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Das Schwert der Vorsehung

Das Schwert der Vorsehung

Titel: Das Schwert der Vorsehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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einem Damenschoß beruhigt ihn. Darum ist er geradewegs in die ›Passiflora‹ gerannt. Ich sage Euch, Herr Schwann ...«
    »Genug, Rittersporn«, zischte der Hexer. »Halt den Mund, zum Kuckuck.«
    Schwann zog die Toga um sich, klopfte die Sägespäne ab und richtete sich mit Leidensmiene auf.
    »Soo«, sagte er. »Achtet besser auf Eure Verwandten, Kaufmann Biberveldt, denn Ihr wisst selber, Ihr tragt die Verantwortung. Wenn ich Anklage erheben würde ... Aber mir ist die Zeit zu schade. Ich bin dienstlich hier, Biberveldt. Im Namen der städtischen Behörden fordere ich Euch auf, Eure Steuern zu zahlen.«
    »Hä?«
    »Die Steuern«, wiederholte der Beamte und schob die Lippen zu einer Grimasse vor, die er sicherlich jemand Bedeutenderem abgeschaut hatte. »Ja was denn? Habt Ihr von dem Vetter was abgekriegt? Wenn man Geschäfte macht, muss man Steuern zahlen. Oder im Arrest einsitzen gehen.«
    »Ich?«, brüllte Dainty. »Ich und Geschäfte? Nichts als Verluste hab ich, verdammt! Ich ...«
    »Pass auf, Biberveldt«, zischte der Hexer, und Rittersporn trat ihm heimlich gegen das fellbedeckte Schienbein.
    »Klar«, sagte er und zwang sich ein Lächeln auf das rundliche Gesicht. »Klar, Herr Schwann. Wenn man Geschäfte macht, muss man Steuern zahlen. Gute Geschäfte, hohe Steuern. Und umgekehrt, nehme ich an.«
    »Es ist nicht an mir, Eure Geschäfte zu beurteilen, Herr Kaufmann.« Der Beamte setzte sich mit saurer Miene an den Tisch, holte aus den unergründlichen Taschen der Toga ein Rechenbrett und ein Bündel Pergamente hervor, die er auf dem Tisch ausbreitete, den er zuvor mit dem Ärmel abgewischt hatte. »Ich habe nur zu rechnen und zu kassieren. Also ... Machen wir dann die Rechnung ... Das macht ... hmmm ... Zwei abziehen, eins im Sinn ... Soo ... Tausendfünfhundertdreiundfünfzig Kronen und zwanzig Kopper.«
    Aus Dainty Biberveldts Gurgel drang ein dumpfes Knurren. Die Maurer begannen erstaunt zu murmeln. Der Wirt setzte eine Schüssel ab. Rittersporn seufzte.
    »Na, dann auf Wiedersehen, Jungs«, sagte der Halbling bitter. »Wenn jemand nach mir fragt, ich bin im Arrest.«

II
    »Bis morgen Vormittag«, stöhnte Dainty. »Aber der Hundesohn, dieser Schwann, dass ihn der Schlag treffe, den alten Widerling, hätte mir auch mehr Aufschub geben können. Über anderthalbtausend Kronen, wo treib ich bis morgen so eine Summe auf? Ich bin erledigt, ruiniert, ich werd im Knast krepieren! Wir wollen nicht hier herumsitzen, verdammt, sag ich euch, wir wollen diesen Mistkerl von einem Doppler fangen! Wir müssen ihn erwischen!«
    Sie saßen alle drei auf der Marmorumrandung am Bassin eines stillgelegten Springbrunnens, der die Mitte eines kleinen Platzes zwischen den stattlichen, aber ausgesprochen geschmacklosen Steinhäusern von Kaufleuten einnahm. Das Wasser im Becken war grün und ungeheuer schmutzig, die zwischen den Abfällen schwimmenden Goldfische arbeiteten schwer mit den Flossen und schnappten mit aufgerissenem Maul an der Oberfläche nach Luft. Rittersporn und der Halbling kauten Kartoffelpuffer, die der Troubadour vor kurzem von einem vorbeifahrenden Wagen stibitzt hatte.
    »An deiner Stelle«, sagte der Barde, »würde ich die Verfolgung sein lassen und mich nach jemandem umsehen, der dir Geld borgt. Was nützt es dir, den Doppler zu fangen? Denkst du vielleicht, Schwann nimmt ihn als Gegenwert an?«
    »Du bist dumm, Rittersporn. Wenn ich den Doppler fange, nehme ich ihm mein Geld ab.«
    »Was für Geld? Was er im Säckel hatte, ist zum Begleichen der Schäden und für die Bestechung Schwanns draufgegangen. Mehr hatte er nicht.«
    »Rittersporn« – der Halbling verzog das Gesicht –, »von Poesie verstehst du ja vielleicht was, aber in Fragen des Handels bist du, entschuldige, ein Vollidiot. Hast du gehört, wie viel Steuern mir Schwann ausgerechnet hat? Und worauf zahlt man Steuern? He? Worauf?«
    »Auf alles«, behauptete der Dichter. »Ich zahle sogar fürs Singen. Und meine Erklärungen, dass ich aus einem inneren Bedürfnis heraus gesungen habe, sind ihnen schnuppe.«
    »Dumm bist du, hab ich gesagt. Bei Geschäften werden Steuern auf den Gewinn bezahlt. Auf den Gewinn, Rittersporn! Verstehst du? Dieser elende Doppler hat sich als mich ausgegeben und sich in irgendwelche Geschäfte eingelassen, ohne Frage betrügerische. Und er hat dran verdient! Er hatte Gewinn! Und ich werde die Steuern zahlen müssen, außerdem sicherlich noch die Schulden dieses Lumpen, wenn er welche gemacht hat! Und wenn

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