Das Schwert der Keltin
Kampfgenossen werden, dann musst du aber tun, was ich dir sage, und zwar ohne zu fragen«, fuhr Cygfa fort. »Schwörst du, dass du genau das tun wirst?«
Cunomar erinnerte sich wieder an einen Eid, den er vor langer Zeit auf das Haupt seiner kleinen Schwester geschworen hatte. Wortwörtlich wiederholte er diesen Schwur, und er war sehr zufrieden, als er sah, wie Cygfas Augen dabei ganz groß wurden. »Sehr gut.« Cunomar fand, dass Cygfa beeindruckt aussah. »Dann halte den Rücken deines Pferdes den Felsen zugewandt und steig nicht ab, außer wenn du unbedingt musst. Und bleib an meiner rechten Seite, nicht an meiner linken. Das soll für den heutigen Tag dein Platz sein.« Dann blickte Cygfa an ihm vorbei und riss den Arm hoch. »Philonikos! Führ dein Pferd hier hinter uns.«
Philonikos kam angeritten; er sah ganz krank aus vor Angst. Zögerlich zog er auf Cygfas Anweisung hin sein Messer hervor. Zitternd lag es in seiner Hand. Cunomar lächelte ihn an, wie er auch Cygfa schon zugelächelt hatte.
»Unter den Armen ist ihre Rüstung am schwächsten«, sagte er, denn das hatte er von seiner Mutter gehört. »Stich sie an dieser Stelle, wenn du kannst. Oder ziel auf die Augen.«
Der Junge nickte wie benommen. Den Blick auf Philonikos’ Brust geheftet, prägte sich Cunomar noch einmal genau jene Stelle ein, in die er hineinstechen musste, wenn sie überwältigt werden sollten und er seinem Leben ein rasches Ende bereiten wollte.
Die anderen Krieger hatten ihre Pferde zu seiner Rechten aufgereiht, die Felsen im Rücken, und jeder beschützte die frei liegenden Seiten des jeweils anderen, ausgenommen an den Enden der Reihe, also zu Cygfas Linker und an Caradocs rechter Seite, wo der Fels jedoch als Schutz diente. Caradoc schwang ein paarmal seine Klinge, um die Beweglichkeit seiner rechten Schulter zu erproben. Als klar war, dass er auf diese Art nicht würde kämpfen können, wechselte er seinen Schild in die rechte Hand und wirbelte das Schwert mit seiner Linken herum. Solche Dinge hatten sie in der Kriegerschule auf Mona gelernt, aber Cunomar hatte nicht den Eindruck, dass sein Vater diese Fähigkeit sonderlich gut erlernt hatte, und selbst wenn, so schwächten ihn doch zumindest noch immer die Narben an seinem linken Handgelenk. Caradoc sagte irgendetwas zu Cwmfen, das er nicht verstehen konnte, und er sah, wie sie daraufhin den Platz tauschte und auf Caradocs rechte Seite ritt. Wie ihre Tochter, so war auch sie ruhig und gefasst, aber der kleine Math, der auf ihren Rücken gebunden war, behinderte ihre Bewegungen.
Am anderen Ende der Reihe hatten sich mac Calma und Dubornos, Träumer und Sänger, an Caradocs linke Seite gedrängt. »Werden sie Bogenschützen mitgebracht haben?«, fragte Dubornos.
Valerius schüttelte den Kopf. »Wenn sie die nicht direkt von der Stadtwache aus mitgebracht haben, dann nicht.«
»Und in Gesoriacum gibt es ohnehin keine Bogenschützen«, stimmte mac Calma zu.
»Trotzdem zähle ich mehr als neun Männer in ihrer Reihe. Dein Zenturio scheint also von irgendwoher Unterstützung angefordert zu haben«, warf Cygfa ein, und sie hatte damit leider Recht. Der Feind hatte sein Tempo nun, da er wusste, dass man ihn entdeckt hatte, verringert. Mehr als ein Dutzend Männer hatten sich in der Dunkelheit zu einer geschlossenen Linie formiert, erkennbar an dem vom Sternenlicht erhellten Gefunkel ihrer Bronzeverzierungen und dem frei von aller Tarnung aufblitzenden Eisen.
Cunomar versuchte zu zählen, wie viele Waffen der Feind bei sich trug, konnte es aber nicht genau erkennen. Noch immer rutschte der Griff seines Schwertes in seiner feuchten Hand hin und her. Cunomar packte den Griff also mit beiden Händen und wiederholte im Stillen noch einmal den Schwur, den er Cygfa gegenüber geleistet hatte. Alle Krieger hatten Angst; das zumindest hatte ihm sein Vater früher einmal erzählt. Die wahre Mutprobe bestand darin, trotz dieser Angst zu kämpfen, und nicht nur dann, wenn man keine Furcht empfand. Fieberhafte Erregung ließ Cunomars Brustkorb erzittern, und er versprach sich selbst im Namen Brigas, dass er als Krieger und seines Erbes würdig sterben würde.
Die näher rückende Linie des Feindes war nun dicht genug herangekommen, dass man Details der Rüstungen erkennen konnte, wenn auch nicht ihre Insignien. Mit zu Schlitzen verengten Augen sagte Dubornos: »Außer den neun, die uns verfolgt haben, kann ich noch acht weitere zählen. Die neuen sind gallische Kavalleristen.« Er
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