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Das Schwert der Vorsehung

Das Schwert der Vorsehung

Titel: Das Schwert der Vorsehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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machen? Ich lehne ab. Nicht nur, dass ich dir nicht helfen werde, ich werde dich stören, soweit es meine bescheidenen Möglichkeiten erlauben. Wie du siehst, stehe ich dir an Offenheit nicht nach.«
    »Du hast kein Recht, es abzulehnen. Nicht du.«
    »Für wen hältst du mich, Istredd?«
    Der Zauberer blickte ihm geradezu in die Augen, über den Tisch nach vorn gelehnt.
    »Für eine vorübergehende Liebelei von ihr. Für eine momentane Faszination, bestenfalls für eine Laune, ein Abenteuer, wie sie Yenna zu Hunderten hatte, denn Yenna liebt es, mit Gefühlen zu spielen, sie ist impulsiv und unberechenbar in ihren Launen. Dafür halte ich dich, denn nachdem ich mit dir die paar Worte gewechselt habe, habe ich die Möglichkeit verworfen, dass sie dich ausschließlich als Werkzeug benutzt. Aber glaub mir, das passiert bei ihr recht oft.«
    »Du hast die Frage nicht verstanden.«
    »Du irrst dich, ich habe verstanden. Aber ich spreche absichtlich nur von Yennas Gefühlen. Denn du bist ein Hexer und kannst keinerlei Gefühle empfinden. Du willst meine Bitte nicht erfüllen, denn es kommt dir so vor, als sei dir an ihr gelegen, als ... Geralt, du bist nur darum mit ihr zusammen, weil sie es so will, und du wirst es so lange sein, wie sie es will. Das aber, was du fühlst, ist eine Projektion ihrer Gefühle, des Interesses, das sie für dich aufbringt. Bei allen Dämonen der Tiefe, Geralt, du bist kein Kind, du weißt, was du bist. Du bist ein Mutant. Versteh mich nicht falsch, ich sage das nicht, um Verachtung oder Abscheu auszudrücken. Ich stelle eine Tatsache fest. Du bist ein Mutant, und einer der Grundzüge deiner Mutation ist völlige Unempfindlichkeit für Gefühle. So bist du geschaffen worden, damit du deinen Beruf ausüben kannst. Verstehst du? Du kannst nichts fühlen. Was du für Gefühle hältst, das ist das Zellgedächtnis, somatisch, wenn du weißt, was das Wort bedeutet.«
    »Stell dir vor, ich weiß es.«
    »Umso besser. Also hör zu. Ich bitte dich um etwas, worum ich einen Hexer bitten kann, nicht aber einen Menschen. Ich bin dem Hexer gegenüber offen, bei einemMenschen könnte ich mir Offenheit nicht erlauben. Geralt, ich will Yenna Verständnis und Beständigkeit geben, Gefühl und Glück. Kannst du, Hand aufs Herz, dasselbe behaupten? Nein, kannst du nicht. Für dich sind das Wörter ohne Bedeutung. Du hängst dich an Yenna und freust dich wie ein Kind über die momentane Sympathie, die sie dir erweist. Wie ein verwilderter Kater, nach dem alle mit Steinen werfen, schnurrst du, zufrieden, dass sich da jemand gefunden hat, der sich nicht fürchtet, dich zu streicheln. Verstehst du, was ich meine? Oh, ich weiß, dass du verstehst, dumm bist du nicht, das ist klar. Du siehst also selbst, dass du kein Recht hast abzulehnen, wenn ich höflich bitte.«
    »Ich habe dasselbe Recht abzulehnen«, erwiderte Geralt, »wie du zu bitten, und damit heben sich unsere Rechte gegenseitig auf, wir kommen zum Ausgangspunkt zurück, und dieser Punkt sieht so aus: Yen, die sich anscheinend nicht um meine Mutation und ihre Folgen kümmert, ist jetzt mit mir zusammen. Du hast dich ihr erklärt, das ist dein Recht. Sie hat dir gesagt, dass sie es sich überlegen wird? Ihr Recht. Du hast den Eindruck, dass ich sie daran hindere, einen Entschluss zu fassen? Dass sie zögert? Dass ich der Grund ihres Zögerns bin? Aber das ist nun mein Recht. Wenn sie zögert, so hat sie sicherlich Gründe dafür. Sicherlich habe ich ihr etwas zu geben, wenn es in der Sprache der Hexer vielleicht auch an Wörtern dafür fehlt.«
    »Hör zu ...«
    »Nein. Hör du mir zu. Du warst einmal mit ihr zusammen, sagst du? Wer weiß, vielleicht bin nicht ich, sondern du warst für sie nur eine flüchtige Liebelei, eine Laune, ein Mangel an Gefühlsbeherrschung, wie er für sie so typisch ist? Istredd, ich kann nicht einmal ausschließen, dass sie dich damals lediglich als Werkzeug betrachtet hat. Das, Herr Zauberer, kann man nur aufgrund eines Gesprächs nicht ausschließen. In diesem Fall, scheint mir, ist das Instrument wesentlicher als Beredsamkeit.«
    Istredd zuckte nicht einmal, verzog keine Miene. Geralt bewunderte seine Selbstbeherrschung. Nichtsdestoweniger ließ das fortdauernde Schweigen erkennen, dass der Hieb gesessen hatte.
    »Du spielst mit Worten«, sagte der Zauberer schließlich. »Du berauschst dich an ihnen. Mit Worten versuchst du normale, menschliche Gefühle zu ersetzen, die du nicht hast. Deine Worte drücken keine Empfindungen

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