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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Umbricius nieder.
    »Jupiter, Vater aller Götter, ich glaub’s einfach nicht!« Sabinius war zuallererst ein Häuptlingssohn vom Stamm der Parisii und erst in zweiter Linie Standartenträger für die Quinta Gallorum. Seine weit aufgerissenen Augen funkelten. »Wenn er dieses Schwert da zu Umbricius’ Füßen niederlegt, wird der Junge ihn damit ausweiden!« Sabinius war mindestens drei Jahre älter als Umbricius und machte ständig Gebrauch von der Autorität, die ihm dieser Altersunterschied seiner Ansicht nach verlieh.
    Valerius lächelte angespannt. »Das wird er ganz bestimmt nicht tun. Es sei denn, er möchte die nächsten beiden Tage dabei zuschauen, wie ihm langsam und Stück für Stück die Haut vom Körper abgezogen wird. Und das bezweifle ich doch stark.«
    Noch lange Zeit nach seinem Eintritt in die Legionen hatte Valerius nicht begriffen, was den wahren Wert von Disziplin ausmachte. Erst hier und jetzt wurde ihm die Bedeutung wirklich voll und ganz bewusst. Umbricius, der Gallier, aufs Unerträglichste gedemütigt, hätte ganz zweifellos sein Bestes getan, um den rothaarigen Riesen abzuschlachten, der gerade in einer exakten Parodie auf Vercingetorix’ Kapitulation vor Caesar zu seinen Füßen niederkniete - und hätte mit seinem Leben dafür gebüßt. Umbricius, der gut ausgebildete Soldat der Hilfstruppe hingegen, der ein Dutzend Auspeitschungen erlebt und unzählige Nächte Arbeitsdienst hatte ableisten müssen, zuckte nicht mit der Wimper und bewahrte weiterhin militärisch stramme Haltung, während der Hüne schließlich auch seinen Speer und sein Kampfmesser ablieferte. Eine dieser beiden Waffen hätte dem Gallier unter Garantie den Garaus gemacht, noch bevor er das Schwert hätte erheben können. Lächelnd trat der rotblonde Krieger wieder zurück.
    Die Soldaten in den Reihen der Hilfstruppen, die die Szene mit angehaltenem Atem verfolgt hatten, atmeten erleichtert aus. Valerius merkte, dass seine Handflächen klebrig vor Schweiß waren, widerstand jedoch dem Drang, sie an seinen Schenkeln abzuwischen; auch er konnte seine Selbstdisziplin wahren.
    Longinus tauchte neben ihm auf, verlässlich und ernst. Als er sich vorbeugte, um an dem Geschirr seines Pferdes etwas zu regulieren, murmelte er: »Sie sind mehr als hundert Mann. Wir können nicht dulden, dass sie das alle so machen.«
    »Das müssen wir auch nicht. Siehst du? Die anderen sitzen gerade ab. Sie haben ihren Standpunkt deutlich gemacht, und das wissen sie auch. Es gibt nicht einen einzigen Gallier im gesamten Flügel, der gerade eben nicht daran erinnert worden ist, wie seine Vorfahren durch genau die Armee besiegt wurden, für die er jetzt kämpft. Der erste Thraker, der ihn deswegen verhöhnt oder gegen ihn stichelt, kann sich darauf gefasst machen, dass ihm der Schädel eingeschlagen wird und die Eier abgerissen werden. Sorg dafür, dass deine Männer das wissen.«
    »Ich glaube, das wissen sie schon. Sieh sie dir doch an.«
    Valerius drehte sich im Sattel um. Die Luft entlang der Kolonne von Reitern knisterte förmlich vor stummen Gewaltandrohungen. Keiner der Thraker wagte es, auch nur eine Miene zu verziehen.
    Valerius wandte sich wieder den Männern seines eigenen Kommandos zu. Nun, da die Zeit zum Handeln gekommen war, stellte er fest, dass er sich ganz in diesen Einsatz vertiefen und jeden anderen Gedanken aus seinem Bewusstsein verdrängen konnte. Zu Sabinius sagte er: »Gib das Signal zum Absitzen. Arbeitet jeweils zu viert; ein Mann soll die Pferde halten, die drei anderen werden die Waffen konfiszieren. Trennt die Trinovanter voneinander, teilt sie in kleine Gruppen auf. Passt auf, dass sie sich nicht zusammenrotten. Nehmt ihnen die Waffen ab, aber lasst ihnen ihre Schilde. Nur wenn sie rebellieren, werden sie die auch noch einbüßen.«
    Es war das, was sie geplant hatten, auch wenn die Aktion nicht genau so ablief, wie sie es sich vorgestellt hatten. Die Soldaten arbeiteten in jeweils vierköpfigen Gruppen, in derselben Einteilung, in der sie auch in ihren Unterkünften schliefen. Sie verteilten sich entlang der Reihe von Kriegern und teilten diese in Gruppen ein, um sie dann in Richtung der Rundhäuser und der Werkstätten zurückzudrängen. Eine Hand voll Kinder kam herbeigelaufen, um die Pferde der Stammeskrieger zu nehmen, und es war klar, dass auch dies geplant gewesen war. Die Krieger knieten nun schlicht und in betont demütiger Haltung nieder und legten ihre Waffen zu Füßen der römischen Soldaten ab. Es war

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