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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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sich deiner sicherlich annehmen.« Als Valerius noch immer nicht antwortete, fügte mac Calma hinzu: »Wenn du bleibst, stirbt auch der Bursche, Iccius. Ich besitze nicht die Macht, dass ich den Galliern befehlen könnte, ihn am Leben zu lassen.«
    Es war der Name, der schließlich den Unterschied machte, obwohl Valerius später noch zornschnaubend über diesen unverschämten Missbrauch seiner Vergangenheit schimpfen sollte. In diesem Augenblick aber wusste er nur, dass er es nicht mitansehen könnte, wenn jenes Kind, dessen Geist er noch immer mit sich trug, ein zweites Mal sterben würde, und somit stand die Entscheidung fest.
    »Halt.« Valerius hatte sich gerade umgewandt, um an Bord des Skiffs zu klettern, als Caradoc ihn am Arm packte. Jetzt war es leichter, den Menschen in ihm zu erkennen; der Gott in ihm hatte niemals so gebrochen ausgesehen. Die wolkengrauen Augen waren blutunterlaufen, und in ihnen lebte eine ganze Welt des Schmerzes. Der Mut, den es brauchte, um vor diesem Blick nicht die Augen zu senken, war unaussprechlich groß. Caradoc streckte Valerius die Hand entgegen. »Gib mir dein Messer«, sagte er.
    »Was?«
    »Dein Messer. Das mit dem Falkenkopf darauf. Gib es mir.«
    Sanft rauschten die Wellen über den Kiesstrand hinweg. Eine nächtliche Möwe kreischte auf, und einer der Ruderer hieb sein Ruderblatt in den Sand. Langsam zog Valerius das Messer aus seinem Gürtel und hielt es Caradoc auf der flachen Hand hin.
    Caradoc legte die zitternden Finger seiner linken Hand auf das Wappen, hob das Messer jedoch nicht an. Dann sprach er: »Beim Volk meiner Mutter, den Ordovizern, gibt es eine bestimmte Art zwischen zwei Kriegern, die Wahrheit zu ermitteln. Zwei Hände schließen sich um den Messergriff. Jeder versucht, den anderen an der Kehle zu treffen. Nur einer geht lebend aus diesem Kampf hervor.«
    Valerius lachte bellend. »Die Ordovizer waren schon immer berühmt für ihre primitiven Bräuche.«
    »Vielleicht, aber der Brauch hat schon seine Berechtigung. Ich schwöre jetzt vor dir, beim Griff dieser Klinge, dass ich dich nicht an Amminios verraten habe, dass ich dir niemals zu irgendeinem Zeitpunkt deiner Kindheit etwas Böses gewünscht habe, dass ich mich erfreut habe an deiner Freude und geliebt habe, was du liebtest. Ich respektierte die Kraft des Träumers, der du gewesen bist, und des Kriegers, der du hättest werden können. Gerne hätte ich vor den Ältesten gesprochen, während du deine langen Nächte in der Einsamkeit absolviert hättest, und ich habe mich geehrt gefühlt, dass ich darum gebeten wurde. Und ich würde es immer noch tun.« Caradoc war weder ein Träumer noch ein Sänger, doch in seinen Worten schwang ihre Kraft mit. Seine Augen brannten. Dies waren nicht mehr die Augen des Gottes. Mit anders klingender Stimme fuhr er dann fort: »Wenn du meine Worte anzweifelst, werden wir die Probe antreten. Mac Calma ist durch unsere Ältesten nicht befugt, diese Probe zu überwachen, wohl aber Cwmfen.«
    »Und du meinst, dass sie gern dabei zuschauen möchte, wie du abgemetzelt wirst?« Allein der Vorschlag war schon grotesk. Valerius war zwar geschwächt von dem heftigen Kampf, aber noch immer nicht kampfunfähig. Caradoc dagegen stand nur noch auf seinen Beinen, weil es ihm sein Wille nicht gestattete, einfach umzufallen; er war noch nicht einmal mehr in der Lage, ein Messer zu halten. »Du hast jetzt die Chance auf ein Leben in Gallien«, entgegnete Valerius. »Dann willst du doch nicht ausgerechnet jetzt Cwmfen allein zurücklassen, so dass sie gezwungen ist, ihr Kind ohne den Vater großzuziehen, nicht wahr?«
    »Ich lasse meinen Sohn aber auch nicht unter dem Stigma aufwachsen, dass man seinen Vaters des Verrats beschuldigt hat.«
    »Man hat Menschen schon schlimmere Dinge nachgesagt.«
    »Aber nicht mir.«
    Die Messerklinge immer noch zwischen ihnen, standen sie sich auf dem Kiesstrand gegenüber. Valerius hörte, wie auf dem Schlachtfeld noch ein letzter Mann starb. Dann folgte das Schweigen der völlig verausgabten Krieger, die, wenn die Gefahr vorüber war, immer eine Weile erst mal nur stehen blieben, bis sie wieder genügend Kraft gesammelt hatten, um zu gehen.
    Sanft fragte Caradoc: »Bán? Du musst dich entscheiden. Du kannst nicht zu Breaca zurückkehren, in dem Glauben, dass ich dich verraten hätte.«
    Deine Schwester ist mein Herz und meine Seele, ist für mich die Sonne, die des Morgens aufgeht. Das war sie von unserer ersten Begegnung an, und das wird sie auch

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