Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schwert der Vorsehung

Das Schwert der Vorsehung

Titel: Das Schwert der Vorsehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
Vom Netzwerk:
Er sah, wie der Horizont sich aus waagerechter Lage senkrecht aufrichtete. Er versuchte vergebens, die Finger zu einem Schutzzeichen zu formen, prallte schwer mit der Seite auf den Boden, und das Schwert glitt ihm aus der erstarrten Hand. In seinen Ohren hämmerte und rauschte es.
    »Fesselt sie, solange der Spruch wirkt«, sagte Yennefer von irgendwo oben und weit entfernt. »Alle drei.«
    Dorregaray und Geralt, betäubt und ohnmächtig, ließen sich ohne Widerstand und ohne ein Wort fesseln und am Wagen festbinden. Rittersporn zappelte und fluchte, so kriegte er, noch ehe er festgebunden war, eins aufs Maul.
    »Wozu sie fesseln, die Verräter, die Hundesöhne«, sagte Zigenfras, der näher kam. »Sofort kaltmachen und fertig.«
    »Bist selber ’n Sohn, und nicht von ’nem Hund«, sagte Yarpen Zigrin. »Wozu hier die Hunde schlechtmachen. Verzieh dich, du Latsch.«
    »Ihr seid mächtig mutig«, knurrte Zigenfras. »Es wird sich zeigen, ob euer Mut ausreicht, wenn meine Leute aus Barfeld kommen, dann werden wir sehen ...«
    Mit einer für seine Figur unerwarteten Gewandtheit drehte sich Yarpen herum und hieb ihm den Axtstiel vor die Stirn. Der neben ihm stehende Neuntöter korrigierte mit einem Fußtritt die Richtung. Zigenfras flog ein paar Klafter weit und landete mit der Nase im Gras.
    »Daran werdet ihr noch denken!«, brüllte er auf allen vieren. »Euch alle ...«
    »Jungs!«, schrie Yarpen Zigrin. »Macht ihn fertig, den Schuster, den Hurensohn! Greif ihn dir, Neuntöter!«
    Zigenfras wartete nicht ab. Er stürzte los und rannte, was das Zeug hielt, auf die östliche Klamm zu. Hinter ihm liefen wirr durcheinander die Barfelder Fährtensucher. Die Zwerge warfen ihnen mit brüllendem Gelächter Steine nach.
    »Irgenwie ist gleich die Luft frischer geworden.« Yarpen grinste. »Also, Boholt, nehmen wir uns den Drachen vor.«
    »Gemach.« Yennefer hob die Hand. »Nehmen könnt ihr, aber die Beine in die Hand. Hurtig. Allesamt, wie ihr hier steht.«
    »Ach was?« Boholt richtete sich auf, und seine Augen funkelten feindselig. »Was sagt Ihr da, durchlauchtigste Frau Hexe?«
    »Verschwindet von hier, dem Schuster nach«, wiederholte Yennefer. »Alle. Mit dem Drachen werde ich allein fertig. Mit nichtkonventionellen Waffen. Und im Gehen könnt ihr euch bei mir bedanken. Wenn ich nicht gewesen wäre, hättet ihr das Hexerschwert zu spüren bekommen. Also los, macht hin, Boholt, ehe ich die Geduld verliere. Ich warne euch, ich kenne einen Spruch, mit dem ich Wallache aus euch machen kann. Ich brauche bloß die Hand zu heben.«
    »Also nein«, presste Boholt hervor, »meine Geduld hat die Grenze des Möglichen erreicht. Ich lass mich nicht zum Narren halten. Häcksler, mach die Deichsel vom Wagen los. Ich merke, dass auch ich eine nichtkonventionelle Waffe brauche. Gleich wird sich hier jemand das Kreuz verrenken, meine Herrschaften. Ich will auf niemanden mit dem Finger zeigen, aber gleich wird sich eine bestimmte ekelhafte Hexe das Kreuz verrenken.«
    »Versuch’s nur, Boholt. Dann hab ich heut noch ein bisschen Spaß.«
    »Yennefer«, sagte der Zwerg vorwurfsvoll. »Warum?«
    »Vielleicht mag ich einfach nicht teilen, Yarpen?«
    »Na ja.« Yarpen Zigrin lächelte. »Das ist zutiefst menschlich. So menschlich, dass es fast zwergisch ist. Es macht Freude, so vertraute Züge bei einer Zauberin zu sehen. Denn ich teile auch nicht gern, Yennefer.«
    Er krümmte sich mit einer kurzen, blitzschnellen Bewegung. Eine Stahlkugel, die er wer weiß woher und wann genommen hatte, pfiff durch die Luft und traf Yennefer mitten auf die Stirn. Ehe die Zauberin zur Besinnung kam, hing sie schon in der Luft, an den Armen vom Häcksler und Neuntöter festgehalten, und Yarpen umwickelte ihr die Finger mit einer Schnur. Yennefer schrie wütend auf, aber einer von Yarpens Jungs, der hinter ihr stand, warf ihr einen Zügel über den Kopf, zog fest zu, dass der Riemen in ihren offenen Mund geriet und den Schrei erstickte.
    »Und was nun, Yennefer?«, sagte Boholt und kam auf sie zu. »Wie willst du einen Wallach aus mir machen? Wo du keine Hand rühren kannst?«
    Er riss ihr den Kragen des Wamses auf, zerriss den Rock und schob ihn beiseite. Yennefers Kreischen wurde von dem Zügel gedämpft.
    »Ich hab jetzt keine Zeit«, sagte Boholt, während er sie ungeniert unter dem brüllenden Gelächter der Zwerge befingerte, »aber wart ein Weilchen, Hexe. Wenn wir mit dem Drachen fertig sind, werden wir Spaß haben. Fesselt sie ordentlich an

Weitere Kostenlose Bücher