Das Schwert der Keltin
gemacht, stets die eine oder andere Abteilung ihrer Hilfstruppen in den näheren Umkreis um das jeweilige Kampfgebiet zu schicken und systematisch das Gelände abkämmen zu lassen, um die Familien jener Krieger, die mitten im Kampfgetümmel steckten, lebend gefangen zu nehmen. Einige ihrer Gefangenen hatten sie draußen vor den Toren ihrer Festungen aufgehängt, andere waren in die Sklaverei verkauft worden; doch Scapula hatte schon vor langer Zeit überall bekannt gemacht, dass die Gefangennahme der Bodicea oder Caradocs oder irgendeines Mitglieds ihrer Sippe eine Angelegenheit von höchster Priorität war und dass das Schicksal, das ihrer dann in Rom harrte, nicht der rasche Tod durch den Strang am Rande eines Schlachtfelds sein würde. Es wären erheblich mehr Krieger nötig gewesen, als sie erübrigen konnten, um Breacas Sicherheit zu gewährleisten, und allein dieses große Kriegeraufgebot hätte Scapula schon auf ihre Anwesenheit aufmerksam gemacht. Somit verließ die Bodicea also ihre Krieger, damit sie den Sieg allein fanden und die Kämpfe ungehindert weitergehen konnten.
Breaca war gerade in einer Ratssitzung im Großen Versammlungshaus der Ältesten von Mona, als bei ihr die Wehen einsetzten. Von den Ahnen erbaut und von jeder darauf folgenden Generation sorgfältig in Stand gehalten, war das Versammlungshaus groß genug, dass alle Träumer, Sänger und Krieger von Mona darin Platz fanden, ohne sich bedrängt zu fühlen. Die Wände bestanden aus Stein, von früheren Generationen behauen und geglättet in einer Zeit, die so weit zurücklag, dass selbst in den ältesten Geschichten nichts darüber festgehalten war. Die wuchtigen Dachbalken waren aus Eiche, länger und dicker als jede, die auf der Insel wuchs; die Ahnen hatten die Eichenstämme von der fernen Nordküste hergeflößt. In das Holz waren die Traumzeichen aller aufeinander folgenden Ältesten und Ranghöchsten Krieger eingeschnitzt und rankten sich spiralförmig in den hohen, rauchgeschwärzten Dachfirst empor. Hirsch und Schlange, Pferd und Lachs, Biber, Fuchs, Adler und Kröte: Sie alle erwachten zum Leben, wenn die Feuer entzündet wurden und die Menschen sich versammelten. Breacas eigenes Zeichen des Schlangenspeers prangte gleich neben dem Bären, der die Vision Marocs, des ältesten Träumers, war, und unterhalb des springenden Lachses von Venutios, ihres Amtsvorgängers, der jetzt die Hälfte der Briganter anführte - jenen riesigen, im Norden des Landes lebenden Stamm, dessen Unterstützung das Zünglein an der Waage im Kampf gegen Rom sein konnte.
Venutios war jetzt auf Mona. Bei seiner Ankunft war sofort die Ratsversammlung einberufen worden, und ihre Mitglieder hatten sich in aller Eile eingefunden, so dass er nun im Großen Versammlungshaus der Ältesten in seinem Reiseumhang vor dem Feuer stand und offen und freimütig die Art des in den Ländern der Briganter schwelenden Konflikts zu erklären versuchte - jenes Konflikts zwischen seinen eigenen Anhängern und den Gefolgsleuten Cartimanduas, mit der er gemeinsam herrschte. Cartimandua hatte ihm eine Tochter geboren, doch das bedeutete nicht, dass sie seinen Hass auf Rom teilte oder seine lebenslange Fürsorge für Mona und die Träumer. Cartimandua hasste vor allem Caradoc, und sie hatte öffentlich erklärt, dass sie kein Unternehmen, an dem er beteiligt war, in irgendeiner Weise unterstützen würde. Mehr noch als alles andere war es dieser Hass, der ihre Bande zu Scapula und Rom noch verstärkte.
Venutios war kein sonderlich hoch gewachsener Mann, und die oft miteinander kollidierenden Verpflichtungen seines Amtes drückten ihn nieder, doch er hielt den Kopf dennoch erhoben, erfüllt von dem Stolz eines Mannes, der Ranghöchster Krieger von Mona gewesen war, und seine Meinung wurde angehört und respektiert. Während er sprach, tanzte der weiche Widerschein des Feuers über sein Gesicht und schmeichelte dem Werk von Jahren.
»Ein Stammeskrieg unter den Brigantern wird niemandem etwas nützen«, erklärte er. »Cartimandua hat überall ihre Spione. Ich kann zwar insgeheim einen Kampfverband aufstellen, aber die Anzahl der Krieger muss relativ gering sein - ein paar aus jeder Siedlung, die sich an einem bestimmten Punkt treffen, scheinbar so, als ob sie gemeinsam auf die Jagd gehen wollten. Wenn wir die Krieger zu Tausenden antreten lassen, wird Cartimandua davon erfahren und uns prompt an den Feind verraten. Wenn die Römer in weiter Ferne wären, wäre das ja vielleicht
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