Das Schwert der Keltin
dass wir kommen. Der Rest von uns wird langsamer reisen und nur so schnell, wie Philonikos es erlaubt, und sollten wir zu spät an der Küste ankommen, werden wir ein anderes Schiff finden oder bis zum Frühling warten. Die Monate des Kampfes sind vorüber. Mona wird also auch noch ein weiteres halbes Jahr ohne uns auskommen können, und wenn die Träumer wissen, dass wir kommen, dann reicht das aus.«
Dubornos und Cygfa , die beiden Krieger, die reiten und kämpfen konnten. Cunomar hörte ihre Namen, und ihm blieb der Atem förmlich in der Kehle stecken. Innerlich schrie er gellend, ein zusammenhangloses Schmerzgeheul ohne Worte.
Allein Dubornos, sein Freund bis in alle Ewigkeit, hörte Cunomars stummen Schrei, schüttelte den Kopf und widersprach: »Das Schiff kann ja unsere Nachricht mit hinübernehmen, aber nicht uns. Wie du schon sagtest: Entweder, wir fliehen alle zusammen, oder gar nicht. Ohne dich werde ich nicht nach Mona übersetzen.«
Auf diese Weise hatte - ganz gleich, ob dies sonderlich klug gewesen war oder nicht - ein jeder der beiden Männer seinen Mut unter Beweis stellen können und in dem jeweils anderen seinen ebenbürtigen Partner gefunden. Nach dieser letzten Auseinandersetzung umfing alle Anwesenden in diesem Raum ein tiefes Schweigen; ein letztes Mal versuchten Caradoc und Dubornos, die Schwachstellen des jeweils anderen auszuloten, und mussten sich am Ende doch beide eingestehen, dass es keine solchen wunden Punkte gab.
Caradoc gab als Erster auf. Er erhob sich, reichte seinen Sohn wieder an Cwmfen zurück und küsste sie einmal. Zu Cunomar und Cygfa sagte er: »Fangt an zu packen. Ihr braucht Reisekleidung, Gold und jeder ein Messer, sonst nichts.« Zu Xenophons Schüler, der aussah, als hätten ihm da gerade seine eigenen Ohren eine Lüge erzählt, sagte er: »Philonikos, nimm alles mit, was du brauchst, um dich auf der Reise um Cwmfen kümmern zu können. Wenn Xenophon dich heute hierher schickte, dann will er auch, dass du uns mindestens bis nach Gallien begleitest. Ihm sind dein Leben und deine Sicherheit genauso wichtig wie unsere. Wenn ihm jetzt also Gefahr droht, dann will er, dass wenigstens du in Sicherheit bist.«
Das war keine Bitte mehr, sondern ein Befehl, erteilt von jemandem mit langjähriger Erfahrung als Anführer. Philonikos öffnete den Mund, schloss ihn aber sofort wieder, denn in den achtzehn Monaten seines Dienstes im kaiserlichen Palast hatte er auf jeden Fall gelernt, wann es besser war, nicht zu widersprechen.
Das Feuer begann bereits, als sie noch packten. Der Rauch kroch durch Holzdielen im Flur. In der Wohnung nebenan begann die dicke Römerin aufgeregt zu kreischen, und schon bald hallte ihnen das Echo auch von den übrigen Hausbewohnern zu ihrer Rechten, ihrer Linken und sogar von der anderen Straßenseite entgegen. Die Legionare, die man draußen postiert hatte, waren bereits dabei behilflich, das Gebäude zu evakuieren. Auch zu ihnen kam eine Abordnung hinaufgerannt. Einzeln und hintereinander trampelten die Männer die schmale Treppe hinauf, und sie waren beladen, denn ihre Schritte ertönten schwer und unregelmäßig, als ob sie Waffen oder Feuerholz trügen, oder auch beides zusammen. Schließlich wäre das alles nicht das erste Mal; jeder kannte jemanden, der unter Claudius’ Kommando umgekommen war, oder andere, die den Bränden in den nur unzureichend geschützten Unterkünften zum Opfer gefallen waren.
Cunomar trug gerade das Bündel für seinen Vater in das vordere Zimmer, als die Soldaten bereits an der Tür angelangt waren.
»Cunomar!« Die Stimme seines Vaters war plötzlich ungewöhnlich weich. »Leg das Bündel weg und komm einmal her.«
Cunomar tat, wie ihm geheißen, und rannte durch das Zimmer. Die Angst krampfte sich bereits in seine Eingeweide. Da flog er auch schon in die Arme seines Vaters. Die starken Hände jenes Mannes, der früher einmal ganze Armeen angeführt hatte, zerzausten Cunomar auf eine Art und Weise das Haar, wie sie es seit seinen Kindertagen nicht mehr getan hatten. Rau strichen die Lippen seines Vaters über seine Stirn, und die tiefe Stimme aus den Ratssitzungen fragte: »Mein Sohn, kannst du bei Cwmfen bleiben? Sie braucht jemanden, der ihr hier hilft.«
Cunomar eilte davon und fragte auch nicht, wobei eine Kriegerin, die gerade ein Kind geboren hatte, im Angesicht des Feindes wohl noch Hilfe brauchte. Auch Cygfa stand schon bereit, alarmiert und wachsam. Sie lächelte schüchtern zu Dubornos hinüber, wie
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