehr Männer für die vermeintliche Aufrechterhaltung seiner Sicherheit sterben. Gerade gab ein Offizier den Befehl zum Stehenbleiben, die Stimme so nah, als ob er sich im gleichen Zimmer befände.
    Dubornos erschauderte. Auch er hasste die Legionssoldaten. »Rom ist schuld«, fuhr er fort. »Oder Claudius, oder Breacas gottverfluchter Bruder, aber nicht wir. Und wenn du dir trotzdem unbedingt die Schuld aufladen willst, dann gib mir wenigstens die Hälfte davon ab, denn als wir gefangen genommen wurden, befand sich Cwmfen immerhin in meiner Obhut.«
    »Ha!« Cwmfen zuckte unter seinen behutsam forschenden Fingern zusammen. »Du scheinst schon wie ein Römer zu denken, Dubornos. Ich bin Kriegerin. Ich lebe in niemandes Obhut.«
    Caradoc kniete sich nieder und nahm locker Cwmfens Hand in die seine. »Du bist die edelste und tüchtigste von allen Kriegerinnen und wirst diese Prüfung ebenso bestehen wie alle anderen zuvor.«
    »Natürlich.« Selbst von seinem Platz an der Tür aus konnte Cunomar die Liebe erkennen, mit der Cwmfen in Caradocs Augen blickte. Und wie jedes Mal spürte Cunomar eine seltsame Mischung aus Trauer und einem gänzlich unpassenden Neid, der seine Eingeweide sich verkrampfen ließ, wann immer er beobachtete, wie Cwmfen jenen Platz einnahm, der doch eigentlich seiner Mutter gebührte.
    Beschämt wandte Cunomar sich ab, damit man ihm diese Empfindung nicht ansah. An seiner Seite erschien nun auch wieder Cygfa, die ihm seinen Umhang um die Schultern legte. »Hier«, sagte sie. »Der lag unter deinem Bett, darum konnte ich ihn zuerst nicht finden.« Draußen auf der Straße begannen die Soldaten auf den Befehl ihres Offiziers hin wieder loszulaufen.
    Cunomar zog sich den Umhang um die Schultern, hielt dann aber inne, als er das raue Gewebe und den modrigen Geruch bemerkte, die diesen Umhang als seinen alten auswiesen, denjenigen, den er am Mittsommertag weggeworfen hatte. An jenem Tage hatte ihm der Lederhändler eine zusätzliche Münze zugesteckt, und davon hatte Cunomar sich einen neuen Umhang gekauft. Cygfa hatte ihn damals begleitet und war ihm bei der Auswahl des neuen Umhangs behilflich gewesen. Sie war es auch gewesen, die dann entlang des Saumes die Schutzzeichen der Ordovizer aufstickte, die Cunomar zusätzlich behüten sollten; Cygfa konnte sich an diesen Tag bestimmt noch erinnern.
    Plötzlich stieg ein solcher Groll in Cunomar auf, dass er mit der in ihm aufwallenden Schimpftirade leicht einen ganzen Tag hätte füllen können. Er warf den Umhang auf den Boden und schimpfte: »Der ist alt und stinkt. Der neue liegt auf dem Bett unter der Decke, wo ich...«
    Unvermittelt hielt er inne und erstarrte. Die bewaffneten Männer befanden sich nun inmitten ihrer schmalen Gasse, und einer von ihnen hatte gerade ihren Wohnblock betreten. Mit leichten Schritten eilte er die beiden Stockwerke hinauf und blieb schließlich

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