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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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zwar nicht die exakte Nachahmung von Vercingetorix’ Kapitulation, so wie der rothaarige Hüne sie aufgeführt hatte, kam dem aber doch recht nahe. Überdies konnten sich die Krieger ein gewisses Gefühl der Sicherheit bewahren, indem sie ihre Schilde behielten. Das war nicht gut, aber so lautete nun einmal Scapulas Befehl.
    Die Soldaten waren effizient und schnell. Zwar waren sie dem Feind zahlenmäßig noch immer unterlegen, aber nicht mehr so stark im Nachteil wie ursprünglich. Im Notfall konnten sie weitere fünfhundert Kavalleristen anfordern und ebenso viele Legionäre, und beide Seiten wussten das; darin lag ihre wahre Stärke. Valerius blieb als Einziger seiner Truppe im Sattel sitzen und wartete in einigem Abstand von den Kriegergruppen, an einer Stelle, wo er sie alle scharf im Auge behalten konnte. Die erste seiner Befürchtungen hatte sich bereits bewahrheitet. Mit den übrigen könnte es womöglich genauso kommen.
    Als er die restlichen Kinder zurückkehren sah, ahnte er das Schlimmste. Links von einem der Rundhäuser versammelte sich eine kleine Horde. Es waren Jungen und Mädchen in gleich großer Anzahl, allesamt einheitlich gekleidet mit ihren ginsterblütengelben Umhängen, alle mit Broschen und Armreifen geschmückt, alle noch zu jung, um Kriegerfedern zu tragen, aber schon alt genug, um bei der Invasionsschlacht dabei gewesen zu sein - wenn auch nicht als Kämpfer an der Front, so doch als Helfer hinter den Linien, um Wasser für die Verwundeten zu bringen, die Pferde zu halten oder zerbrochene Waffen zu reparieren. Sie waren in genau jenem Alter, in dem ihre ersten Kriegerprüfungen anstanden - jenem äußerst gefährlichen Alter, in dem Unsicherheit und prahlerischer Wagemut sich die Waage halten und die Vernunft meist völlig auf der Strecke bleibt.
    Gaudinius, der Waffenmeister der Truppe, hatte sich gerade gebückt, um ein Schwert aufzuheben, als sich ihm ein großes, mageres, dunkelhaariges Mädchen näherte. Hass flammte hell und klar in ihren Augen, sickerte förmlich aus jeder Pore ihrer Haut. Auf der abgelieferten Schwertklinge waren noch deutlich die aus alter Zeit stammenden Kerben zu erkennen, die zwar im Laufe der Generationen etwas stumpfer geworden, aber niemals glatt geschliffen worden waren. Wie die Kampfnarben eines Kriegers, so waren auch diese Kerben ein ständiger Quell des Stolzes. Der Verlust einer solch wertvollen Waffe war in jedem Alter schwer zu ertragen, sie aber ausgerechnet zu einem Zeitpunkt zu verlieren, wenn die langen Nächte in der Einsamkeit und die Volljährigkeit quasi schon in Sichtweite waren, war schrecklich genug, um dafür zu töten, koste es, was es wolle. Valerius sah den dicken Stein in der Hand des Mädchens, sah, wie es die Hand hob, um das Geschoss nach Gaudinius zu schleudern.
    »Nicht jetzt, der Teufel soll dich holen!« Er hatte die Zügel der Pferde seiner Kompanie gehalten. Hastig warf er sie Umbricius zu, der gerade in der Nähe war. »Hier, halte du sie! Und mach dich zum Aufsitzen bereit.«
    Der Schecke hatte sich bereits in Bewegung gesetzt. Valerius stürmte vorwärts, und die Menge wich geschlossen rückwärts. Es waren jetzt noch mehr Einheimische versammelt; zahlreiche Männer und Frauen, die nicht zu den Kriegern gehörten, hatten sich zu der Menge gesellt und beobachteten das Geschehen mit stummem Vorwurf. Das Mädchen glaubte offensichtlich, es könne seinen Stein noch immer schleudern, selbst jetzt, nachdem es entdeckt worden war. Valerius beugte sich aus dem Sattel hinunter und packte sie blitzschnell am Arm, ehe sie ihre Hand hoch genug heben konnte. Eine große, schlanke Frau mit dem gleichen schwarzen Haar war bereits auf der anderen Seite des Mädchens aufgetaucht. In förmlichem Trinovantisch erklärte Valerius der Frau: »Sie haben den Befehl, an den Unruhestiftern ein Exempel zu statuieren. Wenn deine Tochter unbedingt sterben möchte, dann sollte sie sich besser eine Todesart aussuchen, bei der nicht auch noch ihre gesamte Familie in Mitleidenschaft gezogen wird.«
    Er war sich nicht sicher gewesen, ob er sich überhaupt noch an die Sprache der Trinovanter erinnern konnte, doch nun, wo die Notwendigkeit bestand, kamen ihm die Worte mühelos über die Lippen. Sie starrten ihn an - die Mutter, das Kind und die dichte Menschenmenge dahinter -, starrten ihn voller Ungläubigkeit an, so als ob sie ihren Ohren nicht trauten. Das Mädchen legte den Kopf in den Nacken. In derselben Sprache sagte Valerius: »Wenn sie mich

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