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Das Schwert der Vorsehung

Das Schwert der Vorsehung

Titel: Das Schwert der Vorsehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Kotzen an!«, brüllte Boholt. »Los, ins Feld! Greif dir den Drachen, statt zu quasseln!«
    »Äh, Boholt, Moment mal«, sagte plötzlich der Zwerg und strich sich den Bart. »Hast du das Abkommen vergessen? Wenn Eyck das Echsenvieh erlegt, nimmt er die Hälfte ...«
    »Eyck nimmt nichts.« Boholt bleckte die Zähne. »Ich kenne ihn. Ihm genügt es, wenn Rittersporn ein Liedchen über ihn dichtet.«
    »Ruhe!«, verkündete Gyllenstiern. »Soll es so sein. Gegen den Drachen tritt der edle fahrende Ritter Eyck von Denesle an, der in den Farben von Caingorn als Lanze und Schwert König Niedamirs kämpft. So lautet der Beschluss des Königs!«
    »Na fein.« Yarpen Zigrin knirschte mit den Zähnen. »Lanze und Schwert Niedamirs. Hereingelegt hat uns der kleine König von Caingorn. Und was nun?«
    »Nichts.« Boholt spuckte aus. »Du willst dich doch wohl nicht mit Eyck anlegen, Yarpen? Er redet dummes Zeug, aber wenn er erst mal aufs Pferd gestiegen und in Fahrt gekommen ist, geht man ihm lieber aus dem Weg. Soll er doch losziehen, verdammt, und den Drachen erledigen. Und dann sehen wir weiter.«
    »Wer ist der Herold?«, fragte Rittersporn. »Der Drache wollte einen Herold. Vielleicht ich?«
    »Nein. Das ist was anderes als Liedchen singen, Rittersporn.« Boholt verzog das Gesicht. »Den Herold soll Yarpen Zigrin machen. Der hat ’ne Stimme wie ein Stier.«
    »Schön, meinetwegen«, sagte Yarpen. »Gebt das Banner mit dem Zeichen her, damit alles seine Richtigkeit hat.«
    »Aber redet anständig, Herr Zwerg. Und höflich«, bemerkte Gyllenstiern.
    »Ihr braucht mich nicht zu lehren, wie man redet.« Der Zwerg reckte stolz den Bauch vor. »Ich bin schon Gesandter gewesen, als Ihr noch zum Brot ›Bot‹ und zu den Fliegen ›Fifn‹ gesagt habt.«
    Der Drache saß weiterhin ruhig auf dem Hügelchen und schlug fröhlich mit dem Schwanz. Der Zwerg kletterte auf den größten Felsbrocken, räusperte sich und spuckte aus.
    »He, du da!«, brüllte er, die Arme in die Hüften gestemmt. »Drache, beschissner! Hör zu, was dir der Herold sagt! Also ich! Als Erster nimmt sich der ehrenhalber zerfahrene Ritter Eyck von Denesle dich vor! Und rammt dir die Lanze in die Kaldaunen, nach heiligem Brauch, dir zum Verderben, aber den armen Jungfrauen und dem König Niedamir zur Freude! Der Kampf muss ehrenhaft und nach den Regeln sein, Feuer speien darf man nicht, bloß konfessionell aufeinander einhauen, bis der andere den Geist aufgibt oder krepiert! Was wir dir von ganzem Herzen wünschen! Hast du verstanden, Drache?«
    Der Drache riss das Maul auf, schlug mit den Flügeln, dann kam er rasch vom Hügel auf ebenen Grund herab.
    »Ich habe verstanden, ehrwürdiger Herold!«, brüllte er zurück. »Es soll also der edle Eyck von Denesle zum Kampfe antreten. Ich bin bereit!«
    »Das reinste Irrenhaus.« Boholt spuckte aus und folgte mit missmutigem Blick Eyck, der im Schritt durch die Barriere von Felsbrocken ritt. »Verdammt komisch das alles ...«
    »Mach die Futterluke zu, Boholt!«, rief Rittersporn und rieb sich die Hände. »Wird das eine schöne Ballade!«
    »Hurra! Vivat Eyck!«, rief jemand aus der Gruppe von Niedamirs Bogenschützen.
    »Also ich«, antwortete Zigenfras trübsinnig, »ich hätte ihn sicherheitshalber voll Schwefel gestopft.«
    Eyck, schon auf dem Kampfplatz, grüßte den Drachen mit erhobener Lanze, klappte das Visier herunter und gab dem Pferd die Sporen.
    »Na ja«, sagte der Zwerg. »Dumm mag er ja sein, aber von der Attacke versteht er wirklich was. Seht nur!«
    Eyck, vorgebeugt, in den Sattel gepresst, senkte in vollem Galopp die Lanze. Entgegen Geralts Erwartungen sprang der Drache nicht beiseite, wirbelte nicht herum, sondern rannte einfach auf den angreifenden Ritter zu.
    »Schlag ihn! Stoß zu, Eyck!«, schrie Yarpen.
    Eyck wurde zwar vom Galopp vorwärtsgetrieben, doch er stieß nicht einfach blindlings zu. Im letzten Augenblick änderte er geschickt die Richtung, schwenkte die Lanze über den Kopf des Pferdes herum. Während er an dem Drachen vorbeischoss, stieß er mit ganzer Kraft zu, in den Steigbügeln aufgerichtet. Alle schrien wie aus einem Munde auf. Geralt schloss sich dem Chor nicht an.
    Der Drache wich dem Stoß mit einer leichten, geschickten, graziösen Wendung aus, krümmte sich wie ein lebendiges goldenes Band und langte blitzschnell, aber sacht, wirklich wie eine Katze, mit der Pfote unter den Bauch des Pferdes. Das Pferd schrie auf, riss den Hintern hoch, der Ritter schwankte im

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