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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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ebenso wenig, wie er seine Gebete erhört hatte. Vielmehr schickte er siebzehn voll ausgebildete Männer gegen fünf Erwachsene und zwei Kinder; dies war also kein Spiel mehr. Für die Stute allerdings war Valerius sehr dankbar. Er selbst hatte sie sich aus den Ställen des Kaisers ausgewählt, bevor er Rom verlassen hatte. Sie war ein kampferprobtes Tier von solcher Güte, dass selbst Longinus ihr seine Bewunderung gezollt hätte. In der Zeitspanne, die vor dem ersten Zusammenprall von Eisen auf Eisen lag, rief Julius Valerius, der einst Bán von den Eceni gewesen war, noch einmal jene Geister an, die ihn am strengsten verurteilt hatten, und forderte sie auf, ihn nun auch bis zu seinem Tode zu begleiten.
    Wie von ihm vorhergesagt, bewegten sich die Gallier nun in einer speerspitzenartigen Formation auf sie zu, um ihre Mitte aufzubrechen. Valerius hielt seine Stute so lange zurück, bis der erste von ihnen seine Waffen mit Caradoc kreuzte, schob sich dann in seitlicher Richtung zwischen seine Feinde und agierte wie sein eigener Ein-Mann-Keil, um ihre Formation auseinander zu brechen. Zwar war das kein übliches Manöver, aber es war das, was ein Offizier in einer solchen Situation tun würde. Er wollte nicht, dass Marullus später von ihm sagen konnte, er hätte entweder überstürzt gehandelt oder aber gar keinen Mut gezeigt. Als die Stute jetzt nach vorne stürmte, hörte er, wie hinter ihm der belgische Junge in Todesangst aufschrie, und sandte daraufhin ein Gebet von ganz anderer Art zu seinem Gott empor, ein Gebet, das sein Bedauern über den sinnlosen Tod eines Kindes zum Ausdruck brachte.
    Den ersten seiner Widersacher tötete er wie aus Reflex, durchschnitt die Kehle jenes Mannes, der einen Sklavenjungen ohne jede Möglichkeit zur Gegenwehr allein deshalb getötet hätte, weil dieser ein leichtes Opfer war. Erst später, als die Leiche aus dem Sattel kippte, erkannte Valerius, dass es ein Römer gewesen war, kein Gallier, dessen Leben er beendet hatte, und dass er den Mann sogar gekannt hatte. In diesem Augenblick aber war es für Bedauern bereits zu spät; denn Reue führte rasch zum Tod, und genau das erlaubte ihm der seinem Körper innewohnende Instinkt nicht.
    Valerius zerrte sein Pferd fort von einer anderen durch die Luft wirbelnden Klinge und ritt dabei an Cygfa vorbei, die wie jemand tötete, der dazu geboren worden war, und gleichzeitig noch Cunomar sicher an ihrer Seite hielt sowie Philonikos hinter sich. Rasch zerschmetterte Valerius für sie den Schwertarm eines Galliers, als er hörte, wie sie Cunomar zurief: »Der da ist deiner!« Er wandte sich gerade noch rechtzeitig um, als der Mann seinen Schild erhob, um damit den kraftlosen Schlag des Jungen einfach abzuwehren und gleichzeitig seinen Knüppel hochriss und damit auf Cunomars Gesicht zielte. Es wäre ein tödlicher Schlag gewesen. Valerius’ Schwert aber bestimmte seine Richtung plötzlich scheinbar von selbst, bohrte sich unter den Rand des Helmes, den der Mann trug, und in die einzige, noch ungeschützte Stelle hinein, die einen raschen Tod garantierte.
    Der Schild fiel aus den toten Fingern, und doch verfehlte er Cunomars Gesicht nur wenig. Schließlich stürzte der Gallier aus dem Sattel. Valerius beobachtete, wie sich Cunomars Mund in einem tonlosen Schrei verzerrte, der sowohl Verzweiflung als auch Hass ausgedrückt haben mochte, vielleicht sogar, obwohl dies unwahrscheinlicher war, Dank. Der Lärm der Schlacht jedenfalls war schon zu stark angeschwollen, als dass man unter dem Geschrei der vielen noch eine einzelne Stimme hätte ausmachen können. Von der Seite griffen jetzt noch weitere Gallier an, und schon war die verpasste Chance eines Jungen, endlich zu Ruhm zu gelangen, wieder bedeutungslos geworden.
    Die Verteidiger töteten, trugen auch einige Wunden davon, doch keiner von ihnen fiel. Die Felsen schirmten ihre Rücken und Seiten ab, so dass der Feind schließlich nur noch von vorn angreifen konnte. So weit zumindest hatte Marullus sie falsch eingeschätzt, oder er hatte keine Kundschafter vorausgeschickt, die das Gebiet zuvor schon einmal sondierten. Valerius’ Hoffnungen begannen bereits wieder zu keimen, bis er, in einem kurzen Augenblick der Stille, das Prasseln von auseinander spritzendem Strandkies hörte, der wie Regen auf einem Dach erschallte, und dann, als er nach rechts blickte, eine weitere Truppe von Reitern in scharfem Galopp heranpreschen sah. Diese nun machten endgültig alle Chancen zunichte, dass auch nur

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