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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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auch gegeben hatte, und hatten enger zusammengearbeitet als Brüder. Das Wichtigste aber war, dass sie auch jetzt nicht miteinander in Konflikt gerieten.
    Während er insgeheim verzweifelt darum flehte, dass dies nicht geschehen möge, hörte er, wie Dubornos sagte: »Du wirst auf Mona aber dringender gebraucht, und das sowohl von den Stämmen als auch von den Kriegern. Der Statthalter ist schwach; die Grenzen wurden von den westlichen Stämmen festgelegt, nicht von den Legionen, und die wagen es nicht, die Grenzen zu übertreten. Mit deiner Rückkehr wären die Krieger aller Stämme dann vereinigt wie niemals zuvor. Der Osten würde sich mit dem Westen verbünden und die Legionen wieder den ganzen Weg bis nach Rom zurücktreiben. Sie werden es als ein Geschenk der Götter verstehen, als Belohnung für ihre uneingeschränkte Unterstützung unserer Sache - und werden sogar recht daran tun. Du hast keine andere Wahl, als zurückzukehren. Die Götter und die Völker dort brauchen dich. Mona braucht dich.« Wortlos - weil niemand diesen Namen jemals laut aussprach, ihn niemals laut auszusprechen brauchte - fügte er noch hinzu: Breaca braucht dich .
    Es gab Waffen, die zu benutzen Dubornos nicht das Recht besaß, und doch tat er es ganz schamlos. Caradoc starrte hinunter auf seinen nuckelnden kleinen Sohn.
    Vom Bett her ertönte nun auch Cwmfens Stimme: »Er hat Recht. Du musst gehen. Du und die Kinder.« Sie war eine Kriegerin und ihre Stimme zitterte nie. Doch allen war klar, dass Agrippina sie und das Kind töten würde.
    Der Säugling begann, sich zu winden, und wurde an die andere Brust gelegt. Unten, in den Straßen, bellte ein Hund und wurde mit einem Tritt sogleich wieder zum Schweigen gebracht. Ein Legionssoldat hustete, und seine Rüstung klirrte. Caradoc kniete sich neben das Bett und starrte in eine Welt, in die ihm keiner von ihnen mit den Augen folgen konnte. Cunomar legte die Finger an die Stirn, genauso, wie es auch seine Mutter vor einer Schlacht tat, und betete zu Briga und Nemain und dem großen, unermesslichen Gott des Meeres, dass sein Vater nur noch einmal, zum letzten Mal, seinen Stolz hinunterschlucken und sich Dubornos fügen möge.
    Die kreisförmige Narbe, die die Eisenringe an Caradocs Hals hinterlassen hatte, erzitterte im schummrigen Licht der Lampen, pulsierte mit dem langsamen, gleichmäßigen Rhythmus seines Herzschlags. Ganz ohne Zweifel hatte auch Cygfa ihren Mut von ihrem Vater geerbt. Cunomar hielt weiterhin den Blick starr auf das Gesicht seines Vaters gerichtet, bot ihm schweigend seine Unterstützung an. Nun rief er sich seine Mutter wieder so lebendig ins Gedächtnis wie die ganzen vergangenen zwei Jahre noch nicht und sandte diese Essenz ihres Wesens in den Raum hinein, in der Hoffnung, dass auch sein Vater den Ruf vernahm.
    Als Caradoc schließlich wieder den Blick hob, sah er zuerst noch einmal auf seinen neugeborenen Sohn, dann auf Cunomar, der nun das ganze Maß des Schmerzes und der unerträglichen Bürde erkannte. Die Stimme, die Cunomar jetzt vernahm, war die seines Vaters, wie er sie bei den seltenen Momenten anschlug, wenn er zu Gericht saß und den unehrenhaften Tod eines Kriegers verkünden musste. »Ich bin schon einmal aus einer Schlacht entflohen und habe andere an meiner statt sterben lassen«, entschied er. »Ich glaube nicht, dass sich die Götter das noch ein zweites Mal von mir wünschen würden. Entweder, wir fliehen alle gemeinsam, oder gar nicht.«
    Cunomar musste plötzlich würgen und gab sich alle Mühe, diesen Laut zu unterdrücken.
    Nach einer Weile, die sich nahezu unendlich auszudehnen schien, erwiderte Dubornos: »Dann bleiben wir. Cwmfen kann nicht reiten.«
    »Aber wenn wir eine Trage oder Sänfte für sie fänden, könnte sie vielleicht doch reisen. Ist es nicht so?« Damit wandte sich Caradoc zu Philonikos um, der inzwischen zur Seite getreten war und sich alle Mühe gegeben hatte, nicht in die Diskussion miteinbezogen zu werden. Nun, da man ihn praktisch zwang, sich zu äußern, nickte er halbherzig.
    »Also gut.« Caradoc erhob sich. Seit jenem Tag auf dem kaiserlichen Vorplatz unter der brennenden Sonne, als Caradoc den Kaiser bezwungen hatte, hatte Cunomar bei seinem Vater keine solche Entschlossenheit mehr gesehen wie in diesem Augenblick. Cunomar glaubte, vor Stolz platzen zu müssen, bis er hörte, wie Caradoc fortfuhr.
    »Dubornos wird mit Cygfa vorausreiten, um das Schiff noch zu erreichen. Sie überbringen damit zugleich die Nachricht,

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