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Das Schwert der Vorsehung

Das Schwert der Vorsehung

Titel: Das Schwert der Vorsehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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sie jedes Mal, wenn sie sich in Aedd Gynvael einfindet, nicht so bald wieder abreist. Und oft genug war sie schon bei uns.«
    Röhrling grinste breit, zahnlückig und vielsagend. Herboldt schaute Geralt noch immer in die Augen, ohne zu lächeln. Geralt lächelte ebenfalls, so widerwärtig er nur konnte.
    »Übrigens weiß ich darüber gar nichts.« Der Vorsteher wandte den Blick ab und scharrte mit dem Absatz auf der Erde. »Und es geht mich auch einen Hundedreck an. Aber der Zauberer Istredd, das merk dir, der ist bei uns eine wichtige Person. Unersetzlich für diese Stadt, von unschätzbarem Wert, würde ich sagen. Die Leute achten ihn, die hiesigen und auch die anderen. Wir stecken unsere Nase nicht in seine Zauberei und auch nicht besonders tief in seine sonstigen Angelegenheiten.«
    »Ist vielleicht gut so«, stimmte der Hexer zu. »Und wo wohnt er, wenn man fragen darf?«
    »Das weißt du nicht? Ja da, siehst du das Haus dort? Das weiße, hohe, das zwischen das Warenlager und das Zeughaus gerammt ist wie eine Kerze in den Arsch, ohne dass ich’s damit vergleichen will. Aber jetzt triffst du ihn dort nicht an. Istredd hat vor kurzem beim Südwall was aus der Erde gegraben und buddelt jetzt in der Gegend wie ein Maulwurf. Und Leute hat er mir zu diesen Grabungen geschickt. Ich bin hingegangen, hab höflich gefragt, was buddelt Ihr hier Löcher, Meister, wie ein kleines Kind, die Leute fangen schon an zu lachen. Was ist da in der Erde? Er aber schaut mich an wie so einen armen Schlucker und sagt: ›Geschichte.‹ Was denn nun wieder für eine Geschichte, frag ich. ›Die Geschichte der Menschheit. Antworten auf Fragen. Auf die Frage, was war, und auf die Frage, was sein wird.‹ Scheiße war hier, sag ich zu ihm, Ödland, Dickicht und Werwölfe, bevor die Stadt gebaut wurde. Und was sein wird, hängt davon ab, wen sie in Rakverelin zum Statthalter ernennen, womöglich wieder so einen elenden Halbelf. Aber in der Erde gibt’s keine Geschichten, nichts gibt’s da, höchstens Würmer, wenn wer angeln gehen will. Denkst du, er hat auf mich gehört? Woher denn. Er gräbt weiter. Wenn du dich also mit ihm treffen willst, dann geh zum Südwall.«
    »Eh, Herr Vorsteher«, platzte Röhrling heraus. »Jetzt ist er doch zu Hause. Was wird ihm jetzt nach Graben sein, wo doch ...«
    Herboldt sah ihn drohend an. Röhrling machte den Buckel krumm und begann zu husten, wobei er von einem Fuß auf den anderen trat. Der Hexer, noch immer widerwärtig lächelnd, verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Ja, ähm, ähm ...« Der Vorsteher räusperte sich. »Wer weiß, vielleicht ist Istredd jetzt tatsächlich zu Hause. Übrigens, was geht mich ...«
    »Gehabt Euch wohl, Vorsteher«, sagte Geralt, ohne auch nur die Parodie einer Verbeugung zu versuchen. »Ich wünsche einen guten Tag.«
    Er ging zu Zikade, der ihm waffenklirrend entgegenkam. Wortlos streckte er die Hand nach seinem Schwert aus, das Zikade in der Armbeuge hielt. Zikade wich zurück.
    »Hast du’s eilig, Hexer?«
    »Hab ich.«
    »Ich hab mir dein Schwert angeschaut.«
    Geralt bedachte ihn mit einem Blick, der beim besten Willen nicht als warmherzig gelten konnte.
    »Da kannst du dir was drauf einbilden.« Er nickte. »Nicht viele haben es sich angeschaut. Und noch weniger konnten sich darüber auslassen.«
    »Ho, ho.« Zikade ließ die Zähne blitzen. »Das klingt ja schrecklich bedrohlich, mir läuft’s kalt den Rücken runter. Ich hab mich immer gefragt, Hexer, warum die Leute solche Angst vor euch haben. Und ich denke, jetzt weiß ich’s.«
    »Ich hab’s eilig, Zikade. Gib das Schwert her, wenn’s beliebt.«
    »Rauch in die Augen, Hexer, nichts als Rauch in die Augen. Ihr erschreckt die Leute wie der Imker die Bienen mit Rauch und Gestank, mit euren steinernen Gesichtern, diesem Gerede, diesen Gerüchten, die ihr bestimmt selber über euch ausstreut. Und die Bienen fliehen vor dem Rauch, die dummen, statt dem Hexer den Stachel in den Hintern zu jagen, der dann anschwillt wie jeder andere Hintern auch. Man sagt von euch, dass ihr nicht fühlt wie andere Menschen. Quatsch. Wenn man euch ordentlich sticht, würdet ihr’s merken.«
    »Bist du fertig?«
    »Ja«, sagte Zikade und gab ihm das Schwert. »Weißt du, was mich interessiert, Hexer?«
    »Ich weiß. Die Bienen.«
    »Nein. Ich frag mich, wenn du mit dem Schwert von einer Seite in eine Gasse kämst und ich von der anderen, wer von uns würde dann wohl ans Ende der Gasse kommen. Ich denke, darauf lohnt

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