Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
Vom Netzwerk:
und dies war das allererste Mal, dass er es geschafft hat. Ich hatte schon Angst, er könnte das Gefühl haben, dass er den Zenit seines Lebens erreicht hat und nun einfach alle viere von sich strecken und sich dem Gott ergeben sollte. Es geht ihm aber offenbar recht gut, sein Kampfgeist scheint ungebrochen, und dafür bin ich aufrichtig dankbar. Denn wenn man noch nicht mal mehr ein Pferd hat, mit dem man kämpfen kann, was soll man da in den langen Tagen des Friedens unter unserem hoch geschätzten Statthalter bloß tun?«
    Seine Frage war so etwas wie eine Prüfung, und der Fremde erkannte sie auch als eine solche. Um seine Mundwinkel zuckte die Andeutung eines Lächelns. »Vielleicht seine Rüstung polieren? Und auf den Befehl zum Angriff warten?« Es war eine sichere, diplomatische Antwort, da sie alles Nötige zum Ausdruck brachte, ohne in irgendeiner Weise verfänglich zu sein. Keiner der beiden Männer wollte sich vor dem anderen auf eine Weise kompromittieren, die als Verrat aufgefasst werden könnte, doch beide hassten die Langeweile und die aufgezwungene Untätigkeit, die das Leben in der Festung prägten, gleichermaßen.
    Valerius ging weiter zu dem nächsten Stallblock, in dem die Pferde der zweiten Truppe untergebracht waren. Genau genommen war er für diese Tiere zwar nicht verantwortlich, aber er hatte kein sonderlich großes Vertrauen zu demjenigen, der sich um sie hätte kümmern sollen, demjenigen, der ganz offensichtlich noch immer schlief und nichts davon gemerkt hatte, dass es die Nacht über geschneit hatte. Er blieb einen Moment vor der ersten Box stehen und verfütterte den Rest seines Getreides an einen Rotschimmelwallach, der ihn mochte.
    Julius Valerius war gerade in der Mitte der langen Boxenreihe angelangt, als der fremde Oberstallmeister ihn einholte. Nun blieb noch der zweite Teil seiner Wette, genauer gesagt, die Frage nach der Herkunft des Fremden, zu klären. Es gehörte jedoch zu Valerius’ Pakt mit sich selbst, dass er keine direkte Frage stellen durfte. Er sagte: »Du bist bei der Kavallerieeinheit, die mit dem neuen Statthalter herübergekommen ist - richtig? Bei derjenigen, die in dem Anbau neben dem Badehaus kampiert. Haben sich eure Pferde nach der langen Überfahrt und dem Ritt hierher schon ein bisschen eingewöhnt?«
    Der Mann zuckte leicht die Achseln. »Sie haben sich eingewöhnt und ruhen sich aus, allerdings haben sie die Kälte satt, genau wie ich. In Thrakien schneit es zwar auch, aber die Luft ist nicht so unangenehm feucht wie hier, und die Kälte geht einem nicht so bis auf die Knochen. Man hatte uns gesagt, dass es hier erst in einem Monat schneien würde.«
    In Thrakien? Hah, hab ich’s doch gewusst! Ein Thraker! Es war eine ziemlich beunruhigende Nacht gewesen, doch der Tag erwies sich jetzt schon als erheblich besser: Valerius hatte in einem kurzen Gefecht mit Krähe gesiegt oder doch zumindest nicht verloren; er hatte ganz eindeutig die Wette gewonnen, die er mit sich selbst abgeschlossen hatte, und obendrein hatten die Götter seine Pferde davor bewahrt, durch den Schnee zu Schaden zu kommen. Von neuer Zuversicht erfüllt, sagte Valerius: »Normalerweise schneit es hier auch noch nicht so früh im Jahr. Wir haben eben Pech mit dem Wetter.«
    »Oder vielleicht auch Glück? Die Götter haben den Schnee als Geschenk an den neuen Statthalter geschickt. Die Einheimischen werden mit Sicherheit genauso frieren wie wir, und unter diesen Umständen ihre Rebellion bestimmt nicht forcieren.«
    Sie schlenderten gemeinsam die Boxenreihe entlang, mit einer Ungezwungenheit, als ob sie schon seit langer Zeit gut miteinander bekannt wären. Ohne zu überlegen erwiderte Valerius: »Wenn der Schnee wirklich ein Geschenk ist, dann müssen die Träumer der Einheimischen ihre Götter darum ersucht haben und es wurde ihnen zum Beweis des Wohlwollens gewährt. Bist du schon einmal in einem ihrer Rundhäuser gewesen?«
    »Nein.«
    »Nicht? Tja, dann wirst du mir einfach glauben müssen, wenn ich sage, dass wir ihnen zwar die Zivilisation in Gestalt von eiskalten, zugigen Baracken gebracht haben mögen, wo jeweils vier Männer in einem ungeheizten Raum schlafen müssen, dass aber die Einheimischen die Nacht über in einem großen, zehn Mann hohen Rundhaus geschlafen haben werden, das Platz für vierzig Familien bietet, geheizt von einem Feuer, das hoch mit Asche bedeckt ist und die ganze Nacht über Wärme spendet. Sie werden eng an ihre Hunde geschmiegt geschlafen haben, zugedeckt

Weitere Kostenlose Bücher