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Das Schwert der Vorsehung

Das Schwert der Vorsehung

Titel: Das Schwert der Vorsehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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unaussprechlich Schlimmeres? Ist 
das
 klar?«
    Gyllenstiern kam nicht zum Antworten, denn Boholt, der an Dorregaray herangetreten war, packte ihn an der Schulter und riss ihn zu sich herum. Neuntöter und der Häcksler, schweigend und finster, schoben sich hinter Boholts Rücken hervor.
    »Hört mal zu, Herr Zauberkünstler«, sagte der riesige Haudegen leise. »Ehe Ihr anfangt, diese Eure Handbewegungen zu machen, hört zu. Ich könnte lange erklären, meine Herrschaften, was ich mir aus deinen Verboten mache, deinen Legenden und deinem dummen Gerede. Aber ich hab keine Lust. Mag dir das als meine Antwort genügen.«
    Boholt räusperte sich, legte einen Finger an die Nase und rotzte dem Zauberer auf die Stiefelspitzen.
    Dorregaray erbleichte, rührte sich aber nicht. Er sah – wie alle anderen – den Morgenstern, mit einer Kette an dem ellenlangen Schaft befestigt, den Neuntöter in der gesenkten Hand hielt. Er wusste – wie alle anderen –, dass die für einen Zauberspruch nötige Zeit ungleich länger war als die Zeit, die Neuntöter brauchte, um ihm den Schädel zu zertrümmern.
    »So«, sagte Boholt. »Und jetzt geht hübsch beiseite, meine Herrschaften. Und wenn du Lust bekommst, wieder das Maul aufzureißen, dann stopf dir rasch ein Büschel Gras rein. Denn wenn ich noch einmal dein Gewinsel höre, wirst du an mich denken.«
    Boholt drehte sich um, wischte sich die Hand ab.
    »Also, Neuntöter, Häcksler, an die Arbeit, sonst entwischt uns das Vieh noch.«
    »Es sieht nicht so aus, als hätte es vor zu entwischen«, sagte Rittersporn, der das Vorfeld beobachtete. »Seht ihn euch doch an.«
    Der goldene Drache, der auf dem Hügel saß, riss das Maul auf, hob den Kopf, schlug mit den Flügeln, fegte mit dem Schwanz über die Erde.
    »König Niedamir und ihr Ritter!«, brüllte er mit einer Stimme wie eine Messingtrompete. »Ich bin der Drache Villentretenmerth! Wie ich sehe, hat euch die Lawine, die ich, ohne mich dessen rühmen zu wollen, auf eure Köpfe losgelassen habe, nicht alle aufgehalten. Ihr seid bis hierher gekommen. Wie ihr wisst, gibt es nur drei Ausgänge aus diesem Tal. Im Osten nach Barfeld und im Westen nach Caingorn. Und diese beiden Ausgänge dürft ihr benutzen. Durch den nördlichen Ausgang, ihr Herren, werdet ihr nicht gehen, denn ich, Villentretenmerth, verbiete es euch. Wenn indes jemand mein Verbot nicht respektieren will, so fordere ich ihn zum Kampfe heraus, zum ehrlichen, ritterlichen Zweikampf. Auf konventionelle Waffen, ohne Magie, ohne Feuerspeien. Kampf bis zur völligen Kapitulation einer der beiden Seiten. Ich erwarte eure Antwort durch euren Herold, wie es der Brauch gebietet!«
    Alle standen offenen Mundes da.
    »Er redet!«, schnaufte Boholt. »Unerhört!«
    »Und noch dazu schrecklich klug«, bemerkte Yarpen Zigrin. »Weiß jemand, was konfessionelle Waffen sind?«
    »Gewöhnliche, ohne Magie«, sagte Yennefer mit gerunzelten Brauen. »Mich macht aber etwas anderes stutzig. Man kann nicht artikuliert reden, wenn man eine gespaltene Zunge hat. Der Kerl benutzt Telepathie. Passt auf, das wirkt nach beiden Seiten. Er kann eure Gedanken lesen.«
    »Was denn nun, ist er ganz bescheuert, oder was?«, fragte Kennet der Häcksler missmutig. »Ehrlicher Zweikampf? Mit einer dummen Echse? Und so einer! Wir stürzen uns alle gemeinsam auf ihn! Gemeinsam sind wir stark!«
    »Nein.«
    Sie schauten sich um.
    Eyck von Denesle zu Pferde, in voller Rüstung, die Lanze auf den Steigbügel gestellt, machte einen viel besseren Eindruck als zu Fuß. Unter dem hochgeklappten Helmvisier brannten fiebrige Augen im bleichen Gesicht.
    »Nein, Herr Kennet«, wiederholte der Ritter. »Höchstens über meine Leiche. Ich lasse nicht zu, dass in meiner Anwesenheit die Ritterehre verletzt wird. Wer es wagt, die Regeln eines ehrlichen Zweikampfes zu verletzen ...«
    Eyck sprach immer lauter, die exaltierte Stimme kippte über und zitterte vor Begeisterung.
    ». .. wer die Ehre missachtet, missachtet auch mich, und sein Blut oder meines wird auf diese gequälte Erde fließen. Die Bestie verlangt einen Zweikampf? Also gut! Möge der Herold meinen Namen verkünden! Möge das Urteil der Götter entscheiden! Auf Seiten des Drachen sind die Kraft der Klauen und Fänge und höllische Bosheit, auf meiner Seite aber ...«
    »Was für ein Kretin«, murmelte Yarpen Zigrin.
    ». .. ist das Recht, ist der Glaube, sind die Tränen der Jungfrauen, die diese Bestie ...«
    »Hör auf, Eyck, sonst kommt mich das

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