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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Invasionsschlachten getragen hatte und das ihn nun auch durch diese hätte tragen sollen; das war eine braune Stute von pannonischer Abstammung, und Corvus hatte sie ausgeliehen, möglicherweise sogar verschenkt - wer kann schon von dem Sohn eines römischen Statthalters verlangen, eine Leihgabe zurückzugeben? - an Marcus Ostorius.
    Valerius nahm dies mit einem Stirnrunzeln zur Kenntnis. Einem anderen Mann gegenüber hätte diese Geste alles bedeuten können. Corvus las darin eine stumme Frage, die auch sogleich beantwortet wurde. »Wenn er gegen die Eceni kämpfen und überleben soll, dann braucht er ein vernünftiges Pferd.«
    Valerius lächelte verkniffen. »Die Ala Quinta Gallorum verfügt über etliche ausgezeichnete Pferde. Du hättest ihm nicht deines überlassen müssen.«
    »Wäre es dir lieber, wenn ich ihm deinen gescheckten Menschenfresser gäbe?«
    »Der Statthalter würde dich wegen versuchten Mordes hängen, wenn du es wagen solltest, ihm das auch nur anzubieten.«
    »Eben, und deshalb hat er stattdessen mein Pferd, das ihn nicht umbringen, sondern vielleicht sogar dafür sorgen wird, dass er am Leben bleibt.«
    »Und weiß er auch, dass sein Pferd sein Kindermädchen ist, ebenso wie sein Präfekt?«
    Er hatte schon immer Corvus’ jeweilige Stimmung deuten können. Und wie immer, so spürte er den Stimmungsumschwung auch diesmal, noch bevor er ihn sah. Und als er dann begriff, da war die Erkenntnis wie ein wuchtiger Schlag auf die Brust, der sein Herz abrupt aus seinem Rhythmus brachte.
    In den Augen des Präfekten glomm Zorn. Mit ruhigem Nachdruck sagte er: »Wenn du das - oder irgendetwas in der Art - noch einmal sagst, dann werde ich dich auspeitschen lassen und zum einfachen Soldaten degradieren. Hast du mich verstanden?«
    In den gesamten acht Jahren ihrer Beziehung hatte Corvus seine leitende Stellung niemals als Waffe benutzt, ganz gleich, wie heftig sie sich gestritten haben mochten. Valerius, der fühlte, wie sich seine Kopfhaut zusammenzog, erwiderte gepresst: »Voll und ganz.«
    Du wirst weder Liebe noch Freude kennen … Der Fluch hatte ihn nicht davon ausgeschlossen, den Entzug von Liebe zu spüren oder über ihren Verlust zu trauern. Er hatte sich diese Liebe stets als etwas Immerwährendes vorgestellt, ebenso sicher und verlässlich wie das Aufgehen und Untergehen des Mondes, etwas Stabiles, gegen das er gefahrlos wettern und zu dem er später, wenn der Zorn erloschen war, wieder zurückkehren konnte. Nun kämpfte er noch immer mit dem Schock, der ihm das seltsame Gefühl vermittelt hatte, hohl und schwerelos zu sein, und er bemühte sich angestrengt, zuzuhören, sich an Corvus’ Worte zu erinnern und an ihre Bedeutung, sowohl die vordergründige als auch die tiefere.
    »Gut«, sagte Corvus. »Dann hör mir zu und überleg dir deine Antworten sorgfältig. Wie du vielleicht weißt, erhebt der Vasallenkönig Prasutagos jetzt Anspruch auf die Herrschaft über die Eceni. Er tut dies mittels einer Frau namens Silla, die Mitglied der königlichen Familie ist. Sie hat ihrem ›König‹ bisher zwei Söhne geschenkt, die allerdings tot zur Welt kamen, aber es kann durchaus sein, dass sie ihm noch ein lebendes Kind schenkt, das später als sein Nachfolger fungiert.«
    Corvus hielt inne und wartete auf eine Antwort. Er bekam jedoch keine. Valerius hatte bereits durch die Klatschmäuler in der Festung von Tagos’ Königswürde erfahren, aber über den Grund für seine Erhebung hatten sie nichts gesagt. Die Soldaten, die in einer reinen Männerwelt aufgewachsen waren, hatten Wein und Gold für ausreichend gehalten, um sich gesellschaftliches Prestige zu erkaufen. Valerius, in einer anderen Welt groß geworden, hätte die Wahrheit erkennen müssen, hatte sie aber nicht gesehen. In seiner Vorstellung war Silla noch viel zu jung, um sich einen Mann zu nehmen, ganz gleich, wen. Sie war drei Jahre alt und teilte das Bett mit ihm, und dabei klebte sie wie eine Klette an ihm, immer auf der Suche nach Wärme und Geborgenheit; selbst im Hochsommer schmiegte sie sich beim Schlafen eng an ihn, denn sie konnte das Gefühl des Alleinseins nicht ertragen, das sie jedes Mal überkam, wenn sie weit auseinander lagen. Sie war sechs und lag draußen vor einer Schmiede im Gras, während sie ihrem Vater dabei zuschaute, wie er ein Schwert schmiedete, das eines Tages das Zeichen des Schlangenspeers auf seinem Knauf tragen würde. Sie interessierte sich nicht für Schwerter, und daher schweifte ihre Aufmerksamkeit

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