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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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anspuckt, lasse ich sie zur Strafe auspeitschen. Und das wird sie nicht überleben.«
    Die Frau trug acht Kriegerfedern im Haar, alle mit breiten Goldbändern umwickelt, und sie hatte gerade eben erst mit all der Würde, die sie unter diesen Umständen aufbringen konnte, das Schwert ihrer Ahnen zu Füßen des Feindes niedergelegt. Sie konnte, so schien es, ihre Tochter ebenso gut beherrschen wie sich selbst, und das ganz ohne Worte. Die Menschenmenge teilte sich schweigend und ließ die Frau und das Mädchen durch, und als Valerius sich umblickte, waren auch die anderen Kinder gegangen. Er zog sein Pferd herum und ritt wieder zu der Stelle zurück, wo seine Männer warteten. Dann beugte er sich hinab, um Umbricius die Zügel wieder aus der Hand zu nehmen. Der andere Mann starrte ihn entgeistert an. »Warum hast du das getan?«
    Valerius hatte rein instinktiv gehandelt und sich damit selbst überrascht. Sie erinnerte mich an jemanden, den ich früher einmal kannte. Laut antwortete er: »Sie ist doch noch ein Kind. Wenn wir sie ausgepeitscht hätten, wäre sie gestorben.«
    »Na und? Ein Kind zahlt keine Steuern. Ich persönlich glaube, sie ist genau das, was der Statthalter im Sinn hatte, als er...«
    Umbricius verstummte abrupt. Valerius sagte nichts. Umbricius war ihm nur ein einziges Mal in die Quere gekommen, und dieses eine Mal würde er niemals vergessen. Frustriert fuhr der Mann fort: »Na schön, und wen nehmen wir dann als Exempel, wenn jeder Einzelne von diesen Bastarden lammfromm zu unseren Füßen niederkniet und uns das gibt, was wir verlangen?«
    Valerius lächelte grimmig. »Nur Geduld. Es wird schon noch einer kommen. Sie werden nicht alle so leicht aufgeben.«
    Er glaubte fest daran, obwohl noch immer nicht klar war, wer unter den Trinovantern dazu bereit sein könnte, ein Risiko auf sich zu nehmen. Die Spannung wuchs, nachdem die Kinder sich zerstreut hatten, aber das absurde Theater nahm seinen Fortgang, ganz so, als ob jeder Krieger auf seine Rolle gedrillt worden wäre. Nach einer Weile, als der Stapel der konfiszierten Waffen bis auf Kniehöhe angewachsen war, befahl Valerius dem Schmied, seinen Amboss ins Freie hinauszuschaffen und mit dem Entzweibrechen der Klingen anzufangen.
    Hünenhaft groß, breitschultrig und rotschöpfig, entpuppte sich der Schmied als der außergewöhnlich gute Reiter, der als Allererster seine Waffen zu Umbricius’ Füßen niedergelegt hatte. Ihm hätte man am ehesten zugetraut, dass er rebellieren würde, doch er tat es nicht, selbst dann nicht, als man ihm befahl, das zu zerstören, was seine Ahnen erschaffen hatten. Sabinius, der früher einmal der Waffenschmied der Truppe gewesen war und daher den Wert dessen, was dort gerade systematisch zerstört wurde, nur zu gut kannte, sagte: »Der Mann würde sich hervorragend für die Hilfstruppen eignen, wenn wir ihn dazu überreden könnten, für uns zu kämpfen.«
    »Seine Enkelsöhne vielleicht«, entgegnete Valerius, »oder diejenigen, die nach ihnen kommen. Aber der hier wird niemals irgendetwas anderes sein als unser Feind.«
    Feind oder nicht, der Hüne war in jedem Fall ein Mann, der methodisch und sorgfältig vorging. Er brach jedes Schwert exakt in der Mitte durch, legte dann jeweils das Heft mit dem kunstvoll verzierten Schwertknauf auf die eine Seite und die Klingenspitze auf die andere. Es war keine Arbeit, die sich schnell erledigen ließ. Ein Schwert, das die Kriege von fünf Generationen mitgemacht hat, das in dem Blut von Hunderten von feindlichen Kriegern gestählt worden ist, ein solches Schwert zerbricht nicht so ohne weiteres. Einige Klingen mussten erst erhitzt werden, bevor sie sich entzweibrechen ließen, und das dauerte seine Zeit. Das herbe Aroma glühenden Metalls kratzte im Hals und brannte in den Augen. Die Soldaten der Hilfstruppe husteten und wischten sich übers Gesicht, bevor sie mit ihrer Arbeit fortfuhren. Nur die Einheimischen blieben trockenen Auges.
    Der Vorfall, der die Situation so abrupt änderte, ereignete sich beim letzten Rundhaus. Ein junger Krieger mit auffallend weizenblondem Haar ließ sich auf die Knie sinken und legte sein Schwert zu Füßen von Gaudinius, dem Waffenmeister, nieder. Es war ein schönes Schwert: Die kunstvollen, in das Metall eingeschweißten Muster hoben sich dank langen, sorgfältigen Polierens fast plastisch von ihrem Untergrund ab, und das Heft war eng mit Kupferdraht umwickelt, aber der Schwertknauf war schlicht und ohne jede Verzierung. Obgleich der

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