Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schwert der Vorsehung

Das Schwert der Vorsehung

Titel: Das Schwert der Vorsehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
Vom Netzwerk:
aus, es sind nur Geräusche, solche gibt dieser Schädel von sich, wenn man darauf klopft. Denn du bist ebenso leer wie dieser Schädel. Du hast kein Recht ...«
    »Hör auf«, unterbrach ihn Geralt scharf, vielleicht sogar zu scharf. »Hör auf, mir hartnäckig Rechte abzusprechen, ich hab das satt, hörst du? Ich habe dir gesagt, unsere Rechte sind gleich. Nein, Hölle und Pest, meine sind größer.«
    »Wirklich?« Der Zauberer erbleichte leicht, womit er Geralt eine unaussprechliche Freude machte. »Und worauf gründet sich das?«
    Der Hexer zögerte einen Augenblick und beschloss, ihm den Rest zu geben.
    »Darauf«, platzte er heraus, »dass sie gestern Nacht mich geliebt hat und nicht dich.«
    Istredd zog den Schädel zu sich heran, strich darüber. Zu Geralts Verwunderung zitterte seine Hand nicht einmal.
    »Du meinst, daraus folgen irgendwelche Rechte?«
    »Nur eins. Das Recht, Schlüsse zu ziehen.«
    »Aha«, sagte der Zauberer langsam. »Gut. Wie du willst. Mich hat sie heute Vormittag geliebt. Zieh deine Schlüsse, du hast das Recht. Ich habe meine schon gezogen.«
    Das Schweigen dauerte lange. Geralt suchte verzweifelt nach Worten. Er fand keine. Keine.
    »Schade um das Gerede«, sagte er schließlich und stand auf, böse auf sich selbst, denn es klang nassforsch und dumm. »Ich gehe.«
    »Geh zum Teufel«, erwiderte Istredd ebenso nassforsch, ohne ihn anzuschauen.

V
    Als sie hereinkam, lag er angezogen auf dem Bett, die Hände unterm Genick. Er tat, als schaue er zur Decke. Er schaute auf sie.
    Yennefer schloss langsam hinter sich die Tür. Sie war schön.
    Wie schön sie ist, dachte er. Alles an ihr ist schön. Und bedrohlich. Diese ihre Farben, dieser Kontrast von Schwarz und Weiß. Schönheit und Bedrohung. Ihre rabenschwarzen Naturlocken. Ihre Wangenknochen, ausgeprägt, von einem Fältchen gezeichnet, das das Lächeln – wenn sie es für angebracht hielt zu lächeln – neben den Lippen erscheinen ließ, die wunderbar schmal und blass unter dem Rouge waren. Ihre Brauen, wunderbar unregelmäßig, wenn sie die Kohle abwusch, mit der sie sie tagsüber nachzog. Ihre Nase, ein wunderbares Stück zu lang. Ihre zierlichen Hände, wunderbar nervös, unruhig und geschickt. Die Taille, schmal und biegsam, von dem zu eng geschnallten Gürtel betont. Die schlanken Beine, die in der Bewegung dem schwarzen Rock runde Formen gaben. Schön.
    Sie setzte sich wortlos an den Tisch, stützte das Kinn auf die verschränkten Hände.
    »Na gut, fangen wir an«, sagte sie. »Dieses andauernde, hochdramatische Schweigen ist zu banal, mir jedenfalls. Bringen wir’s hinter uns. Steh auf und starr nicht mit beleidigter Miene die Decke an. Die Lage ist dumm genug, und wir brauchen sie nicht noch dümmer zu machen. Steh auf, sag ich.«
    Folgsam, ohne Verzögerung, setzte sich der Hexer rittlings auf den Stuhl gegenüber. Sie wich seinem Blick nicht aus. Das hatte er erwarten können.
    »Wie gesagt, bringen wir’s hinter uns, bringen wir’s schnell hinter uns. Um dich nicht in eine heikle Lage zu bringen, werde ich gleich auf alle Fragen antworten, du brauchst sie nicht einmal zu stellen. Ja, es ist wahr, als ich mit dir nach Aedd Gynvael gefahren bin, wollte ich zu Istredd und wusste, dass ich, wenn ich ihn treffe, mit ihm ins Bett gehen würde. Ich dachte nicht, dass es herauskommen würde, dass ihr euch voreinander rühmen würdet. Ich weiß, wie du dich jetzt fühlst, und deshalb tut es mir leid. Aber nein, schuldig fühle ich mich nicht.«
    Er schwieg.
    »Geralt, sag was.«
    »Er ...« Er räusperte sich. »Er nennt dich Yenna.«
    »Ja.« Sie senkte den Blick nicht. »Und ich nenne ihn Val. Das ist sein Name. Istredd ist ein Zuname. Ich kenne ihn seit Jahren, Geralt. Er steht mir sehr nahe. Schau mich nicht so an. Du stehst mir auch sehr nahe. Das ist ja eben das Problem.«
    »Denkst du darüber nach, ob du sein Angebot annehmen sollst?«
    »Dass du es weißt, ich denke drüber nach. Wie gesagt, wir kennen uns seit Jahren. Seit ... vielen Jahren. Uns verbinden Interessen, Ziele, Ambitionen. Wir verstehen einander ohne Worte. Er kann mir Halt geben, und wer weiß, vielleicht kommt der Tag, da ich Halt brauche. Und vor allem ... Er ... er liebt mich. Denke ich.«
    »Ich werde dir nicht im Wege stehen, Yen.«
    Sie warf den Kopf hoch, und in ihren veilchenblauen Augen blitzte tiefblauer Feuerschein auf.
    »Im Wege? Begreifst du denn nichts, du Idiot? Wenn du mir im Wege stündest, wenn du einfach stören würdest, dann

Weitere Kostenlose Bücher