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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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vorzuziehen.
    Auch in dieser Nacht lag Cunomar hellwach da, und seine Gedanken wanderten von Bier zu Fisch und der Erinnerung daran, wie vorsichtig sein Vater das Neugeborene ergriffen hatte, ganz so, als ob er Angst gehabt hätte, es zu verletzen - als plötzlich Cygfa in der Tür erschien.
    Etwas steif und unwillig fragte sie: »Dubornos, könntest du bitte kommen? Cwmfen blutet. Ich kann die Blutung nicht stillen.«
    Eigentlich war es zu dunkel, um wirklich etwas erkennen zu können, aber Cygfa hatte schon immer die Augen einer Katze gehabt. Cunomar hörte, wie Dubornos etwas murmelte, dann vernahm er das Geräusch seiner über den Fußboden huschenden Schritte; der Sänger musste also bereits wach gewesen sein, dass er sich so rasch erheben konnte. Auch Cunomar stand auf, fand die Tür und tastete sich anschließend im schwachen Schein der Lampen, die noch immer im vorderen Zimmer brannten, ebenfalls bis dorthin vor. Im Schimmer ebendieser Lampen erkannte Cunomar nun auch, wie ungewöhnlich regungslos Cwmfen dort auf dem Bett lag, und dann sah er die dunkle Blutlache auf dem Fußboden vor ihrem Bett. Vor ihm packte Dubornos Cygfa hastig am Arm.
    »Hierbei brauchen wir Hilfe. Lauf zu Xenophon zum Palast. Bitte ihn um das Mutterkorn. Und richte ihm meine aufrichtigste Entschuldigung dafür aus, dass ich es nicht gleich angenommen habe, als er es mir das erste Mal anbot.« Dann schweifte Dubornos’ Blick zum Türrahmen hinüber: »Und nimm Cunomar mit. Es ist zu gefährlich für dich - nachts allein da draußen.«
    Cygfa öffnete den Mund, schloss ihn aber gleich darauf wieder. Denn sie war in der Tat diejenige unter ihnen, die sich noch am schlechtesten an das Leben in Rom hatte anpassen können. Auch wenn sie keine sichtbaren Narben trug und - abgesehen von Xenophons Untersuchung in den kaiserlichen Unterkünften - auch keine körperlichen Übergriffe hatte erdulden müssen, so hatten aber doch gerade diese Untersuchung und die Tatsache, dass sie sich vom Mädchen zur Frau entwickelt hatte, ohne ihre langen Nächte der Einsamkeit zu erleben, ausgereicht, um sie von der Welt und damit auch von ihrer Familie abzutrennen. Das ganze erste Jahr über hatte sie mit niemandem gesprochen außer mit ihrer Mutter; und auch das nur, wenn es unumgänglich war. Die Herstellung der Gürtel jedoch hatte eine Wende ausgelöst, und Cygfa begann wieder, auch mit ihrem Vater und ihrem Halbbruder zu sprechen, schien also allmählich zu genesen. Nach und nach hatte sich besonders zwischen ihr und Cunomar eine echte Freundschaft entwickelt, so dass nun auch Cunomar endlich eine Ahnung davon bekam, was es bedeutete, eine Schwester zu haben - und darüber war er höchst erfreut.
    Mit Dubornos dagegen war es ganz etwas anderes. Cygfa hasste Xenophon mit einer kalten, alles verzehrenden Leidenschaft, und Dubornos war Xenophons Freund. Zwar war genau genommen auch Caradoc mit Xenophon befreundet, doch war Ersterer zudem auch ihr Vater, und folglich konnte Cygfa ihm nicht wirklich grollen - und überhaupt: Caradoc war in der Nacht ihrer Ankunft schließlich nicht im Audienzzimmer dabei gewesen. Dubornos dagegen schon. Deshalb konnte sie ihm nicht vergeben und würde dies vielleicht auch niemals können.
    Cunomar glaubte zudem, dass seine Halbschwester einst in den Sänger verliebt gewesen war. Mit Sicherheit aber hatte sie sich zumindest sehr nach ihm gesehnt, und ihr Rückzug von ihm in jenem verworrenen, verfahrenen Winter nach ihrer Begnadigung trug den spröden Zug desjenigen, dessen Liebe zurückgewiesen wurde, dessen Ehre man in den Schmutz gezogen hatte. Dubornos’ zusätzliche Nähe zu Xenophon dann gab ihr schließlich auch den geeigneten Vorwand, um sich ihm gegenüber so zu benehmen, wie sie es eben tat. Nur war das nach Cunomars Einschätzung eben nicht der eigentliche Grund.
    Doch was auch immer der Anlass gewesen sein mochte: Dubornos hatte Cygfas Wandel in jedem Fall gespürt und war verletzt gewesen. Die ganzen letzten beiden Jahre über hatte er sich alle Mühe gegeben, ihr seinen Respekt zu erweisen, hatte versucht, sie genauso zu behandeln, wie er auch mit ihrer Mutter umging, sie als eine Kriegerin und als eine Erwachsene anzuerkennen. Schließlich jedoch, als er sich nach wie vor nur ihrem unbeugsamen Widerstand gegenübersah, behandelte er Cygfa genauso formell, wie sie mit ihm umging, und es kam vor, dass beide vom Ende des einen Monats bis zum Ausklingen des darauf folgenden kaum ein Wort miteinander sprachen.
    Erst

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