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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Kavallerieverbänden schmückten sich mit den Broschen ihrer Stämme, und einige trugen eigens deshalb kurzärmlige Kettenhemden, um ihre zahlreichen bunt emaillierten Armreifen zu zeigen. Ihre Vorgesetzten erlaubten solche Dinge, immer vorausgesetzt, dass sie die Sicherheit der Männer nicht beeinträchtigten und nicht zur Quelle von internen Unstimmigkeiten oder Machtkämpfen wurden. Nach Ansicht der Römer und all derer, die zu viel Zeit in römischer Gesellschaft verbracht hatten, war der Aufzug der Gallier und Thraker protzig, geschmacklos und typisch barbarisch. Verglichen mit der überwältigenden Pracht der Trinovanter sahen sie mit ihrem Schmuck hier jedoch regelrecht ärmlich aus.
    Die Stämme mochten zwar eine zweitägige Schlacht verloren haben und damit auch einen Krieg, aber ihren Stolz hatten sie noch nicht verloren. Außerdem waren sie auch noch nicht gezwungen gewesen, ihre dicken goldenen Armreifen und Torques’ einzuschmelzen, um aus dem Metall Münzen zu prägen, mit denen sie ihre Steuern bezahlen konnten; sie trugen ihre Reichtümer und ihre ererbten Preziosen mit offenkundigem Stolz. Auch ihre Pferde waren äußerst gepflegt und gesund, nachdem sie einen ganzen Sommer lang auf fetten Weiden gegrast hatten, ihr Fell so glänzend gestriegelt, dass es das Gold der Krieger beinahe noch überstrahlte. Mindestens die Hälfte der Tiere stammte aus einer besseren Zucht als die Reitpferde der Kavallerie. Als Sabinius das Signal zum Anhalten gab, sah Valerius plötzlich, dass die Krieger ihr Haar auf der linken Seite zu einem Zopf geflochten trugen und dass in jede der Strähnen schwarze Krähenfedern eingeflochten waren, die Federkiele mit feinen Bändern aus Golddraht umwickelt. Jähe, übersprudelnde Freude stieg wie eine Blase von seiner Brust in seinen Kopf auf und zerplatzte dort in Schwindel erregender Weise.
    »Sie tragen ihre Kriegerfedern«, sagte er.
    »Was?«
    »Die Federn in ihrem Haar sind Symbol für die Feinde, die sie getötet haben. Die Farbe des Bandes, das um den Kiel gewickelt ist, verrät, welchem Stamm der Getötete angehörte und wie er starb. Ein goldenes Band weist auf einen oder mehrere Legionssoldaten hin; die Breite des Bandes definiert die genaue Anzahl. Sie wollen uns damit zu verstehen geben, dass sie während der Invasion gegen uns gekämpft haben.«
    »Dann sollten wir ihnen jetzt zu verstehen geben, dass sie nie wieder kämpfen werden.« Umbricius, der Proviantmeister, tauchte auf Valerius’ linker Seite auf. Der Mann hatte eine Leistenverletzung, die ihm ein einheimischer Krieger beigebracht hatte und die sich äußerst nachteilig auf seine Potenz ausgewirkt hatte; daher fürchtete er die Krieger im gleichen Maße, wie er sich nach Rache verzehrte.
    Valerius winkte ihn vorwärts. »Du und Sabinius, ihr steigt jetzt ab und lasst eure Pferde hier. Und dann markiert ihr, so wie wir es abgesprochen haben, eine Stelle, wo die Waffen hinterlegt werden sollen. Wir werden den Schmied, der sie zerstören soll, später rufen. Zuerst einmal müssen wir sehen, auf welche Weise sie ihre Waffen zu übergeben gedenken.« In seinem Inneren reifte eine Ahnung heran, eine Vorstellung davon, was er unter den gleichen Umständen tun würde, erfüllt von dem gleichen Wissen, von dem diese Krieger hier erfüllt sein mussten. Die Bedrohlichkeit dieser Vorstellung hinterließ einen Geschmack in seinem Mund, der an rostiges Eisen erinnerte. Er schluckte trocken und wartete.
    Die beiden Offiziere maßen ein fünf Schritte breites und zehn Schritte langes Rechteck ab, so wie sie es zuvor besprochen hatten. Bevor sie es jedoch fertig abstecken konnten, löste sich unvermittelt ein einzelner Reiter aus der langen Reihe von Kriegern und ließ sein Pferd langsam vorwärtsgehen. Der Mann war ein wahrer Riese, größer und stämmiger als jeder der Soldaten der Hilfstruppen, mit dem rotblonden Haar, das so typisch für sein Volk war, und der Haltung und dem Auftreten eines Kaisers. Er trug den leuchtend gelben Umhang der Trinovanter als sein Geburtsrecht, und sein Schwert war glänzend und blank gewetzt von den Schleifsteinen zahlloser Vorfahren. Er balancierte die Klinge flach ausgestreckt auf seinen Handflächen; und dann, in einer atemberaubenden Demonstration höchster Reitkunst, trieb er sein Pferd zum vollen Galopp an und preschte in einem perfekten Kreis um das gerade markierte Rechteck herum. Schließlich hielt er an, schwang sich mit einem eleganten Sprung aus dem Sattel und kniete vor

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