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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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mit dicken Schlaffellen und in nächster Nähe von ihren Liebsten. Und sie werden nicht gezwungen gewesen sein, sich in ihre Umhänge zu wickeln oder auch nur eine zweite Tunika zu tragen, um gut schlafen zu können und ausgeruht aufzuwachen. Sie werden, als sie heute Morgen aufgestanden sind, wohlige Wärme vorgefunden haben und Essen und die Gesellschaft ihrer Familien, und wenn sie es versäumt haben, die Zeichen zu lesen, die ihre Götter ihnen am Abend zuvor sandten, dann werden sie zunächst einmal gar nicht wissen, dass es die Nacht über geschneit hat; sie werden es höchstens an dem Geruch der Luft erkennen, und auch erst dann, wenn sie das Türfell beiseite schieben. Ich würde daher nicht sagen, dass dieses Wetter ein Geschenk der römischen Götter ist, und die Feuer der Rebellion wird es ganz sicher auch nicht löschen.«
    Valerius hielt inne und biss sich auf die Zunge. Der Thraker starrte ihn nachdenklich an. Ein anderer hätte vielleicht gefragt, wie es kam, dass ein rangniederer Offizier der gallischen Hilfstruppe so sehr mit den winterlichen Lebensbedingungen in einem hiesigen Rundhaus vertraut war, oder er hätte zumindest einige Fragen gestellt, welche die Gerüchte bestätigt oder auch dementiert hätten.
    Der Thraker jedoch rieb sich einen Moment die Nase und sagte lediglich: »Ich habe gehört, dass du eine Zeit lang unter den Eceni gelebt hast. Ist es wahr, dass ihre Frauen die Krieger in die Schlacht führen?«
    Das Angriffskommando aus dem Westen wurde von einer Frau angeführt . Der Name, den sie da rufen, lautet Bodicea. Sie, die den Sieg bringt. Die Stimme, die Valerius in Gedanken hörte, war seine eigene . Er war derjenige gewesen, der diese Worte gesprochen hatte, damals noch jünger und noch in gnädiger Ahnungslosigkeit. Seine Mutter, die später zu ihm gekommen war, hatte alles gewusst und ihn wegen seiner Blindheit verurteilt. Ihr Zeichen ist der Schlangenspeer, mit lebendigem Blut auf das Grau von Mona aufgemalt. Früher einmal war es rot auf Eceni-Blau. Du hättest ein vergleichbares Zeichen auf deinem Schild tragen können, das Pferd oder den Hasen auf blauem Untergrund. Du hättest der Träumer sein können, der ihr, der Kriegerin, zur Seite steht. Hätte sie dich an ihrer Seite gehabt, wäre sie ...
    » Nein.«
    Zum zweiten Mal an diesem Morgen wandte Valerius sich von dem Fremden ab und ging davon. Das in einiger Entfernung vor ihm aufragende Hauptgebäude der Garnison - principia genannt- ließ alle umliegenden Gebäude zwergenhaft klein erscheinen. Nur das Haus des Statthalters war annähernd so prachtvoll und imposant wie das große Geviert des Legionsversammlungssaales, doch in diesem Moment war Julius Valerius nicht um den Frieden und das Wohlergehen des Statthalters besorgt. Er hatte auf Grund seines Ranges eine ganze Reihe von Verpflichtungen. Und in der Erfüllung dieser Pflichten lag sein bester, womöglich sogar sein einziger Schutz.
    Über seine Schulter hinweg sagte er: »Wir sollten unsere Inspektion der Ställe jetzt besser beenden und als Nächstes den Versammlungssaal auf mögliche Schäden überprüfen. Haben die Klatschmäuler und Gerüchtemacher in der Taverne dir auch erzählt, dass das Dach der Halle im letzten Winter unter der Last des Schnees zusammengebrochen ist und der Schaden erst nach der Sommersonnenwende wieder behoben wurde? Unser kürzlich aus dem Amt ausgeschiedener Statthalter, möge der Gott ihm ein langes Leben schenken, wollte den Einheimischen die ganze Pracht und Herrlichkeit Roms vor Augen führen. Unter dem Schnee dort liegen Fliesen, so grellbunt und glänzend, dass dir die Augen tränen würden, wenn du sie bei hellem Sonnenlicht betrachten müsstest.«
    Der Thraker lachte, etwas verspätet, als ob er mit seinen Gedanken anderswo gewesen wäre. »Und die Balken, sind die aus Stroh gemacht, dass sie das Gewicht nicht tragen können?«
    »Nein. Die Balken sind aus grünem Eichenholz; etwas Besseres bekommt man nun mal nicht, wenn man auf erst kürzlich erobertem Territorium eine Festung erbauen will und jegliches Baumaterial verwenden muss, das gerade zur Verfügung steht. Der erste Architekt baute nach römischen Entwürfen, überzeugt davon, dass die Balken schlank sein müssten, um gut auszusehen. Der zweite lernte zwar aus den Fehlern seines Vorgängers, und die neuen Balken sind doppelt so dick wie die alten, aber dieser Schnee hat ein enormes Gewicht. Meiner Meinung nach sollte er unverzüglich vom Dach gefegt werden. Ich kann

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