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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Eichenpoller befanden. An der linken Seite der Mole hatten sich Bug an Heck drei grün gestrichene Fischereiboote aufgereiht, jedes von ihnen leicht in Richtung See geneigt, und obwohl sich ihre rostigen Kiele bereits in den Schlick bohrten, schienen sie sich doch noch immer gegen ihre straff gespannte Vertäuung auflehnen zu wollen. Zur Rechten lag ein von Seepocken befallenes Handelsschiff ganz ähnlich auf Grund. Wütend und die übelsten thrakischen Flüche auf den Lippen starrte Valerius auf die Boote.
    »Es ist Ebbe. Wir können nicht auslaufen.« Zwar war eigentlich Caradoc der Seemann unter ihnen, doch selbst Cunomar hätte in diesem Augenblick sagen können, dass das Schiff bei einem solchen Niedrigwasser unmöglich in See stechen konnte. Caradoc schwang sich von seinem Pferd, kniete sich auf die bereits mit Reif bedeckten Steine der Mole, beugte sich hinunter und betrachtete aufmerksam die Anhäufungen von blasigem Seetang und die schlangenförmige Linie der Mollusken. Bis zu genau dieser Linie aus Weichtieren schwappte auch das Wasser hinauf, schien aber keinerlei Eile zu haben, nun entweder ganz abzulaufen oder wieder höher zu steigen.
    Caradoc hockte sich auf die Fersen zurück. »Die Gezeiten wechseln bereits«, urteilte er. »Aber erst nach Einbruch der Nacht werden die Schiffe wieder Wasser unterm Kiel haben. Kein Kapitän, der auch nur halbwegs bei Verstand ist, wird vor morgen früh auslaufen. Bis dahin aber werden Agrippinas Männer längst hier sein.«
    Doch Agrippinas Männer waren jetzt schon angekommen. Weit hinten am südlichen Ende der Stadt, wo das Durcheinander der Matronen und der gemächlich schlendernden Fußgänger herrschte, ballten sich die Menschenansammlungen gerade ein zweites Mal zusammen, nur um gleich darauf in heller Aufregung wieder auseinander zu stieben, als eine zweite Gruppe von bewaffneten Männern sich einen Weg zum Hafen bahnte.
    Da fluchte Valerius abermals hemmungslos. »Ihr müsst hier aus dem Blickfeld verschwinden. Wenn ihr in Sicherheit seid, werde ich den Kapitän des Schiffes ausfindig machen. Es wird noch heute Abend auslaufen, und wenn ich ihm dazu ein Messer an die Kehle halten muss.«
    »Willst du, dass wir alle ertrinken?«, fragte Cwmfen.
    »Ich will, dass ihr endlich eine Seemeile Wasser zwischen euch und Marullus und seine Männer bringt. Genau das schreibt mir mein Schwur nämlich vor. Was danach mit euch passiert, ist nicht mehr mein Problem. Und jetzt kommt!« Hastig wendete er sein Pferd. Für einen kurzen Augenblick blendeten ihn einige schräg einfallende Sonnenstrahlen, und Valerius nahm dies freudig als eine Erinnerung seines Gottes wahr, dass seine Mission von Erfolg gekrönt sein würde und dass dieser schon jetzt so nahe war, dass Valerius nur den Arm auszustrecken brauchte, um ihn zu berühren. Denn er hatte keinen Zweifel daran, dass Marullus sich geschlagen geben würde, sobald das Schiff erst einmal in einiger Entfernung von der Küste war. Solange der Kampf ein fairer gewesen war, konnte ein Vater eine Niederlage gegen seinen Sohn durchaus einstecken, ohne ihm zu grollen. In der Zwischenzeit aber hielt die Aufregung die Geister beinahe ebenso gut in Schach wie der Wein.
    Valerius blinzelte noch einmal, und die Sonnenstrahlen waren wieder verschwunden. Inzwischen hatte sich am Kai bereits eine kleine Gruppe Menschen zusammengefunden. Rotznasige Kinder starrten ganz unverhohlen auf seine Rüstung. Valerius hob die Hand, um das Zeichen des roten Stieres auf seiner linken Schulter zu verdecken, und machte eine rasche Kopfbewegung in Richtung Caradoc, der in die Menge starrte. »Schwingt euch jetzt in den Sattel, bevor ihr noch mehr Aufmerksamkeit erregt. Die Prätorianer zahlen für Auskünfte. Wir sollten also zusehen, dass es nicht allzu viel über uns zu erzählen gibt.«
    Valerius führte die Gruppe erst in westlicher Richtung, dann ostwärts, und dann wieder zurück nach Westen, kämpfte sich seinen Weg bis in die allerärmsten Stadtteile hinein, wo die Straßen schließlich so schmal wurden, dass man nicht mehr hindurchreiten konnte und sie absteigen mussten, um die Pferde zu Fuß zu führen. Die Tiere ließen sie anschließend im Viehgehege eines Schlachters zurück, bezahlten den Mann reichlich genug, um sich seines Schweigens sicher sein zu können, und jagten ihm vorsichtshalber noch eine gehörige Portion Angst ein, mit der Drohung, dass ein Plaudern womöglich den Unwillen des Kaisers nach sich ziehen könnte, in jedem Fall aber

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