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Das Schwert der Vorsehung

Das Schwert der Vorsehung

Titel: Das Schwert der Vorsehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Intriganten, der daraus seinen Nutzen ziehen wollte. Ihr wisst, von wem ich spreche, Herr Gyllenstiern? Das ist gut. Und jetzt sind wir am Zuge. Jetzt werden wir, die Haudegen, diesen Drachen erledigen. Aber auf eigene Rechnung.«
    »Und das Abkommen, Boholt?«, presste der Kanzler zwischen den Zähnen hervor. »Was ist mit dem Abkommen?«
    »Ich scheiß auf das Abkommen.«
    »Das ist unerhört! Das ist Majestätsbeleidigung!« Gyllenstiern stampfte mit dem Fuß auf. »König Niedamir ...«
    »Was ist mit dem König?«, donnerte Boholt, auf das riesige, zweihändige Schwert gestützt. »Hat der König vielleicht Lust, persönlich gegen den Drachen zu kämpfen? Oder vielleicht stopft Ihr, sein treuer Kanzler, Euren Wanst in die Rüstung und tretet an? Warum denn nicht, bitte sehr, wir warten dann noch, meine Herrschaften. Ihr hattet Eure Chance, Gyllenstiern; wenn Eyck den Drachen erledigt hätte, hättet Ihr ihn Euch ganz genommen, wir hätten nichts abgekriegt, keine einzige goldene Schuppe von seinem Kamm. Aber jetzt ist es zu spät. Seht Euch doch mal um. Da ist niemand mehr, der für die Farben Caingorns kämpfen könnte. Noch so einen Dummkopf wie Eyck findet Ihr nicht.«
    »Das ist nicht wahr!« Der Schuster Zigenfras fiel vor dem König auf die Knie, der noch immer in die Betrachtung eines nur für ihn sichtbaren Punktes am Horizont vertieft war. »Herr König! Wartet nur ein Weilchen, bis die Unseren aus Barfeld heranziehen, da könnt Ihr was sehen! Spuckt auf den neunmalklugen Adel, jagt ihn zum Teufel! Ihr werdet sehen, wer wirklich mutig ist, wer Mumm in den Knochen hat und nicht in der Zunge!«
    »Halt’s Maul«, erwiderte Boholt ruhig, während er einen Rostfleck von seinem Brustpanzer rieb. »Halt’s Maul, Kerl, denn sonst stopf ich es dir, dass dir die Zähne in den Schlund fliegen.«
    Zigenfras, der sah, wie Kennet und Neuntöter näher kamen, zog sich rasch zurück, tauchte in der Barfelder Bürgerwehr unter.
    »König!«, rief Gyllenstiern. »König, was befiehlst du?«
    Der Ausdruck von Langeweile verschwand plötzlich vom Gesicht Niedamirs. Der minderjährige Monarch rümpfte die sommersprossige Nase und stand auf.
    »Was ich befehle?«, wiederholte er mit dünner Stimme. »Endlich hast du danach gefragt, Gyllenstiern, statt für mich zu entscheiden und für mich und in meinem Namen zu sprechen. Ich bin sehr erfreut. Und so soll es bleiben, Gyllenstiern. Von diesem Augenblick an wirst du schweigen und den Befehlen gehorchen. Der erste davon lautet: Sammle die Leute, lass Eyck von Denesle auf den Wagen legen. Wir kehren nach Caingorn zurück.«
    »Herr ...«
    »Kein Wort, Gyllenstiern. Frau Yennefer, Ihr edlen Herren, ich sage Euch Lebwohl. Ich habe bei dieser Expedition ein wenig Zeit verloren, aber auch viel gewonnen. Ich habe viel gelernt. Ich danke Euch für Eure Worte, Frau Yennefer, Herr Dorregaray, Herr Boholt. Und danke für das Schweigen, Herr Geralt.«
    »König«, sagte Gyllenstiern. »Was soll das? Der Drache ist doch hier. Man braucht nur die Hand auszustrecken. König, dein Traum ...«
    »Mein Traum«, wiederholte Niedamir nachdenklich. »Den hab ich noch nicht. Und wenn ich hierbleibe ... Vielleicht werde ich ihn dann nie haben.«
    »Und Malleore? Und die Hand der Prinzessin?«, beharrte der Kanzler und fuchtelte mit den Armen. »Und der Thron? König, das Volk dort wird dich anerkennen ...«
    »Ich scheiß auf das Volk dort, wie Herr Boholt zu sagen pflegt.« Niedamir lächelte. »Der Thron von Malleore gehört mir sowieso, denn ich habe in Caingorn dreihundert Panzerreiter und anderthalbtausend Mann Fußvolk gegen deren tausend elende Spießbürger. Und was die Anerkennung betrifft, die kriege ich auch so. Ich werde so lange aufhängen, enthaupten und vierteilen lassen, bis sie mich anerkennen. Und was die Prinzessin angeht, dieses fette Kalb, so pfeif ich auf ihre Hand, ich brauch bloß ihren Steiß, dass sie mir einen Thronfolger gebiert, danach wird sie sowieso vergiftet. Nach der Methode von Meister Zigenfras. Genug geredet, Gyllenstiern. Mach dich an die Ausführung der erteilten Befehle.«
    »In der Tat«, flüsterte Rittersporn Geralt zu. »Er hat viel gelernt.«
    »Das hat er«, bestätigte Geralt, den Blick auf den Hügel gerichtet, wo der goldene Drache, den dreieckigen Kopf gesenkt, mit der gespaltenen, scharlachroten Zunge etwas leckte, was neben ihm im Grase saß. »Aber ich möchte nicht sein Untertan sein, Rittersporn.«
    »Und was geschieht jetzt, was meinst

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